LTE-Datendurchsatz: Indoor versus Outdoor
Ähnlich wie bei WLAN, so sind auch bei LTE die Funkverbindungen hinter dicken Stahlbetonwänden meist schwächer als bei direkter Sichtlinie zwischen Basisstation und Endgerät. Also messen wir LTE zunächst Indoor in einem halbwegs gut versorgten Gebäude, unweit der Münchner Messe-Autobahn A94.
Danach stellen wir den LTE-Router auf das Armaturenbrett eines Autos mit 230-Volt-Versorgung und fahren in die Nähe einer möglichst schnellen LTE-Basisstation von o2, Telekom oder Vodafone. Dort messen wir den Outdoor-Durchsatz hinter der flachen Windschutzscheibe. Noch idealer stünde der 4G-Router auf dem Autodach, das ist bei Regen, Schnee und Frostwetter im Winter aber nicht erquicklich.
Telekom Mobile Data LTE 1800: Indoor
Im Gebäude, unweit der A94, stecken wir eine LTE-SIM-Karte der Deutschen Telekom mit dem schnellsten und bundesweit mobilen LTE-Tarif „Mobile Data“ in die
Fritzbox.
Die 6842 findet damit spontan eine LTE-1800-Versorgung mit einer schwachen Signalstärke von -104 dBm. Die ausgesprochen schöne Software-Oberfläche der Fritzbox meldet eine nominelle Downloadrate (DL) von 102 MBit/s und eine Uploadrate (UL) von 51 MBit/s. Der tatsächliche Netto-Download pendelt sich im Durchschnitt bei gut 32 MBit/s und der Netto-Upload bei gut 10 MBit/s ein. Die Ping-Zeiten schwanken um 43 Millisekunden. Das Surfen auf dem Testrechner fühlt sich damit genau so flott an wie in einem guten WLAN-Hotspot, der an einem schnellen VDSL-Anschluss hängt.
Telekom Mobile Data LTE 1800: Outdoor
Um die höchstmögliche LTE-Durchsatzleistung der AVM Fritzbox 6842 LTE in der Praxis zu ergründen, messen wir nicht im geschlossenen Büro zwischen Funk-dämpfenden Betonwänden, sondern idealerweise unter freiem Himmel in optimaler Sichtweite zu den großen LTE-Antennen einer LTE-Basisstation. Weil das im Winter bei Schnee und Minusgraden aber nicht immer konsequent durchzuhalten ist, stellen wir den 4G-Router ersatzweise auf das Armaturenbrett eines Autos und verbinden ihn nahezu verlustfrei über ein kurzes Gigabit-LAN-Kabel mit einem schnellen LTE-Laptop Sony Vaio S13A. Dessen eigenes 4G-Modul schalten wir zuvor ab.
Im Auto findet die Box unweit der Münchner Messe-Autobahn A94 eine sehr ordentliche LTE-1800-Versorgung mit einer guten Signalstärke von -78 dBm. Die Fritzbox meldet auch hier wiederum eine nominelle Downloadrate (DL) von 102 MBit/s und eine Uploadrate (UL) von 51 MBit/s. Der tatsächliche Netto-Download pendelt sich im Durchschnitt bei knapp 75 MBit/s und der Netto-Upload bei gut 8 MBit/s ein. Die Ping-Zeiten schwanken um 35 Millisekunden. Der Download ist an diesem Messpunkt somit besser als bei einer kabelgebundenen Fritzbox 7390 am VDSL-50-Anschluss, der Upload ist etwa gleich schnell, und die Ping-Zeiten sind ein bisschen langsamer als bei einem sehr guten VDSL-Anschluss.
Telekom LTE 1800: Peak bei 84,44 MBit/s
Um noch bessere Durchsatzwerte aus der AVM Fritzbox 6842 LTE heraus zu kitzeln, fahren wir mit dem Berliner Router auf dem Armaturenbrett kreuz und quer durch München. Als besten Netto-Download messen wir 84,44 MBit/s mitten auf der Münchener Ludwigstraße 2, zwischen dem Bayerischen Finanz- und dem Landwirtschafts-Ministerium. Die beste Pingzeit lag dort bei 26 Millisekunden. Kein anderer, stationärer LTE-Router hat in unseren Praxis-Messungen bislang 84,44 MBit/s erreicht, auch nicht der 1000-Euro-LTE-Business-Router Lancom 1781-4G vom Frühling 2012.
Lediglich der 2500 Euro teure LTE-Laptop Sony VAIO S13A vom Sommer 2012 kann dem neuen Router aus Berlin mit einem gemessenen Praxiswert von 87 MBit/s das Wasser reichen. In diesem Laptop ist das 4G-Modem von Sierra Wireless allerdings von äußerst schnellen Komponenten umgeben, die den LTE-Traffic ruckzuck abtransportieren können, wie etwa: Intel Core-i7-Prozessor, 12 GByte Hauptspeicher, zwei extrem schnelle SSDs im RAID-o-Verbund und natürlich USB 3.0. So rasante Komponenten verbaut man üblicherweise nur in High-Speed-Laptops, aber in keinem LTE-Router. Das wird zu teuer.
Die neue Fritzbox für 299 Euro holt mit 84 MBit/s wahrlich exzellente Netto-Messwerte aus dem Netz der Telekom. Zum Vergleich: Das neue Apple iPhone 5 zog in unseren Messungen an gleicher Stelle maximal 77 MBit/s aus dem Münchener LTE-1800-Netz.
Vodafone LTE 800: Indoor
Beim nächsten Test steckt eine auf 21 MBit/s gedeckelte LTE-SIM-Karte von Vodafone in der Fritzbox. Beide Teile wurden von AVM leihweise für diesen Test zur Verfügung gestellt.
Im geschlossenen Büro unweit der A94 findet dieses Gespann eine LTE-800-Umgebung von Vodafone bei einer brauchbaren Signalstärke von -89 dBm.
Die Software der Fritzbox meldet erwartungsgemäß eine nominelle Brutto-Downloadrate (DL) von 21 MBit/s und eine Uploadrate (UL) von 5,7 MBit/s.
Der tatsächliche Netto-Download hingegen pendelt sich im Durchschnitt bei knapp 11 MBit/s und der Netto-Upload bei gut 4 MBit/s ein. Die Ping-Zeiten schwanken um 58 Millisekunden. Diese Werte können mit einem Standard-DSL-Anschluss konkurrieren.
Klar, dass mit diesem Tarif nicht die vollen 50 MBit/s kommen, die das LTE-800-Netz von Vodafone ansonsten ebenfalls leisten kann, was wir durch etliche andere Messungen überprüft haben.
Vodafone LTE 800: Outdoor
Auch im Vodafone-LTE-800-Netzwerk sind im Outdoor-Betrieb schnellere Datendurchsätze zu erwarten als beim Indoor-Einsatz. Also stellen wir die Fritzbox wieder auf das Armaturenbrett und fahren neben die A94. Dort finden die eingebauten Antennen der Fritzbox eine LTE-Versorgung mit sehr guten -49 dBm, somit also ein erheblich stärkeres LTE-800-Signal als zuvor im geschlossenen Büro.
Mit diesem schönen dBm-Signalwert klettert der gemessene Netto-Download auf 21,1 MBit/s. Damit erreicht er tatsächlich die künstlich limitierte Nominal-Grenze von 21 MBit/s. Der gemessene Netto-Upload dagegen bleibt mit 5 MBit/s knapp unter der nominalen Deckelung von 5,7 MBit/s.
Die Hoffnung, dass zwischen Finanzministerium und Landwirtschaftsministerium auf Höhe der Münchener Ludwigstraße 2 auch mit Vodafone-LTE-800 noch mehr Durchsatz kommt als an der Messeautobahn, erfüllt sich nicht. Im Gegenteil: Inmitten der Münchener Prachtstrasse kommen via Vodafone bei unseren Tests nur 6,8 MBit/s im Download und 5,1 MBit/s im Upload über die AVM Fritzbox 6842 LTE auf den schnellen Laptop.
o2 LTE 800: Indoor
Beim letzten Speed-Test steckt eine auf 7,4 MBit/s gedeckelte LTE-SIM-Karte von o2 in der AVM Fritzbox 6842 LTE.
Im geschlossenen Büro unweit der Messeautobahn A94 findet dieses Gespann eine LTE-800-Umgebung von o2, mit der Global-Cell-ID 186d5-02, bei einer gerade noch brauchbaren Signalstärke von -99 dBm.
Die Software der Fritzbox meldet eine nominelle Brutto-Downloadrate (DL) von 7,42 MBit/s und eine Uploadrate (UL) von 6,14 MBit/s.
Der tatsächliche Netto-Download hingegen pendelt sich im Durchschnitt bei gut 7,3 MBit/s und der Netto-Upload bei gut 4,7 MBit/s ein. Die Ping-Zeiten schwanken um 35 Millisekunden. Die Download-/Upload-Werte können mit einem einfachen Standard-DSL-Anschluss konkurrieren, die Pingzeiten sind sogar besser.
o2 LTE 800: Outdoor
Bei einer Fahrt durch München, von Riem über Schwabing bis nach Moosach, bringt das Gespann AVM 6842 & o2-SIM im Auto fast immer stabile Downloads zwischen 5 und 7 MBit/s, die Uploads schwanken jedoch stärker, von fast Null bis über 5 MBit/s.
Die besten o2-Messwerte kommen in der Nähe des Olympiaparks, rund um die markanten Verwaltungs-Hochhäuser von BMW und o2. Auf dem Parkhausdach des Olympia-Einkaufszentrums OEZ hat man den direkten Blick auf den o2-Glasturm. Dort kommen im Test die stabilsten Messwerte: DL 7,3 MBit/s, UL 5,77 MBit/s und extrem gleichbleibende Pingzeiten von 25 Millisekunden. Durch diese flinken Reaktionszeiten fühlt sich das Surfen viel schneller an, als man es bei einem 7-MBit/s-Anschluss ansonsten vermuten würde.
Perfekte Provider-Profile
Zwischenfazit: Die drei wichtigsten Profile der deutschen LTE-Netzbetreiber, sprich Telekom Mobile Data LTE 1800, Vodafone LTE 800 und o2 LTE 800 waren bei unseren Tests, kurz vor dem bundesweiten Verkaufsstart, bereits fehlerfrei in der Fritzbox hinterlegt und haben auf Anhieb einwandfrei funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich, gab es schon andere LTE-Router im Test, bei denen einige Profile selber händisch einpflegt werden mussten. Solche Konfigurations-Qualen sind einem normalen LTE-Endkunden aber kaum zuzumuten. AVM dagegen macht es richtig. Solche Sorgfalt hilft am Ende auch dem Hersteller, Supportanrufe und Rücklaufquoten niedrig zu halten, spart also Frust und Kosten bei allen Beteiligten.
Voice-over-LTE via Vodafone LTE 800
Neben einem guten LTE-Datendurchsatz verspricht die AVM Fritzbox 6842 LTE auch schon die innovative LTE-Telefonie, allerdings klappt dieser Dienst bislang nur über das Vodafone-Mobilfunknetz.
Um ihn testen zu können, stellte die Berliner Firma AVM eine passende Vodafone-SIM-Karte mit drei Berliner „030-Festnetznummern“ und einem Sprachpasswort leihweise zur Verfügung.
Zum Test werden die drei 030er-Nummern samt Passwort in die schöne Bedien-Software des neuen 4G-Routers eingetippt und danach ein DECT-Handtelefon an der Fritzbox angemeldet.
Einige Sekunden später funktioniert die LTE-to-DECT-Telefonie im Münchener Test-Büro: Die Telefonate zwischen dem DECT-Handtelefon von AVM und einem Apple iPhone 5 klingen auf Anhieb einwandfrei. Ähnliche Verbindungstests mit einem HTC Velocity 4G und einem HTC One XL ebenso.
Die drei edlen Smartphones beherrschen ebenfalls schon LTE, genau wie die Fritzbox 6842, allerdings läuft die Telefonie bei diesen Handys noch immer über 2G/3G und nicht über LTE. Die 4G-Smartphones schalten bei Anruf allesamt noch von 4G auf 2G/3G herunter. In Sachen Voice-over-LTE ist der neue Router von AVM also schon weiter entwickelt als die neuesten LTE-Smartphones.
HD-Telefonie zwischen VF-VoLTE und 1&1-VDSL-50
Im letzten Test wird mittels Vodafone-LTE-800-VoLTE vom AVM-DECT-Handset einer AVM-LTE-Box 6842 aus ein zweites AVM-DECT-Handset an einer VDSL-Box AVM 7390 angerufen, die gerade an einem VDSL-50-Anschluss von 1&1 hängt. In diesem Falle wird ein HD-Telefonat aufgebaut, bei dem die Sprache sehr gut klingt.
Fazit
Die neue Fritzbox beherrscht gleich von Anfang an alle drei deutschen LTE-Bänder bei 800, 1800 und 2600 MHz. Die Fritzbox zeigte im Test auf Anhieb eindrucksvolle Daten-Durchsatzwerte im LTE-800-Netz von Vodafone und ganz besonders im LTE-1800-Netz der Deutschen Telekom. Auch die Telefonie-over-LTE ist schnell konfiguriert und präsentiert im Test einen guten Klang.
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3 Kommentare zu Das neue LTE-Flaggschiff im Praxistest: AVM Fritzbox 6842 LTE
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was ich nicht verstehe … warum hat der Router nur einen Gigabit LAN Anschluß ? die restlichen 3 sind die schwächeren bis zu 100 Mbit. Oder sehe ich da was falsch ? Der „alte“ 6840 hatte doch auch vier Gigabit LAN Anschlüsse.
Klare und ausführlich Beschreibung der LTE-Situation.
mfG
hubert reichelt
Habe den Router seit einer Woche im Einsatz und bin mit der LTE Leistung sehr zufrieden. Allerdings: Bis jetzt scheint er noch kein VPN Passthrough zu können. Es ist unmöglich mit einem Softwareclient hinter der Fritzbox 6842 eine VPN Verbindung herzustellen. Laut Supportseiten von AVM sollte er das aber können.
Somit ist er für Teleworker z.Zt. noch nicht brauchbar.
Der AVM Support ist bemüht, schauen wir mal.