EU-Datenschützer kündigen Sanktionen gegen Google an

Sie sollen noch vor dem Sommer verhängt werden. Grund ist eine fehlende Stellungnahme von Google zu seiner neuen Datenschutzrichtlinie. Die EU-Behörden wollen nun ihre Ermittlungen fortsetzen.

Die EU wird möglicherweise noch vor dem Sommer Sanktionen gegen Google verhängen. Das hat die französische Datenschutzaufsicht Commission Nationale de l’Informatique (CNIL) angekündigt. Google habe eine vor vier Monaten gesetzte Frist verstreichen lassen und nicht auf rund ein Dutzend Empfehlungen zu seiner neuen Datenschutzrichtlinie reagiert. Sie waren im vergangenen Oktober von den 27 nationalen Regulierungsbehörden der EU verabschiedet worden.

Google-Logo

„Die europäischen Datenschutzbehörden haben zur Kenntnis genommen, dass Google auf ihre Empfehlungen nicht präzise und effektiv geantwortet hat“, heißt es in einer Pressemitteilung des CNIL, das das Verfahren gegen Google leitet. „In diesem Zusammenhang müssen die europäischen Datenschutzbehörden handeln und ihre Ermittlungen fortsetzen. Sie schlagen deswegen die Einrichtung einer von der CNIL geführten Arbeitsgruppe vor, um repressive Maßnahmen zu koordinieren, die vor dem Sommer stattfinden sollten.“

Google bestreitet hingegen, dass seine Datenschutzrichtlinie gegen EU-Recht verstößt. „Unsere Richtlinie hält sich an europäische Gesetze und erlaubt es uns, einfachere und effektivere Dienste anzubieten“, teilte der Suchriese mit. „Wir haben in vollem Umfang mit der CNIL zusammengearbeitet und werden dies weiterhin tun.“

Die neue Datenschutzerklärung des Suchkonzerns, die rund 60 Einzelregelungen ersetzt, gilt seit März 2012. Der Suchanbieter behält sich dabei ausdrücklich vor, persönliche Informationen über seine Dienste hinweg zusammenzuführen. „Kurz gesagt: Wir behandeln Sie als einen Nutzer über all unsere Produkte hinweg, was eine einfachere, intuitivere Google-Erfahrung bedeutet“, erklärte Googles Datenschutzbeauftragte Alma Whitten im Frühjahr 2012.

Kritiker behaupten, die neue „Datenaustauschrichtlinie“ erlaube es dem Konzern, sich ein genaueres Bild von seinen Nutzern zu machen. Auch wenn die Daten gegenüber Werbetreibenden anonym bleiben, befürchten Datenschützer, dass es vor allem für Regierungsbehörden einfacher wird, die Identität eines Nutzers zu ermitteln.

Im Oktober 2012 wollten die Regulierer unter anderem von Google wissen, welche Absichten es mit seiner neuen Richtlinie verfolgt. Google benötige zudem die „explizite Zustimmung“ seiner Nutzer, um deren Daten zusammenlegen zu können. „Internetfirmen sollten keine Datenschutzhinweise entwickeln, die zu komplex, übermäßig lang und zu sehr rechtlich orientiert sind.“

Ursprünglich hatte die EU Google aufgefordert, bis zum Abschluss des Verfahrens auf die Einführung der neuen Regeln zu verzichten. Google lehnte dies mit dem Argument ab, man habe die Regulierungsbehörden vorab detailliert über die Änderungen informiert. Zu dem Zeitpunkt habe es keine Einwände gegeben.

[mit Material von Steven Musil, News.com]

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