Die Recording Industry Association of America (RIAA) wirft Google vor, sein Versprechen für eine wirksamere Eindämmung von Piraterie nicht eingehalten zu haben. Der Branchenverband der Musikindustrie erklärte, nach seinen eigenen Recherchen (PDF) habe sich seither nur wenig geändert.
„Wir anerkennen, dass Google positive Schritte unternommen hat, um die Links zu illegaler Musik auf seinem Netzwerk anzugehen“, heißt es in einer Erklärung des RIAA-Chefjustiziars Steven M. Marks. „Leider führt unsere vorläufige Analyse aber zu dem Schluss, dass das von Google vor sechs Monaten gegebene Versprechen, Piratensites herabzustufen, unerfüllt geblieben ist.“
Der Suchkonzern hatte im August 2012 neue Maßnahmen vorgestellt, um Websites zu bestrafen, die besonders häufig Beschwerden von Rechteinhabern auslösen. Die Zahl der gültigen Löschanträge für eine Site sollte künftig in der Reihenfolge der Suchergebnisse berücksichtigt werden. Die Ankündigung wurde von der Musikindustrie begrüßt, stieß aber auch auf Kritik, da sie beispielsweise von Website-Betreibern missbraucht werden könnte, um Rivalen zu schaden.
In den letzten beiden Jahren hat Google immer weitere Konzessionen gegenüber den Rechteinhabern gemacht, die sich dennoch erneut über den aus ihrer Sicht ausbleibenden Erfolg beschwerten. Erst vor einem halben Jahr veröffentlichte die RIAA einen ähnlichen Bericht, der Google dafür verurteilte, nicht genug gegen Piraterie zu unternehmen. Der Lobbyverband nannte außerdem die Löschstatistiken in Googles Transparenzbericht irreführend, die wegen Urheberrechtsverletzungen gelöschten URLs galten.
Der aktuellen RIAA-Beschwerde zufolge erscheinen „Sites mit einem großen Umfang von Raubkopien“ noch immer an der Spitze von Googles Suchresultaten, wenn nach beliebten Songs oder Interpreten gesucht wird: „Suchvorgänge nach beliebter Musik bringen weiterhin Ergebnisse, die illegale Sites in der Vordergrund stellen – auf Kosten legitimer Dienste, die oft auf hintere Seiten verdrängt werden.“ Auch Autovervollständigen führe weiterhin vielfach zu denselben illegalen Sites.
Techdirt unterstellt dem Verband der Musikindustrie, wenig von der Suche zu verstehen und deshalb zu falschen Ergebnissen zu kommen. Da Google maßgeschneiderte Ergebnisse ausliefere, erhalte nicht jeder die gleichen Ergebnisse – und die RIAA bekomme eben das, was sie finden wolle. Empfehlenswert seien außerdem SEO-Kenntnisse: „Jeder andere in der Welt, der nicht mit dem Ranking seiner bevorzugten Sites bei Google zufrieden ist, versucht ein wenig über Suchmaschinenoptimierung zu lernen. Aber nein, nicht die RIAA. Sie glauben, dass Google verpflichtet ist, alles in ihrem Sinne einzurichten.“
[mit Material von Dara Kerr, News.com]
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1 Kommentar zu Plattenfirmen: Google tut nicht genug gegen Raubkopien
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Wenn Plattenfirmen noch Platten herstellen würden, hätte Sie auch kein Problem mit illegalen Downloads ;-) Google sortiert nach Relevanz, Google merkt, auf welcher Seite die Leute fündig werden, also wann der Suchvorgang zu Ende ist und diese Seiten werden in der Suchreihenfolge bevorzugt. Das Problem ist also nicht Google, sondern eher die Nutzer von Google und die machen das vermutlich auch aus triftigen Gründen. Wer kaufen will, tut dies vermutlich eher im iTS über iTunes oder direkt bei Amazon und Co. Das Problem mit den Plattenfirmen ist, dass sie immer noch glauben, dass das Internet genauso funktioniert, wie früher, als sie ne Lizenz zum Gelddrucken hatten. Das illegale Musikdownloads irgendwann zu einem Massenphänomen wurde, lag nicht unerheblich an der Musikindustrie, die überteuerte Produkte anboten, statt die Kunden/User da abzuholen, wo sie waren. Und wie sich die Plattenfirmen ein Internet vorstellen, haben wir ja in den letzten Jahren lesen dürfen. Google mag eine Datenkrake sein, in Sachen Internetfreiheit und Zugänglichkeit würde ich immer Google mehr vertrauen, als den Plattenfirmen. Das in diesem Falle die Plattenindustrie ein Image-Problem hat und nicht Google, kommt nicht von ungefähr. Was mich nicht davon abhält zu glauben, dass die Musiker ein Recht haben, für Ihre Arbeit fair entlohnt zu werden, aber darum gings den Plattenfirmen weder früher noch heute.