Bereits zum zweiten Mal haben die Analysten der Experton Group 2013 Anbieter von Mobile-Enterprise-Produkten bewertet. Diesmal ging es um einzelne Bereiche von Middleware und Services. Experton bewertete die jeweils passenden von insgesamt 150 in Deutschland aktiven Anbietern.
Übergeordnete Kriterien waren bei der Einordnung der Angebote Portfolioattraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Anbieters. Diese wurden in 70 Einzelkriterien aufgefächert – für jede Produktkategorie andere, die sich auch in der Gewichtung unterschieden. Da Experton die Detailkriterien nur sehr selektiv offen legte, ist die Relevanz der Ergebnisse schwer zu beurteilen. Bezahlt hat die Studie ausschließlich Experton.
Zumindest nach Meinung der Marktforscher haben erstaunlich viele Hersteller ihre Hausaufgaben sorgfältig gemacht – immer landeten relativ viele Anbieter in der Spitzengruppe. Einige Beispiele: Im Bereich Mobile Enterprise Consulting schafften es 11 von 16 Anbietern in den Leader-Quadranten, vorneweg Accenture und Atos, gefolgt von T-Systems, CapGemini und Computacenter.
Beim Mobile Device Management für Smartphones und Tablets sind fünf von 15 Anbietern unter den Leadern – Mobile Iron liegt weit vorn. Bei Business AppStores sind die Deutsche Telekom und Fujitsu vorn, allerdings wurden in diesem jungen Marktsegment nur sechs Anbieter in die Untersuchung einbezogen. Bei MDM-Services für den gehobenen Mittelstand gab es überhaupt nur Leader. „Den Firmen liegt viel an diesem Thema“, rechtfertigt Frank Heuer, Senior Advisor, Experton Group, dieses Ergebnis.
Für dynamische Umastzentwicklung, professionelle Herangehensweise sowie sein Produkt- und Beratungsportfolio wurde Computacenter von Experton als „Mobile Enterprise Leader 2013“ ausgezeichnet.
Anwender fokussieren sich auf Mobile Device Management
Inzwischen beschäftigt die Anwenderunternehmen, so Heuer, vor allem das Management der Mobilgeräte. Parallel rücken die Themen Geschäftsnutzen und Geschäftsprozesse in den Vordergrund. „Mobile Enterprise wird viel geschäftsorientierter werden“, prognostiziert Heuer. Ab 2015 würden Smartphones und Tablets ganz normale Clients sein.
Der Anteil mobiler Mitarbeiter werde vor allem im Bereich Entwicklung, Marketing und Management steigen. Dabei gehe es in erster Linie um mehr Effizienz bei Routineaufgaben wie Terminplanung oder dem Abruf aktueller Informationen. Gefragt sei auch das Arbeiten an fremden Standorten, beim Geschäftspartner oder im Home Office. Neue Arbeitsweisen, etwa Social Media, sollen in die entstehenden rollenbasierenden Implementierungsstrategien einfließen. Allerdings immer nur dann, wenn sich das alles für das Anwenderunternehmen auch rechnet.
Günther Kurth, Solution Director Mobility bei Computacenter, gab anlässlich der Preisverleihung an sein Unternehmen einige Einblicke in die Mobil-Praxis. „Ein Vorreiter beim Einsatz von Tablets im Business-Umfeld war die Pharmaindustrie.“, berichtete er. „Mit einer interaktiven iPad-Applikation hat es ein Vorreiter der Branche geschafft, die Überzeugungskraft der Referenten beim Gespräch mit dem Arzt zu steigern.“ Inzwischen werde eine solche App von fast allen Pharmaunternehmen genutzt.
Doch auch in anderen Branchen gibt es interessante Lösungen: Ferrero stattete alle Außendienstler mit iPads aus, um beim Kunden potenzielle Süßwaren-Präsentationsdesigns optisch ansprechend vorzuführen. Schraub- und Bohrspezialist Hilti ermöglicht mobile Bestellungen direkt vor Ort.
Ein Versicherungsagent benutzt wegen der Interaktionsmöglichkeiten beim Dialog mit seinen Kunden grundsätzlich ein iPad mit Standard-Apps. Erst beim Abschluss kommen die firmeninternen Tools auf dem Notebook zum Einsatz. Und ein Automobilhersteller hat den Auslieferungsprozess seiner Fahrzeuge durch iPads komfortabler gestaltet, so dass er nun zum gehobenen Image des Unternehmens passt.
„Spieltrieb erzeugt Spaß, auch beim Vertriebsbeauftragten, und ein motivierter Verkäufer ist immer besser“, erklärte Kurth den Siegeszug des iPads im Vertriebsbereich. „Plattformen und Bedienung der iPad-Vorläufer waren zu kompliziert.“
Mobile Enterprise ohne Strategie geht nicht
Unternehmen mit Mobilambitionen sollten, so Kurth, unbedingt eine schlüssige Strategie entwickeln. „Das zeichnet teilweise technologische Entscheidungen vor.“ Mobility- und Workplace-Strategie müssten gemeinsam entwickelt und ein Zielzustand definiert werden. Es sei wichtig, alle Stakeholder ins Boot zu holen und eine klar formulierte Nutzungsvereinbarung zu formulieren, die von allen Bereichen akzeptiert wird. „Auch Finanz- und Rechtsabteilung müssen an den Tisch, weil man oft steuerliche und rechtliche Themen verhandeln muss.“
Bei der Anbieterbewertung spielen neben der Featureliste Integrationsfragen, Multiplattformfähigkeit und die rasche Reaktion auf Marktveränderungen im Vordergrund. Experton sieht den Mobile-Enterprise-Markt in einer Art „Technologiekrieg“ zwischen den Plattformen. Das jeweilige Waffenarsenal besteht dabei bei Apple aus iOS, 700.000 Apps und 435 Millionen Kreditkarteninformationen. Google kann neben Android auch 675.000 Apps aber wenig Kreditkarteninformationen vorweisen und Microsoft hat für Windows 8 rund 100.000 Apps und 40 Millionen Kreditkarteninformationen aufgeboten. Blackberry dagegen prognostiziert Experton trotz neuer OS-Version keine große Zukunft.
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Sorgfalt bei der Auswahl tut not, denn nicht immer halten Mobillösungen, was sie versprechen: Eine Filialist, so berichtete Kurth, wollte eine mobile App für die Filialverwaltung implementieren. Drei Anbieter bewarben sich und behaupteten, ihre Lösung erfülle alle Kriterien. Der erste schaffte die verlangte Sicherheit nicht, der zweite programmierte wochenlang erfolglos Anpassungen, der dritte Anbieter implementierte innerhalb von zwei Tagen bis zur Betriebsbereitschaft. Das Beispiel belegt, dass sich in der Praxis zumindest segmentspezifisch große Qualitätsunterschiede feststellen lassen.
In der nächsten Zeit werde die Entwicklung praxistauglicher Business-Apps das Bild bestimmen, meint Experton. Die Fachbereiche wollen Apps für die Integration in ihre Geschäftsprozesse. „Wir würden uns wünschen, dass das auch für Bereiche wie die Buchhaltung real wird“, sagt Kurth. Denn alle Mitarbeiter würden durch einfach zu bedienenden, mobilen Geräte und Applikationen IT-affiner. „Das hilft den Unternehmen, weil immer mehr Prozesse IT integrieren und IT letztlich erfolgsentscheidend wird“, so Experton-Vorstandsvorsitzender Joachim Brettel.
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