Die EU-Kommission hat Microsoft im Fall der monatelang angeblich „vergessenen“ Browser-Auswahlbox für Windows zu 561 Millionen Euro Strafe verurteilt. Die Höhe des Strafmaßes erklärt sich daraus, dass Microsoft gegen eine frühere Einigung mit der EU verstoßen hat.
EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia erklärt: „2009 haben wir unsere Ermittlungen zu einem vermuteten Missbrauch einer marktbeherrschenden Situation durch Microsofts Koppelung von Windows und Internet Explorer abgeschlossen, als wir Selbstverpflichtungen des Unternehmens akzeptierten. Rechtlich bindende Verpflichtungen in Kartellfragen spielen für unsere Vollzugsstrategie aber eine sehr wichtige Rolle, da sie eine schnelle Lösung von Wettbewerbsproblemen versprechen. Selbstverständlich erfordern solche Entscheidungen, dass sie strikt eingehalten werden. Nichteinhaltung ist ein schwerwiegender Verstoß, der entsprechend geahndet werden muss.“
Die EU hatte im Juli 2012 ein Kartellverfahren gegen den Softwarekonzern aus Redmond eingeleitet. Auslöser waren Beschwerden von Konkurrenten, weil Microsoft die 2010 eingeführte Browserauswahl unter Windows 7 angeblich nicht mehr anbot. Es räumte kurz darauf ein, dass das Auswahlfenster in Windows 7 SP1 von Februar 2011 bis Juli 2012 aufgrund eines „technischen Fehlers“ nicht mehr enthalten gewesen sei. Davon waren rund 28 Millionen PCs betroffen.
Einem damaligen Bericht zufolge hätte Microsoft die Auswirkungen des „technischen Fehlers“ schon früh minimieren können. Demnach erhielt das Unternehmen über seine Support-Website schon rund fünf Wochen nach der Einführung des Service Pack 1 für Windows 7 von einem Nutzer einen Hinweis darauf, dass die Browserauswahl fehlt.
Die höchstmögliche Strafe der EU wären 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes oder 7,4 Milliarden Dollar (5,7 Milliarden Euro) gewesen. Die jetzt verhängte Strafe entspricht also nicht einmal einem Zehntel dieses Satzes. Almunia zufolge haben sich Microsofts frühes Schuldeingeständnis und seine sofort getroffenen Gegenmaßnahmen zugunsten des Unternehmens ausgewirkt.
Das Debakel um die Browserauswahl hatte übrigens schon direkte Folgen für CEO Steve Ballmer. Ende vergangenen Jahres machte eine Bewertungskommission, die für die Gehälter und Bonuszahlungen zuständig ist, den Manager für den erneuten Streit mit Brüssel mitverantwortlich. Sie kürzte auch den Bonus des ehemaligen Windows-Chefs Steven Sinofsky, der inzwischen nicht mehr für Microsoft arbeitet.
[mit Material von Zack Whittaker, News.com]
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12 Kommentare zu Vergessene Browserauswahl: EU verdonnert Microsoft zu 561 Millionen Euro Strafe
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Was ich bisher noch nicht verstanden habe: Was hat Microsoft eigentlich davon, dass jemand den Internet Explorer benutzt? Was verdienen die daran? Solange sie weiter ihr Windows und die Softwarepakete verkaufen, könnte ihnen doch egal sein, welchen Browser der User verwendet oder gibts da eine „versteckte“ Einnahmequelle?
ok, kann mir das jmd erklären?
gibts bei mac´s ne browserwahl? gibts beim iphone ne browserwahl?
beim iphone darfste dir doch nicht mal den shop aussuchen, wo du deine app´s beziehst.
wer kauft denn heutzutage einen pc ohne dem wissen, alternative browser installieren zu können? hööÖÖÖ????
bin kein microsoft-fetischist, aber das urteil is n witz :D
wieder ein bsp mehr, womit sich die überbezahlten und überbesetzten eu-behörden den ganzen tag ihre zeit vertreiben.
n browserauswahlbildschirm …. einfach nur LOLig :D
Einfach mal weiter oben lesen, kurz nachdenken, und vielleicht kommt der rettende Gedanke:
„Weder Apple noch Linux Systeme haben die Marktdominanz (Quasi-Monopol), die Microsoft im PC Markt besitzt.
Die EU will dadurch – zu Recht – verhindern, dass dieses Monopol ausgenutzt wird. Microsoft hat das schon einmal gemacht, und nichts daraus gelernt … oder sie sind eben so dreist, und loten auch diesbezüglich die Grenzen des machbaren aus.
Wiederholungstäter müssten eigentlich umso höher bestraft werden. Genut Geld haben sie ja. Dann muss Bill eben auf einige Dollar verzichten. ;-)“
Tipp: das Stichwort heisst Monopol (und Windows ist auf etwa 90% der Rechner installiert) … jetzt verstanden? Ist nicht schwer. :-)
das argument ist lächerlich, weil die marktdominanz in dem Fall NICHT ausgenutzt wird. Inwiefern denn? Weil du kein Browserauswahlmenü hast? LOL
Und was, wenn Skype in der Windowsstandardinstallation enthalten ist? Brauchste dann n Messangerauswahlmenü für ICQ und Yahoo und bli bla blubb?
Office ist auch schon oft vorinstalliert. Brauchste auch ne Auswahlmenü für Libre-Office oder OpenOffice.
Der Windows Mediaplayer genauso usw usw usw usw usw
Der Smartphone- und Tabletmarkt wird von 2 anderen Systemen dominiert. Was haste da für Auswahlbidschirme?
gecheckt?
Hallo Meschugge, bitte sachlich bleiben – kein „Schwachsinn“ und so, okay? Danke.
@gast
Die Auswahl hast Du spätestens zur Bundestagswahl 2013! :-)
Ok, es gab eine Vereinbarung zwischen der EU-Kommission und Microsoft. Microsoft hat mit dem letzten SP dagegen verstoßen. Hätte man seitens der EU nicht eine Abmahnung aussprechen können mit der Vorgabe auf Abstellung? Nein, stattdessen scheint man seitens der Kommission einen Weg zu wählen, der dem Verhalten dubioser Abmahnjuristen gleicht.
Wir werden uns also beim nächsten Patchday wieder darauf freuen, dass eine überflüssige Browserauswahl zwangsinstalliert wird, weil die EU ja nur die armen User schützen will.
Und liebe EU-Kommissare: Gibt es demnächst auch eine Zwangs-Auswahl für Standard-Editor, Taschenrechner oder die vielen kleinen Anwendungen? Ich hätte übrigens gerne eine Auswahl, um mich für oder gegen die EU-Zwänge zu entscheiden. Nun aber schnell umsetzten, ansonsten verlange ich eine Strafzahlung durch die Kommission :-)
Vergessene Browserauswahl? Och bitte, das ist eiskalte kriminelle Energie. Das ist nicht das erste mal, denn 2,16 Mrd. (!!!) an Strafen sind ein klares zeichen für ziemlich viel kriminelle Energie oder wen kennst Du noch, der solche Summen abdrücken muss, weil er große Teile der Volkswirtschaft und ein breite Kundenbasis durch seine monopolistische Stellung schamlos ausnutzt und nachher einen „blöd“ macht.
Richtig so. Deratiges monopolistisches kriminelle Verhalten muss bestraft werden.
Wir halten mal fest, es muss schon viel Gras wachsen, bis hier in der EU eine Strafe ausgesprochen wird. Microsoft kann froh sein, dass sie nicht noch höhere Strafen erhalten haben.
An Microsoft’s stelle würd ich das nächste Os komplett ohne Browser ausliefern. Will dann mal sehen wie dann der rummel ist. Dürften wohl nur die wenigsten schaffen ohne Browser einen.anderen zu laden.
Nun ja. Die Frage wäre, ob dann aber viele Anwender den IExplorer installiert kriegen würden. Ein riskanter Versuch. Die meisten IExplorer Anwender dürften ihn nutzen, weil (!) er eben bereits installiert ist. ;-)
Die EU Kommissare spinnen total.
Jeder kann sich den Browser installieren, den er verwenden möchte.
Wofür brauche ich ein Auswahlbild? Hat IOS das etwa auch?
Oder hat Linux so etwas? Kriegen die jetzt auch eine „saftige“
Strafe?
Weter Apple noch Linux Systeme haben die Marktdominanz (Quasi-Monopol), die Microsoft im PC Markt besitzt.
Die EU will dadurch – zu Recht – verhindern, dass dieses Monopol ausgenutzt wird. Microsoft hat das schon einmal gemacht, und nichts daraus gelernt … oder sie sind eben so dreist, und loten auch diesbezüglich die Grenzen des machbaren aus.
Wiederholungstäter müssten eigentlich umso höher bestraft werden. Genut Geld haben sie ja. Dann muss Bill eben auf einige Dollar verzichten. ;-)