Reporter ohne Grenzen stuft fünf Firmen als Feinde des Internets ein

Mit Trovicor findet sich auch ein deutsches Unternehmen darunter. Die bekanntesten Namen sind Gamma Systems und Blue Coat. Die Staatenliste umfasst mit Bahrain, China, Iran, Syrien und Vietnam nur noch fünf Nationen.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) hat fünf Firmen als „Feinde des Internets“ eingestuft. Es handle sich um „digitale Söldner“, die ihre Überwachungstechnik in den Dienst autoritärer Regimes stellten, heißt es in der Begründung. Mit Trovicor ist auch ein deutsches Unternehmen vertreten. Außerdem stehen auf der Liste die britische Gamma Group, HackingTeam aus Italien, Amesys aus Frankreich und das US-Unternehmen Blue Coat Systems.

Logo Feinde des Internets - Reporter ohne Grenzen

Die Technik dieser Firmen werde genutzt, „um Journalisten, Dissidenten und Netzaktivisten auszuspionieren“, schreibt Reporter ohne Grenzen. Die Organisation justiert damit ihren Fokus neu: Bisher hatte sie nur alljährlich Staaten als „Feinde des Internets“ gebrandmarkt. Eine solche Kategorie gibt es aber auch in diesem Jahr. Die massivste Überwachung findet demnach in Bahrain, China, Iran, Syrien und Vietnam statt. Die noch 2012 gelisteten Burma, Kuba, Nordkorea und Usbekistan finden sich nur noch „unter Beobachtung“.

Über die Überwachungslösung von Trovicor schreibt RoG, damit lasse sich „jede Kommunikation nach ETSI-Standards abfangen“ – also Telefonanrufe, SMS, Voice-over-IP-Telefonate und Internet-Datenverkehr. Ihre Nutzung sei vor allem in Bahrain aktenkundig. Dort habe sie zur Gefangennahme und Folterung von Aktivisten wie auch Journalisten geführt.

Das Programm von Amesys vergleicht RoG mit Stasi-Akten, weil so viele Daten an einer zentralen Stelle zusammengeführt werden. Es komme beispielsweise in Libyen zum Einsatz. Das System DaVinci von Hacking Team dagegen dechiffriere verschlüsselte Internetkommunikation. Es ermögliche außerdem eine Überwachung von Zielpersonen mit den Mikrofonen und Kameras ihrer eigenen Geräte.

Die bekanntesten Überwachungssysteme sind aber wohl das auch vom Bundeskriminalamt getestete FinFisher von Gamma Systems und die Deep-Packet-Inspection-Technik von Blue Coat. Beide waren in den letzten Jahren mehrmals in die Schlagzeilen geraten, weil Diktaturen wie Ägypten und Syrien damit ihre Bürger ausschnüffelten. Auch in Burma sind laut Reporter ohne Grenzen 13 Blue-Coat-Appliances im Einsatz.

Mit der Liste der Überwachungsfirmen schließt Reporter ohne Grenzen an eine Veröffentlichung von Wikileaks im Dezember 2011 an. Die „Spy Files“ entlarvten die Überwachungsindustrie als „Milliardengeschäft“. Wikileaks-Mitgründer Julian Assange warnte davor, dass diese weitgehend geheim operierende Branche gefährlicher sei als der militärisch-industrielle Komplex, den US-Präsident Eisenhower 1961 in seiner Abschiedsrede als eine Bedrohung von Freiheit und Demokratie bezeichnete. “Wir leben in einer Welt, in der es nicht nur theoretisch möglich ist, die gesamte Telekommunikation eines Landes, alle Telefongespräche aufzuzeichnen. Es gibt zudem eine internationale Industrie, die Geräte dafür verkauft”, sagte er damals.

[mit Material von Declan McCullagh, News.com]

Themenseiten: Blue Coat Systems, Telekommunikation, Trovicor, Überwachung

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8 Kommentare zu Reporter ohne Grenzen stuft fünf Firmen als Feinde des Internets ein

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  • Am 12. März 2013 um 23:10 von 0xius

    „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“

    Sauerlandgruppe,NSU,RAF…= Terror unter falscher Flagge!!

  • Am 12. März 2013 um 16:02 von Michael

    Holger, jemand mit deiner Einstellung hätte auch in einem Schurkenstaat nichts zu befürchten.

  • Am 12. März 2013 um 15:51 von Holger

    In allen rechtsstaatlichen Ländern habe ich damit gar kein Problem. Was glaubt ihr denn, wie man kriminellen Organisationen wie z.B. der Sauerlandgruppe, die im Namen der Al Qaida Bomben legen wollte, im Vorfeld auf die Spur kommen kann?
    Ich habe nichts zu verbergen und wenn es meiner und unser aller Sicherheit dient, dann habe ich nichts dagegen, wenn Gespräche abgehört, Kameras an öffentlichen Plätzen hängen oder der Emailverkehr überwacht wird.
    In Schurkenstaaten dürften solche Programme nicht verkauft werden. Das sollte auch unter das Exportverbot für Waffen gestellt werden. Da geht es um Menschenleben und damit darf niemand sein Geld verdienen dürfen.

    • Am 12. März 2013 um 16:23 von Joni

      Holger, was ist an der EU anders als in einem „Schurkenstaat“?

    • Am 12. März 2013 um 16:46 von e.s.

      Erst einmal das ewig gültige Zitat:
      Wer die Freiheit opfert für mehr Sicherheit, hat weder das eine noch das andere verdient.
      Dann sollten Sie nicht denken, unsere „stabilen“ Rechtstaaten würden für immer und ewig rechtstaatlich bleiben. Was, wenn Schurken heimlich und/oder schleichend die Macht übernehmen? Umso schlimmer, wenn dann bereits sämtliche Technik zur Terrorisierung der Bevölkerung vorinstalliert ist.

    • Am 13. März 2013 um 1:53 von Silvio

      @Holger
      Sie glauben auch an den Weihnachtsmann. Der einzige Schurke den ich kenne, ist der, der als erster vom Schurken redet. Sie sollten aufhören die Bildzeitung zu kaufen und sich richtig informieren. Dann wird der Weihnachtsmann auch nicht mehr durch den Schornstein kommen.

  • Am 12. März 2013 um 15:19 von Uebelkraehe

    nun, der Sozialismus hatte nur 4 Hauptfeinde, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter…
    was hätte Erich Mielke gegeben, um so viele unnütze Informationen sammeln zu können! Obwohl die DDR mehr wegen mangelnder Devisen als wegen mangelnder Informationen in den Orkus ging…
    Nun kann er nur noch auf Wolke 7 trauern, wie Josef Adolfowitsch Lukaschenko mit Hilfe seines großen Sohnes und dem weißrussischen KGB und der genannten Technik sein liebes Volk überwacht…

  • Am 12. März 2013 um 15:10 von Heinrich Romeis

    die staatlichen Organe, offiziell oder inoffiziell warteten doch nur darauf, dass die Telekommunikationsanbieter Voice over IP anbieten. Was da alles möglich ist, davon können wir doch nur träumen. Sogar die Deutsche Telekom kündigt inzwischen ISDN-Anschlüsse und zwingt ihre Kunden zu VoIP Anschlüssen. Angeblich technische Notwendigkeit. Das mag im Einzelfall zutreffen, aber wer es glaubt wird selig. Der Überwachungsstaat ist doch schon längst da, nur wollen es die meisten nicht wahrhaben. Und wie einfach sichere VPN-Verbindungen zu kappen sind, zeigt uns gerade der Iranische Staat. Wir sind alle nur noch dumm und naiv und keiner hat etwas gewußt. Kommt das Ihnen nicht bekannt vor?
    Henry

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