Apple gleich mehrfach als schlechtes Vorbild
Konkret an den Pranger gestellt wird in dem Gutachten mehrfach Apple. Das fängt mit den Anfang der 2000er Jahre produzierten iPods an, die einen eingebauten, nicht austauschbaren Akku mit offenbar vorsätzlich begrenzter Lebensdauer von 18 Monaten hatten. Nach einer Sammelklage in den USA kam es zu einer außergerichtlichen Einigung, bei der sich Apple zu einem kostenfreien Austauschservice verpflichtete und Garantie von zwei Jahren statt 18 Monaten gewährte. „Implizit gestand Apple damit ein, geplanten Verschleiß angewendet zu haben“, heißt es in dem Gutachten.
Die Autoren schlussfolgern daher: „Verklebte Gehäuse und Komponenten gibt es auch bei anderen Produkten. Die vermeintlichen Kostenvorteile in der Herstellung werden hier zu Lasten der Kunden und der Umwelt ausgeweitet. Für Kunden kommt es hier meistens zum wirtschaftlichen Totalschaden.“
Eine weitere Obsoleszenz-Strategie demonstriert das Gutachten ebenfalls an einem Apple-Produkt. Beim iPhone 4 würden ohne Not Spezialschrauben, in diesem Fall sogenannte Pentalope-Schrauben, verwendet. Hersteller behinderten so die Möglichkeit zur Reparatur durch den Nutzer oder durch freie Werkstätten, indem eine Reparatur nur mit Spezialwerkzeug durchgeführt werden kann – welches nur zertifizierten Partnerwerkstätten überlassen werde. Dadurch könnten die Reparaturkosten hoch gehalten werden – wodurch wiederum der Anreiz größer werde, lieber gleich ein neues Produkt zu erwerben.
Apple gerät zwar gleich mehrfach ins Visier der Autoren, bei anderen Herstellern finden sich aber ebenfalls Konstruktionsmängel, die sich leicht als bewusste oder zumindest in Kauf genommene Maßnahmen zur Reduzierung der Nutzungsdauer interpretiert werden können.
Als eine Problemzone nennt das Gutachten die Kühleinheit in Notebooks. Das Kühlsystem des Prozessors, bestehend aus Lüfter und Kühlkörper, bedarf der regelmäßigen Wartung. Andernfalls verhindere sich dort ansammelnder Staub die Aufrechterhaltung der Kühlleistung. Aufgrund der Sorge, die Garantie könne verfallen, öffneten viele Kunden nicht das Gehäuse, sodass es infolge ausbleibender Wartung zu teuren Schäden komme.
In den meisten Fällen gebe es hierzu keine Hinweise an den Kunden oder der Lüfter sei so verbaut, dass die Wartung nur schwer und mit zusätzlichem Werkzeug möglich ist. „Auch ein softwaregesteuerter Warnhinweis wie früher am PC üblich, ist in den Produkten nicht vorgesehen“, kritisiert das Gutachten.
Für problematisch erachten die Autoren auch bei Notebooks den Umgang der Hersteller mit den Akkus. Ihnen lägen Informationen vor, wonach bei der Demontage und Untersuchung erschöpfter Notebook-Akkus gezeigt werden konnte, dass lediglich die interne Steuerung den Status „erschöpft“ meldete. Der Akku selbst sei allerdings noch voll ladefähig gewesen. Gegenwärtig werde eine Sammlung „erschöpfter Akkus“ durchgeführt, um an weiteren Exemplaren vertiefende Untersuchungen durchzuführen.
Problem Elektrolytkondensatoren
Von 2003 bis 2005 kam es durch geplatzte und ausgelaufene Elektrolytkondensatoren zu Problemen und Rückrufaktionen bei mehreren Herstellern von Mainbords und PCs. Offenbar waren damals minderwertige Komponenten verbaut worden: Sie überhitzten, platzten auf und liefen aus. Die ausgelaufene Flüssigkeit griff die Platine an und verursachte so einen Totalschaden.
Das Problem scheinen die Anbieter in den Griff bekommen zu haben: Elektrolytkondensatoren (ELKOs) sind Grundbausteine in elektronischen Konsumgütern und nahezu Pfennigartikel. Sie sollten aus Sicht des Herstellers zumindest nicht innerhalb der Garantiezeit den Geist aufgeben. Allerdings erfordern Kondensatoren eine gewisse Herstellungszeit – wodurch es in den Jahren mit den Problemen bei Qualitätsanbietern zu Lieferengpässen kam. Dass sie sich dann in ihrer Not bei anderen Lieferanten, bedient haben, hat sich für manche gerächt.
Aus Sicht der Verbraucher sind ELKOs aber nach wie vor ein Problem. Sind sie unterdimensioniert, verkürzt das die Lebensdauer des Geräts – laut dem Gutachten um 5 bis 10 Jahre. Zweites Problem ist, dass ELKOs wärmeempfindlich sind: Sie sollten deshalb nach Möglichkeit nicht in der Nähe von Bauteilen platziert werden, die Wärme abgeben. Darauf werde aber oft nicht geachtet: „Dieser konstruktive Planungsfehler könnte in den meisten Fällen vermieden werden und würde beträchtlich zur Verlängerung der Haltbarkeit beitragen.“
Ein weiteres, ebenfalls ärgerliches Phänomen ist laut Gutachten der häufige Defekt von Ein-Aus-Schaltern. Auch dabei handelt es sich wieder um einen Pfennigartikel, der jedoch das gesamte Produkt in Mitleidenschaft zieht. „Federungen hinter Ein/Aus-Schaltern von PC-Zentraleinheiten oder Monitoren werden statt in Metall in Plastik ausgeführt. Regelmäßige Nutzung der Schalter führt zu laufender Belastung und vorzeitiger Materialermüdung.“ Federungen aus Metall seien an dieser Stelle konstruktiv deutlich besser geeignet und könnten laut Gutachten nahezu kostenneutral als Alternative verwendet werden.
Schließlich konstatierte das Gutachten bei Notebooks auch den Wackelkontakt an der Netzteilbuchse als häufigen, vorzeitigen Schaden. Auch er sei durch eine mangelhafte Konstruktion begründet. „Die Netzteilbuchse ist oft auf dem Mainboard eingelötet. Im Reparaturfall bieten Hersteller oder der Handel den teuren Austausch des Boards selber an, was Kosten in Höhe von circa 300 Euro verursache, um so einen Neukauf zu erreichen.“
Drucker mit Ablaufdatum
Den Autoren der Studie zufolge gebe es von Verbrauchern häufige Beschwerden darüber, dass vor allem Handys, Toastern, Waschmaschinen, Fernsehern, Fotoapparaten, DVD-Recordern, elektrische Zahnbürsten, Bügeleisen und ähnliche Geräte kurz nach Ablauf der Gewährleistungsfrist kaputt gehen. Und laut dem Gutachten, sind zudem „einige Drucker offenbar so konstruiert, dass nach einer vorgegebenen Zahl von Druckvorgängen der Drucker seinen Geist aufgibt.“
Sowohl in Tintenstrahl-, als auch Laserdruckern würden verschiedene Zähler eingebaut, „um so frühzeitig Neukäufe auszulösen.“ Als Beispiel nennt das Gutachten einen mechanischen Zähler in einer Lasertonerkartusche, der bei 15.000 Seiten meldet, er sei leer. „Der Zähler konnte insgesamt dreimal zurückgestellt werden, um dennoch weiterhin bis nahezu 50.000 Seiten problemlos zu bedrucken.“ Bei anderen Lasertonerkartuschen seien die Zähler auf Chips programmiert.
Auch in Tintenstrahldruckern, so das Gutachten, seien Zähler eingebaut, die Wartungsbedarf meldeten. Grund sei laut Herstellern, der volle Tintenschwamm, der die Tinte auffängt, die bei Druckkopfreinigungen eingesetzt wird. „Tatsachlich ist der Tintenschwamm nur zu unter einem Drittel gefüllt. Als Beleg dafür führt das Gutachten ein Video auf YouTube mit dem Titel The Dirty Little Secret Of Inkjet Printers an.
Politische Forderungen des Gutachtens
Aus der Sammlung aller Hinweise und Beispiele leiten die Autoren einige Forderungen an die Politik ab. Die erste und sicher am einfachsten umsetzbare ist die konsequente Anwendung existierender Gesetze, wobei an erster Stelle das ElektroG zu nennen ist. Ergänzend schlägt das Gutachten die Einführung eines Produktverantwortungsgesetzes und einer Produktressourcensteuer vor. Damit sollen die Hersteller in die Pflicht genommen werden.
Um – zumindest geduldete – Mini-Mängel für Hersteller unattraktiver zu machen, schlägt das Gutachten die Einführung von gesetzlichen Vorgaben zur Ersatzteilversorgung sowie ein Verbot von Quasi-Monopolen im After-Sales-Bereich vor. Zu diesem Maßnahmenbündel gehört auch die verbesserte Abgrenzung von Mangel und Verschleiß im Gewährleistungsrecht.
Als Ergänzung bestehender Regelungen schlagen die Autoren die Übernahme des Begriffs des „versteckten Mangels“ in das bürgerliche Gewährleistungsrecht, die Verlängerung der gesetzlichen Gewährleistung sowie erst kürzlich eingeführte Umkehrung der Beweislast wieder aufzuheben.
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11 Kommentare zu Geplanter Verschleiß: Gutachten deckt Strategien der Hersteller auf
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Es ist geradezu tragisch wie wir es zulassen, dass die Industrie unsere Umwelt zerstört! Wie kann es sein, dass sie so eine starke Lobby hat und so wenig dagegen unternommen wird? Apple ist natürlich ein sehr gutes und vorallem bekanntes Beispiel für die Misere, denn wenn ich ein Premiumprodukt kaufe, dann soll das Gerät gefälligst lange halten und sogar noch günstig repariert werden können. Andere Firmen machen es vor, Bang und Olufsen oder Loewe z.B. Eine modulare und zukunftsorientierte Bauweise ist aber von der Industrie nicht gewollt da nicht profitable genug für sie! Jeder sollte sich beim Kauf eines Gerätes informieren und Gedanken machen ob man etwas solides kauft oder ob es jetzt schon für die Tonne gemacht ist.
Die Grünen haben wahrscheinlich Recht: kein Hersteller produziert noch für unbefristete Haltbarkeitsdauer. Meine alte Stereoanlage brachte es auf 24 Jahre, ein Röhren-Fernseher auf 18.
Eines haben die Grünen nicht berücksichtigt: Obsoleszenz durch technischen Fortschritt. Wer will z.B. noch in einen fünf Jahre alten PC hineinreparieren? Die Bauteile gibt es großenteils nicht mehr, oder sie sind sehr viel leistungsfähiger geworden. Ein Computerbastler wechselt die überholten Bauteile aus und kann sie danach nur noch im Wertstoffhof abliefern. Aber wie viele Leute wechseln lieber gleich den ganzen PC aus?
Die “ Sollbruchstellen“ sind ein alter Hut. Bereits im Jahre 1996 machte ich als Werkstattfritze Bekanntschaft mit allen möglichen “ Hindernissbahnen “ bei der Elektronik. Besonders schön war ein regelrecht zugeschweißtes Autoradio von der Firma mit dem blauen Punkt. Nur der Antriebsriemen vom Cassettenlaufwerk war schlabbrig geworden… Meine Erfahrungen und Tips sind neben vielen anderen Berichten und Hilfeleistungen unter http://www.swaki.de/ zu finden und ich würde mich sehr freuen, wenn ich jemanden damit helfen kann.
mit freundlichen Grüßen an alle
Thomas Schirmer . Leipzig
Genau, was ich oben geschrieben habe: Schön, wenn man den Riemen hätte auswechseln können. Aber nachdem schon lange keine Musikkassetten mehr hergestellt werden und CDs eine viel bessere Qualität haben, war das Gerät technisch veraltet und nur noch sehr bedingt reparaturwürdig.
Das Beispiel Apple ist nett konstruiert. Bei Automobilen ist die Selbstreparatur schon seit Jahren kaum noch möglich. Die Vermeidung von Fremdeingriffen durch das Verkleben, Verlöten und Absichern durch Spezialschrauben passt so überhaupt nicht in die Thematik geplanter Sollbruchstellen in technischen Geräten. Wer selbst schraubt, der kauft solche Geräte nicht, weil er vorher von den Einschränkungen weiß. Der Tower ist für den Eigenbauer und nicht ein iMac mit extrem verdichteter Technik für Designfans! Fachwerkstätten finde ich gut, bei Autos und bei komplex gebautem technischen Equipment. Nutznießer ist das Handwerk und weniger der Hersteller.
Wie steht es um PC Hersteller mit proietären Komponenten und BIOS, die vermeiden z.B. beliebige WWAN Karten zu verbauen? Wer Apple sagt sollte auch D*ll sagen ;).
Hallo Joda56,
wie im Beitrag erklärt, fassen die Gutachter den Begriff „geplante Obsoleszenz“ sehr weit. Wir haben uns hier auf die unterstellten technischen Tricksereien in Produkten der Informationstechnologie konzentriert. In dem Gutachten wird zum Beispiel auch von störanfälligen Reißverschlüssen oder unaustauschbaren, aber nicht abriebfesten Plastikzahnrädern in Handrührgeräten berichtet. Der Bereich Autos wurde dort allerdings komplett ausgelassen – er wird ja aber auch schon hinreichend diskutiert.
„Verkleben, Verlöten und Absichern durch Spezialschrauben“ gehört aus Sicht der Autoren insofern dazu, als es ebenfalls dazu beiträgt, dass Geräte ausgetauscht werden, bevor dies eigentlich erforderlich ist. Darüber, was „eigentlich erforderlich“ heißt, kann man sich natürlich auch trefflich streiten. Beim Lesen des Beitrags und der Einordnung der Aussagen aus dem Gutachten sollte man sich aber vergegenwärtigen, dass es im Auftrag der Bundestagsfraktion der Partei „Die Grünen“ erstellt wurde. Es spielen daher in den Einschätzungen und Erwägungen auch Umweltaspekte und Themen wie Ressourcenschonung, Müllvermeidung und Recyclingfähigkeit der Produkte eine Rolle. Darauf sind wir nicht ausführlich eingegangen. Schließlich hat unser Beitrag nur zwei, nicht 100 Seiten wie das Gutachten.
Peter Marwan
Redaktion ZDNet
Ich bin auch der Meinug, dass das Verlöten und Verkleben nicht zur Nutzerfreundlichkeit gehört. Denn bei mir gehört auch eine kostengünstige Reparaturmöglichkeit im Problemfall dazu. Der Vergleich mit den Autos ist unpassend da die Autoindustrie hier kein gutes Beispiel abgibt.
Aus der Sicht der Industrie „verstehe“ ich diesen Weg hingegen. Der Markt ist irgendwann gesättigt und kann natürlich nicht weiter wachsen. Deshalb müssen neue Absatzquellen erschlossen werden. Also wird der Bedarf über Maketing für andere/neue Geräte oder verfrühten Reparaturbedarf erzeugt.
Da die Gesetzgebung der Industrie nur verzögert reagierend folgt und nicht agierend die Regeln selbst definiert wird das Problem bleiben und sich verschlimmern. Der zweite Punkt ist, dass bestehende Gesetze (zB. Wechselbarkeit der Akkus) nicht kontrolliert und verfolgt werden. Die Industrielobby ist zu gross.
Hingegen schaffen wird es eine Glühlampe in Europa zu verbieten welche in der Industrie keine Lobby hatte und eine geringe Marge hatte. Durch diesen Schritt wurde für die Energiesparleuchten, zwar gesundheitlich und in der Endbilanz bedenklicher aber mit einer höheren Gewinnmarge, der Marktbedarf erhöht.
Zitat: „Wer Apple sagt, sollte auch Dell sagen“ Auch HP hat proprietäre Lösungen. Die zugegeben sehr gute Workstation z400 wollte ich als Grundlage für einen Storage Server nehmen. Da das Gehäuse jedoch nur sehr bedingt eine Erweiterung zulässt, habe ich das Mainboard in ein anderes Gehäuse gebaut und siehe da: mit einem Standard Netzteil läuft das Mainboard nicht, da HP die Belegung des Standard ATX Steckers modifiziert hat. Wenn man schon rumhackt, dann bitte richtig…!!!
Die Pentalobe-Schrauben als Beweis dafür anzugeben, dass freie Werkstätten nicht erwünscht seien, ist wenig praxisgerecht Und sollten offen schlechte Recherche. Es ist überhaupt kein Problem, nicht mal für den Privatmann, sich entsprechender Werkzeuge zu beschaffen. Diese werden seit langem auf dem freien Markt angeboten und stellen kein Hindernis dar. Die Pentalobe-Schrauben haben lediglich den gewünschten Effekt, dass nicht jeder Laie sich an dem Gerät zu schaffen machen kann.
Wenn ich wirklich ins Innere eines Apple-Gerätes vordringen will, schaue ich bei iFixit nach und besorge mir das entsprechende Werkzeug, das über entsprechende Anbieter leicht zu beschaffen ist.
Sicher können sich Privatleute auch immer irgendwo das passende Werkzeug beschaffen. Aber es ging darum, so verstehe ich den Artikel, das ohne Not Spezialschrauben verbaut wurden welche eben erst mit Spezialwerkzeug zu öffnen sind. Ich denke Apple ist da ein Vorreiter in Punkto „schnell wegwerfen und neu kaufen“.
Aber Apple sind nicht die einzigsten. Als ich zB. den RAM meines Acer ZG5 erweitern wollte stellte ich fest, dass es auf der Rückseite des Gerätes kein Schacht eingesetzt wurde um an den RAM heranzukommen. Ich musste jetzt das ganze Gerät zerlegen als auch das Mainboard des Netbooks ausbauen um einen zusätzlichen Riegel RAM einstecken zu können. Es waren jedoch alles Kreuzschrauben. Besser wurde es dadurch jedoch nicht.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es wie bei allen Garantie Ansprüchen ist, wenn ich mein Gerät öffne verfällt die Garantie. Aber da es mein Gerät ist sollte mir auch die Möglichkeit gegeben sein.
was für ein Unfug! Ich bin Benutzer, dder einen Haufen Geld für ein Produkt bezahlt hat und keine Reparatur Werkstatt !