Wikileaks hat unter dem Namen Public Library of US Diplomacy, kurz „Plus D„, ein Datenarchiv ins Netz gestellt, das sich nach Stichworten und anderen Kriterien durchsuchen lässt. Anders als frühere Veröffentlichungen der Whistleblower-Website enthält es größtenteils keine Geheimdokumente aus anonymen Quellen, sondern inzwischen von der US-Regierung freigegebene Akten.
Zum Start von Plus D hat Wikileaks über 1,7 Millionen neue diplomatische Dokumente veröffentlicht, die aus den Jahren 1973 bis 1976 stammen. Sie wurden nach dem damaligen US-Außenminister Henry Kissinger benannt („Kissinger Cables“). Hinzu kommen die rund 250.000 Depeschen aus den Jahren 2003 bis 2010, die Wikileaks ab November 2010 unter dem Schlagwort „Cablegate“ veröffentlicht hat. Damit enthält die Datenbank etwa zwei Millionen Akten mit schätzungsweise einer Milliarde Wörter.
„Die Sammlung zeigt die Einmischung der USA in sowie diplomatische und Geheimdienstberichte über jedes Land der Welt“, wird Wikileaks-Gründer Julian Assange in einer Ankündigung zitiert. „Es ist die bedeutendste Einzelsammlung geopolitischen Materials, die jemals veröffentlicht wurde.“
Gegenüber der britischen Nachrichtenagentur Press Association erklärte Assange, er habe von seinem Asyl in der ecuadorianischen Botschaft in London aus an der Zusammenstellung der Dokumente mitgewirkt. Das Archiv spiegele „das enorme Ausmaß und die enorme Bandbreite“ des Einflusses der USA in der Welt wider.
Die meisten der von Wikileaks in Plus D veröffentlichten Berichte lassen sich auch in den Archiven der National Archives and Record Administration (NARA) einsehen. Durch die Aufbereitung als mit Metadaten versehene Textdokumente können sie aber erstmals auf einfache Weise durchsucht werden.
Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson betonte gegenüber Forbes, dass man der US-Regierung in vielerlei Hinsicht beim Umgang mit ihren Archiven nicht trauen könne. Sie habe mehrfach versucht, schon freigegebene Dokumente wieder unter Geheimhaltung zu stellen. Laut einer Studie des US National Security Archive aus dem Jahr 2006 sei dies bei 55.000 Seiten von Regierungsdokumenten bereits geschehen.
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