China durchsucht Apples App Store nach Porno-Angeboten

Das Angebot ist allerdings nur eines von 198 untersuchten. Die Behörden beanstanden offenbar auch Links und pornografische Texte. In 175 Fällen musste Material vom Netz genommen werden. Apple gilt selbst als strenger Zensor nackter Haut.

Apple steht auf einer Liste von Firmen, die chinesische Behörden der Verbreitung pornografischen Materials verdächtigen. Das berichtet das Wall Street Journal. Außer dem App Store werden 197 weitere Websites und Software-Shops untersucht.

China mauert

Das Wall Street Journal bezieht sich auf eine Meldung von people.com.cn in chinesischer Sprache. Diese erwähnt Apple nur als eine Firma unter vielen. Offenbar wurden im Rahmen der Untersuchung 175 Website-Betreiber verhört und angewiesen, beanstandetes Material zu entfernen. Die Google-Übersetzung lässt den Schluss zu, dass dazu auch Links auf Pornografie und reine Textdateien zählten.

Apple ist eigentlich bekannt für seine strenge und manchmal etwas übereifrige Kontrolle von Apps, die Bilder mit nackter Haut zeigen. So wurde im Januar die iOS-App der Fotocommunity 500px verbannt, weil sich darüber auch Aktfotos anzeigen ließen. Der Anbieter reagierte pikiert – schließlich sei es mit Apples Browser Safari weitaus leichter, an Nacktbilder zu gelangen. Zudem handle es sich eben nicht um Pornografie, sondern um Aktfotos.

Erst kürzlich war Apple in chinesischen Medien in die Kritik geraten, weil es nicht die gesetzlich vorgeschriebene, zwei Jahre währende Garantie auf seine Hardware gibt. CEO Tim Cook entschied sich dafür, die Garantie anzupassen und sich öffentlich zu entschuldigen. Inzwischen wurden ähnliche Vorwürfe gegen Microsoft wegen dessen Tablet Surface erhoben. Manche Beobachter glauben an eine Stimmungsmache gegen westliche Firmen.

Das Wall Street Journal erwähnt noch, dass Google in China 2009 ein ähnliches Problem hatte. Der Fernsehsender China Central Television warf ihm damals Verbreitung von Pornografie vor. Diese und spätere Schwierigkeiten wie die „Operation Aurora“ getauften Hackerangriffe aus China führten dazu, dass Google 2010 seine chinesischsprachige Suchmaschine nach Hongkong verlegte.

Die chinesische Internetzensur richtet sich nicht nur gegen politische Aktivitäten und oppositionelle Strömungen, sondern auch gegen Luxusgüter und eben Pornografie. Im März hatte ein US-Student Ergebnisse seiner Recherchen zur chinesischsprachigen Skype-Software vorgelegt, die die Microsoft-Tochter zusammen mit dem chinesischen Unternehmen TOM Online entwickelt hat. Demnach gehen auch dann Alarmmeldungen an einen bestimmten Server, wenn ein User die Begriffe „Ferrari“ oder „Sexvideo“ benutzt.

[mit Material von Lance Whitney, News.com]

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