Standortschließung in Rüsselsheim: Keine Einigung zwischen HP und Betriebsrat

Der Computerhersteller will rund 1100 Stellen im Bereich Service und Outsourcing streichen. Der Betriebsrat erhebt schwere Vorwürfe gegen die Konzernleitung. Sie wolle durch die Entlassungen ihr unternehmerisches Versagen kaschieren.

Die Geschäftsleitung und der Gesamtbetriebsrat der Hewlett-Packard GmbH haben die dreimonatigen Verhandlungen über die geplante Schließung des Standorts Rüsselsheim gestern für gescheitert erklärt. Nun folge die vorgeschriebene Anrufung der Einigungsstelle, deren Ergebnis alle Modalitäten der Standortschließung verbindlich festlege, teilten die Arbeitnehmervertreter mit.

Logo von Hewlett-Packard

Rüsselsheim ist nach der Zentrale in Böblingen der zweitgrößte Standort von Hewlett-Packard in Deutschland. Er kam mit der Übernahme von EDS im Jahre 2008 in den Konzern. Mit dem Kauf wollte Hewlett-Packard seinen Bereich Services und Outsourcing-Dienstleistungen stärken. Der massive Stellenabbau beeinträchtigt das Geschäft jedoch erheblich, der Arbeitskampf mit den EDS-Angestellten verunsicherte viele Kunden, die Abwanderung von wichtigen Kräften zu Mitbewerbern trug ebenfalls zu Einbußen bei. Von den ehemals rund 1800 EDS-Mitarbeitern in Rüsselsheim sind derzeit noch rund 1100 übrig.

Nach den Plänen der HP-Geschäftsleitung soll nun der Standort komplett geschlossen werden. Nach Angaben des Betriebsrates sind bereits 175 Mitarbeiter zum bisherigen Kunden Adam Opel AG gewechselt, 150 weitere haben einen Aufhebungsvertrag unterschrieben.

Der Betriebsrat wirft dem Konzern vor, „sein unternehmerisches Versagen durch Entlassungen zu kaschieren und so die Ergebnisse kurzfristig besser aussehen zu lassen, als sie es tatsächlich sind“. Seiner Ansicht nach ließe sich das Einsparungsziel von 50 Millionen Euro pro Jahr auch durch Freiwilligen-, Vorruhestandsprogramme und ähnliche Maßnahmen erreichen.

Die bisherigen Veränderungen hätten bereits die Hälfte davon gebracht. Mit der Schließung des Standorts versäume es HP, auf das zukunftsträchtiges Servicegeschäft zu setzen. Auch strukturelle Änderungen würden damit nicht in Angriff genommen. Eine Stellungnahme der HP-Geschäftsführung war auch auf Anfrage bislang nicht zu bekommen.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rüsselsheim sollen für Probleme büßen, mit denen sie nichts zu tun haben“, so Volker Stichter, Vorsitzender des Betriebsrats Rüsselsheim in einer Pressemitteilung. „Die Probleme von HP resultieren hauptsächlich aus den einbrechenden Umsätzen und Gewinnen im Hardware-Geschäft, aber auch aus den finanziellen Verlusten, der letzten, völlig verfehlten Akquisition von Autonomy.“

[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]

Themenseiten: HP, Hewlett-Packard, IT-Jobs

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Standortschließung in Rüsselsheim: Keine Einigung zwischen HP und Betriebsrat

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *