Swisscom-CEO tot aufgefunden

Der in Bayern gebürtige Konzernchef wurde 49 Jahre alt. Er stand seit 2006 an der Spitze des Telekommunikationsunternehmens. Er bewies sich als innovativer Manager - galt aber auch als Workaholic, der sein Smartphone nicht abschalten konnte.

Der 49-jährige Swisscom-CEO Carsten Schloter ist tot an seinem Wohnort nahe dem schweizerischen Freiburg aufgefunden worden. Ein Polizeisprecher erklärte als sehr wahrscheinlich, dass der Konzernchef des Telekomunternehmens Suizid beging. Die näheren Umstände würden noch untersucht, aber mit Rücksicht auf die Familie erfolgten keine weiteren Angaben.

„Verwaltungsrat, Geschäftleitung und die Mitarbeitenden sind zutiefst betroffen und sprechen der Familie und den Angehörigen ihr Mitleid aus“, heißt es in einer knappen Mitteilung des Unternehmens. Als Interim-CEO übernimmt Schloters Stellvertreter Urs Schaeppi, der als Leiter von Swisscom Schweiz auch für das Inlandsgeschäft verantwortlich ist. „Carsten Schloter hat die Swisscom in einem heftig umkämpften und sich rasch wandelnden Markt erfolgreich positioniert und dabei den Service public weiter gestärkt“, erklärte die Schweizer Bundesrätin Doris Leuthard. Die Schweizer Wirtschaft verliere eine prägende Figur.

Carsten Schloter (Bild: Swisscom)

Der in Bayern geborene Schloter besuchte eine französische Eliteschule und studierte in Paris Betriebswirtschaft. Seine ersten beruflichen Stationen waren bei Mercedes-Benz in Frankreich und der Telekomfirma Debitel. Zur Swisscom kam er im Jahr 2000, leitete zunächst die Mobilfunksparte und wurde 2006 zum CEO ernannt.

Wie andere etablierte Telekomfirmen musste die Swisscom, die aus dem Schweizer Staatsunternehmen PTT hervorging, auf den beschleunigten Wandel in der Branche und das rückläufige Kerngeschäft im Festnetz reagieren. Sie versuchte es wiederholt mit kostspieligen Übernahmen, die sich nicht auszahlen sollten. In Carsten Schloters Amtszeit fiel der 2007 erfolgte Kauf des italienischen Breitbandanbieters Fastweb für 4,6 Milliarden Euro. Die Übernahme führte jedoch später zu einer Abschreibung in Höhe von 1,2 Milliarden Euro.

Dem Swisscom-Chef gelang es aber, das Geschäft in der Schweiz relativ stabil zu halten, während andere frühere Monopolisten wie die Deutsche Telekom oder France Télécom in ihren Heimatmärkten beständig an Umsätzen verloren. Der als „Visionär und Technikfreak“ bezeichnete Schloter führte auch grundlegend neue Tarifstrukturen im Mobilfunk ein und expandierte mit „bluewinTV“ – heute SwisscomTV – in das Fernsehgeschäft.

Schloter lockerte den Führungs- und Arbeitsstil und führte bei der Swisscom ein, dass sich alle Mitarbeiter duzen. Auf ein eigenes Büro verzichtete er, da er ohnehin viel Zeit in Sitzungen verbringe – und dank moderner Telekommunikation von überall aus arbeiten könne. Er wollte aber auch immer erreichbar sein und gab zu, sein Smartphone nicht abschalten zu können. Er bestritt zumindest nicht, ein Workaholic zu sein. Sportlichen Ehrgeiz bewies er durch Biken, Laufen und Skifahren.

Als nicht wieder gut zu machende Niederlage erlebte der Manager das Scheitern seiner Ehe. Seit 2009 lebte Carsten Schloter getrennt von seiner Frau und seinen drei Kindern. Dazu wollte er sich länger nicht äußern, öffnete sich aber im März dieses Jahres gegenüber der Schweizer Zeitung Blick: „Es war ein reales Scheitern und in diesem Sinn eine einmalige Erfahrung.“

[mit Material von Andrew Nusca, ZDNet.com]

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