Google bestätigt Übernahme von Smartwatch-Entwickler WIMM Labs

Berichte über Googles eigenes Smartwatch-Projekt bestätigen sich. Es ist in der Android-Abteilung angesiedelt und könnte schon bald mit einem fertigen Produkt überraschen. WIMM Labs schuf neben der Hardware auch eine eigene Entwicklungsplattform für "Micro Apps".

Google hat schon im letzten Jahr den Smartphone-Entwickler WIMM Labs übernommen und in seine Android-Sparte eingegliedert. Das wurde erst jetzt bekannt und bestätigt vorhergehende Meldungen von Financial Times und WSJ über ein Smartwatch-Projekt von Google. Da die Android-Abteilung und nicht das für Google Glass zuständige X Lab an der Smartwatch arbeiten soll, ist von einer kommerziellen Entwicklung für Verbraucher auszugehen – und das fertige Produkt vielleicht schon bald zu erwarten.

Die Übernahme des relativ unbekannten Smartwatch-Entwicklers hat Google inzwischen gegenüber News.com bestätigt. Sie erfolgte offenbar schon im Sommer 2012, als WIMM Labs seine Aktivitäten komplett einstellte und das mit einer „exklusiven und vertraulichen Partnerschaft für unsere Technologie“ begründete. Laut GigaOM, das zuerst von der Übernahme erfuhr, beschäftigt Google mindestens einen Teil der Mitarbeiter weiter. Das Unternehmen wurde vor rund fünf Jahren gegründet und vom früheren Rambus-Präsidenten Dave Morring geleitet.

Die Smartwatch WIMM One war nur für Softwareentwickler gedacht (Bild Sarah Tews / CNET).Die Smartwatch WIMM One war nur für Softwareentwickler gedacht (Bild Sarah Tews / CNET).

WIMM war noch in der Entwicklungsphase und verkaufte seine Uhr nicht an Verbraucher, sondern an interessierte Softwarentwickler. Sie erhielten mit dem „Developer Preview Kit“ WIMM One nicht nur die Hardware. Wichtiger noch als die Uhr war eine eigene Entwicklerplattform für Wearable Computing auf Android-Grundlage, die das Unternehmen zuerst schuf. Tatsächlich lieferte WIMM nicht nur eine Smartwatch mit einer begrenzten Anzahl von Programmen, sondern überließ unabhängigen Entwicklern die Schaffung weiterer „Micro Apps“, wie sie im Micro App Store des Unternehmens noch immer zu besichtigen sind.

Die Besonderheit dieser Micro Apps soll darin bestehen, dass sie über die Smartwatch nicht etwa nur Benachrichtigungen eines verbundenen Smartphones ausgeben, sondern unabhängig vom ihm arbeiten und zusätzliche Funktionalität bieten, ohne das Mobiltelefon aus der Tasche holen zu müssen. Im Angebot waren beispielsweise ein Newsreader, verschiedene Fitness-Anwendungen und eine App, um den Kaffee bei Starbucks zu bezahlen.

Ein eigener App Store bietet Micro Apps für die Smartwatch (Bild: WIMM Labs).Ein eigener App Store bietet Micro Apps für die Smartwatch (Bild: WIMM Labs).

Die Smartwatch unterzog The Verge einer ausführlichen Erprobung. Sie misst 36 mal 32 mal 12,5 Millimeter, läuft mit einer angepassten Version von Android und verbindet sich mit Bluetooth oder WLAN. Der kapazitive Touchscreen verfügt über eine Auflösung von 160 mal 160 Pixeln. Das LDC-Display ist transflektiv, nutzt also für bessere Lesbarkeit neben der Hintergrundbeleuchtung auch das Umgebungslicht, was zugleich für eine gute Akkulaufzeit sorgen kann. Das Gerät kann nicht nur am Handgelenk, sondern auch an Gürtel oder Schlüsselring befestigt werden.

Mit der Übernahme des Smartwatch-Entwicklers erhielt Google auch die Domain Smartwatch.com. Es will sich offenbar klar als ernsthafter Mitbewerber für Wearable Computing positionieren, das Technologiefirmen schon länger als „das nächste große Ding“ sehen. Samsung wird am 4. September seine Smartwatch Galaxy Gear vorstellen. Sony bringt seine SmartWatch 2 im September zum Preis von 199 Euro auf den Markt. Die von Apple noch nicht offiziell angekündigte iWatch kommt voraussichtlich im Jahr 2014, in dem Marktforscher bereits fünf Millionen Smartwatch-Verkäufe erwarten.

[mit Material von Joan E. Solsman, News.com]

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