Nachdem Google seiner neuen Android-Version 4.4 den Namen KitKat verlieh, nutzt Nestlé das geschickt mit einer eigenen Marketingkampagne für den Schokoriegel und setzt dabei auf Social Media. „Das beliebteste Mobilbetriebssystem trifft den weltweit bevorzugten Schokoriegel“, verbreitet ein verifiziertes Twitter-Konto mit Android-KitKat-Logo. Mit einem Youtube-Video, das schon über 350.000-mal abgerufen wurde, parodiert Nestlé gleichzeitig Apples Chefdesigner Sir Jonathan Paul „Jony“ Ive und seine affektierte Sprechweise.
Nestlé nutzt auch Twitter für eine Social-Media-Kampagne (Screenshot: ZDNet.de).Das Werbevideo lässt Chris Catlin als „Chief Breaks Officer“ von KitKat auftreten. Wie von Ive gewohnt, intoniert er mit ausgeprägtem britischem Akzent ein Loblied auf das „perfekte Konfekt“ mit dem es gelungen sei, „eine wunderschöne, immersive und multisensorische Erfahrung“ zu schaffen. Und es schmecke tatsächlich so gut, wie es aussehe. Er hebt die auf Hoch- oder Querformat ausrichtbare Orientierung des Riegels hervor und seine Mobilität – die Nutzer könnten „ihn buchstäblich nach überall mitnehmen, sogar zur Arbeit“. KitKat 4.4 sei zudem „der perfekte zweite Display-Begleiter“, zumal „kompatibel zu jeglichem flüssigen Accessoire“.
Von Google auf die gewünschte Namensgebung KitKat für die neue Android-Version angesprochen, entschied sich der Nahrungsmittelhersteller innerhalb einer Stunde zur Zusage und bestätigte den Deal innerhalb von 24 Stunden. Das verriet Marketingchef Patrice Bula gegenüber der BBC, betonte aber zugleich, dass in keine Richtung Geld geflossen sei.
Google erfuhr aber auch teilweise heftige Kritik, nachdem es bei der Namensgebung von alltäglichen Süßigkeiten auf ein Markenprodukt wechselte. „WTF?“ fragt Wired schon in der Überschrift. Es befürchtet schon weitere Versionen wie Android Milky Way oder Android Oreo und ist über künftige Entwicklungen beunruhigt: „Was immer hinter geschlossenen Türen geschah, die grauenhafte Namensgebung wirft eine Menge Fragen über die Zukunft von Android auf und wie künftig Werbung in diese und andere Google-Dienste integriert wird.“
Bei Twitter kamen außerdem kritische Stimmen auf, die an die Greenpeace-Kampagne zu KitKat als „Süßes mit bitterem Beigeschmack“ erinnerten. Die Umweltorganisation hatte dem weltgrößten Nahrungsmittelkonzern vorgeworfen, mit der Verwendung von Palmöl aus Monokulturen, die auf gerodeten Urwaldflächen angelegt wurden, zur Zerstörung wertvoller Regenwälder beizutragen und den Lebensraum von Orang-Utans zu bedrohen. Nestlé trage dabei besondere Verantwortung, da sich sein jährlicher Bedarf auf 320.000 Tonnen Palmöl verdoppelt habe. Der Schweizer Konzern reagierte zunächst mit einem Zensurversuch und ließ die englische Fassung eines kritischen Greenpeace-Videos bei YouTube sperren – verpflichtete sich aber zwei Monate später, zukünftig kein Palmöl aus Urwaldzerstörung mehr bei seinen Lieferanten zu dulden.
[mit Material von Dara Kerr, News.com]
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