Hacker Topiary: „LulzSec war eine kindische Parodie“

Die Gruppe sollte eigentlich Lulz Leaks heißen. Das behauptet Mitgründer Jake Davis jetzt in einem Interview. Die Auswirkungen aufs Sicherheitsbewusstsein zu sehen, sei fantastisch. Dennoch hält er die Aktionen im Rückblick für "Zeitverschwendung".

Das LulzSec-Mitglied Jake Davis alias Topiary hat sich in einem Interview ausführlich zur Gründung der Gruppe und seiner Rolle bei Angriffen geäußert. Gegenüber ask.fm erzählte er seine Geschichte – von der Gründung von LulzSec 2011 bis zur Haftstrafe.

LulzSec-Figur

LulzSec hatte sich 2011 mit Cyberangriffen auf Sony, die CIA, den US-Senat, das FBI und andere Organisationen einen Namen in der Hackerszene gemacht. Zu den Zielen der Gruppe gehörten auch Visa, Mastercard und Paypal, nachdem diese keine Spendenzahlungen an Wikileaks mehr abwickelten. So schnell wie er gekommen war, verließ LulzSec im Juni 2011 die Hackerbühne wieder.

Im März 2012 nahm das FBI dann mehrere Mitglieder von LulzSec und Anonymous fest. Der mutmaßliche LulzSec-Anführer Hector Xavier Monsegur alias „Sabu“ hatte den Ermittlern im Vorfeld als Informant geholfen, um selbst einer Strafe zu entgehen.

Die Gründung erfolgte Davis zufolge über einen Chat-Channel: „Wir haben LulzSec während einer sehr gelangweilten Unterhaltung auf einem aufgegebenen IRC-Server erfunden. Erst sollte es ‚Lulz Leaks‘ sein, aber ich habe alle Passwörter vergessen, und wir mussten den Namen ändern. Den Zylinder und das Monokel haben wir zufällig aus einem meiner Bilderordner mit tausenden Grafiken ausgewählt. Dann ging es einfach so weiter. Ich würde das nicht Verschwörung nennen, denn dafür bräuchte es wenigstens einen gewissen Grad an Organisation.“

Im Grunde sei LulzSec Zeitverschwendung gewesen, sagt Davis – und das sagt er auch über die 37 Tage, die er letztlich im Gefängnis saß. „Fantastisch“ finde er aber, dass Firmen jetzt aufgrund der LulzSec-Aktionen mehr für die Sicherheit täten und die Privatsphäre ernster genommen werde.

Einen Vergleich von LulzSec mit der Whistleblower-Site Wikileaks hält Davis nicht für angebracht. „LulzSec war nur eine kindische Parodie von Firmenwerbung, die sich darüber lustig machte, wie wir alle Social Media nutzen und akzeptieren.“

Gegen eine Weiternutzung des Namens LulzSec durch Nachahmer hat „Topiary“ nichts: „Es interessiert mich nicht im geringsten, was andere im Internet tun, und ich sehe mich nicht als Eigentümer der ‚Marke‘ LulzSec, offen gesagt einfach deshalb, weil sie mich ins Gefängnis gebracht hat.“ Eigentlich sollte Davis 24 Monate absitzen. Er wurde frühzeitig entlassen.

Als Hauptfigur einer Bewegung sieht sich Davis nach eigenem Bekunden keinesfalls. Vielmehr sei er „nicht selbstsicher und kompetent genug“, um „für irgendetwas“ zu sprechen. Auch interessiere ihn mehr die Arbeit „an alternativen Realitäten für ein Publikum“ – also Unterhaltung – als jeder Versuch, es politisch zu motivieren.

[mit Material von Richard Nieva, News.com]

Themenseiten: Hacker, Lulzsec, Secure-IT

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