Der ehemalige IBM-Ingenieur William C. Lowe ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Er beaufsichtigte die Entwicklung des ersten Personal Computer des Unternehmens und gilt daher als „Vater des IBM PC“. Seine Tochter Michelle Marshall erklärte gegenüber der New York Times, dass ihr Vater bereits am 19. Oktober an den Folgen eines Herzinfarkts in Lake Forest, Illinois, verstorben sei.
Als führender Hersteller von Mainframes für Regierungs- und Unternehmenskunden begann IBM in den späten Siebzigerjahren, sich auch für den Markt für Personal Computer zu interessieren – lange nachdem Apple, Commodore und Atari eine solide Ausgangsstellung geschaffen hatten. Lowe, der 1962 als Produkttest-Ingenieur zu IBM stieß, war Direktor von IBMs Boca Raton Labs, als Atari 1980 an das Unternehmen herantrat, um einen seiner Spielerechner unter IBMs Namen zu vermarkten.
Im Bewusstsein, dass IBM einen schnellen Einstieg in den Markt suchte, legte Lowe Ataris Angebot – zusammen mit dem Vorschlag, Atari direkt zu übernehmen – einem Verwaltungskomitee vor. Dieses soll seinen Vorschlag jedoch mit dem Kommentar abgelehnt haben, es sei „das Dümmste, was wir jemals gehört haben“.
Der damalige IBM-CEO Frank Cary beauftragte Lowe daraufhin, einen Plan zu entwickeln, um innerhalb eines Jahres ein IBM-Produkt auf den Markt zu bringen sowie ein Team zusammenzustellen, das dieses Ziel erreichen könne. Unter dem Codenamen „Project Chess“ rekrutierte Lowe „Das Dreckige Dutzend“ – zwölf Ingenieure, die innerhalb eines Monats den Prototyp eines Personal Computer namens Acorn entwickelten und bauten.
Die Früchte ihrer Arbeit wurden am 12. August 1981 veröffentlicht, als IBM seinen in IBM PC umbenannten neuen Computer auf den Markt brachte. Da „PC“ für „Personal Computer“ stand, gilt es als IBMs Verdienst, den Begriff „PC“ bekannt gemacht zu haben.
Der 5150 PC – so die genaue Modellbezeichnung – wurde von einem 4,77 MHz schnellen Intel-8088-Mikroprozessor angetrieben und verfügte über 16 KByte RAM, der sich auf bis zu 256 KByte erweitern ließ. Im Paket mit einer Handvoll Anwendungen kostete er 1565 Dollar. Er gilt als das Urmodell heutiger PCs.
Um der fortschreitenden PC-Revolution Rechnung zu tragen, verlieh das US-Magazin Time, das sonst nur eine Person des Jahres auszeichnete, stattdessen den Titel „Maschine des Jahres“ an den PC. „Die beständige Liebesaffäre der Amerikaner mit dem Automobil und dem Fernsehapparat hat sich jetzt in eine Schwindel erregende Begeisterung für den Personal Computer umgewandelt“, schrieb das Magazin in seiner Ausgabe vom 3. Januar 1983. „Es ist das Endergebnis einer technologischen Revolution, die seit vier Dekaden läuft, und nun buchstäblich Einzug ins Wohnzimmer findet.“
Lowe sagte dazu später, dass sich sein Team zu dieser Zeit mehr auf das Produkt konzentriert habe, als darauf, Geschichte zu schreiben. „Wir hatten keinerlei Erwartungen, die Welt zu verändern“, erklärte Lowe 2001 in einem Interview mit CNET.com anlässlich des 20. Geburtstags des PCs. „Wir haben gemerkt, dass die Welt sich verändert; Apple zog die Aufmerksamkeit vieler IBM-Entwickler auf sich, und wir wollten, dass IBM-Entwickler mit IBM-Produkten arbeiten.“
Zu Lowes Aufgabenbereich gehörte auch, die Nachfrage nach dem neuen PC vorauszusagen. Er teilte der Geschäftsführung mit, er erwarte, dass IBM innerhalb von drei Jahren 220.000 Einheiten verkaufen könne. „Die Leute kommen jetzt und fragen: ‚Warum nur so eine niedrige Zahl?'“, so Lowe. „Aber man muss sich bewusst machen, dass das mehr war als die Installationsbasis aller IBM-Computer zu dieser Zeit.“
Nachdem er IBMs PC-Sparte drei Jahre lang als Präsident vorgestanden hatte, verließ Lowe das Unternehmen 1988 im Zuge eines größeren Führungswechsels in der Chefetage und wechselte zu Xerox. Dort beaufsichtigte er als Executive Vice President den Geschäftsbereich für Bürogeräte. 1991 wurde er schließlich zum Chief Operating Officer des US-Flugzeugherstellers Gulfstream Aerospace berufen.
[mit Material von Steven Musil, News.com]
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