Amazon hat auf seiner Hausmesse Reinvent eine gehostete Desktop-Lösung namens WorkSpaces vorgestellt. Damit können Anwender einen Windows-7-Desktop auf beliebige Endgeräten bringen – Amazon Web Services (AWS) zufolge für weniger als den halben Preis von traditionellen VDI-Lösungen. Der Marktführer bei Infrastrukturdiensten (IaaS) dehnt sein Angebot damit in den Bereich Desktop (DaaS) aus.
Gegenüber dezentralen, physischen Desktops liegt der Vorteil einer virtuellen Desktop-Infrastruktur (VDI) vor allem in der zentralisierten Verwaltung. Zudem entfallen hohe Anfangsinvestitionen. Storage und Anwendungen stellt Amazon ebenfalls bereit. Anwender können nicht nur von beliebigen Endgeräten – auch Tablets oder Notebooks – auf ihren Arbeitsplatz zugreifen, sondern starten auch nach einem Gerätewechsel wieder an dem Punkt, an dem die vorhergehende Session beendet wurde.
Als Desktop liefert AWS eine angepasste Version von Windows Server, die für den Anwender wie ein herkömmliches Windows 7 aussieht. Wie der Anbieter in einem Blogbeitrag erklärt, müssen die Nutzer auf den betreffenden Endgeräten eine Client-Anwendung installieren. Über den virtuellen Desktop können sie auf Ressourcen sowie das Intranet des Unternehmens zugreifen.
AWS liefert den Desktop in vier Leistungsstufen. Mit Standard und Standard Plus erhält jeder Nutzer für 35 beziehungsweise 50 Dollar pro Monat eine virtuelle CPU (vCPU), 3,75 GByte Arbeitsspeicher und 50 GByte Storage. Mit Performance und Performance Plus bekommt er für 60 beziehungsweise 75 Dollar 2 vCPUs, 7,5 GByte Memory und 100 GByte Storage.
In sämtlichen Bundles sind Adobe Reader, Adobe Flash, Firefox, Internet Explorer 9, 7-Zip, das Java Runtime Environment (JRE) sowie weitere Utilities enthalten. Die Angebote Standard Plus und Performance Plus bringen außerdem Microsoft Office Professional und Trend Micro Worry-Free Business Security Services mit. Das Storage liefert Amazon über den Speicherdienst S3. Amazon garantiert dafür eine 99,99-prozentige Verfügbarkeit. Für weitere 15 Dollar können Anwender bestehende Lizenzen auf die virtuelle Umgebung übertragen.
Darüber hinaus integriert WorkSpaces auch ein bestehendes Active Directory, so dass die Mitarbeiter sich mit den gewohnten Nutzernamen und Passwörtern anmelden können. Eine Migrationshilfe für den Umzug von bestehenden Desktop-Anwendungen auf die virtuelle Infrastruktur gibt es bislang nicht.
Bislang hatte sich Amazon Web Services darauf konzentriert, die Infrastruktur für Cloudanwendungen zu liefern. Jetzt erweitert es sein Dienste-Angebot bis hin zum Endnutzer. Die Umgebung eignet sich für mobile Anwender, die einen vollwertigen Desktop benötigen, und für sichere Arbeitsplätze, die sich zentral verwalten lassen. Selbst Studenten oder Teilzeitkräfte könnten auf diese Weise einen persistenten Arbeitsplatz bekommen: Nach einem vollendeten Projekt würde einfach der WorkSpace terminiert. Und schließlich bietet sich diese Form des Desktops auch für externe Entwickler an. Sie können auf das Unternehmensnetz zugreifen, und dennoch sind dessen Inhalte geschützt.
Die virtuellen Desktops sind auch auf Amazons eigener Tablet-Reihe Kindle Fire lauffähig. Hier könnten sich künftig Synergien ergeben – vor allem, wenn Amazon eines Tages Zubehör wie Tastatur und Maus für seine Modelle anbieten sollte.
Desktop-as-a-Service (DaaS) gilt als ein junger Markt. Citrix arbeitet im Projekt Avalon an einer solchen Lösung, Microsoft plant mit Mohoro einen Cloud-Desktop, und erst vor wenigen Wochen hat der Virtualisierungsspezialist VMware den Cloud-Desktop-Spezialisten Desktone übernommen.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]
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