Google-Chairman Eric Schmidt erwartet nach eigener Aussage, dass Regierungen in zehn Jahren alle Zensurversuche eingestellt haben werden. In einer Rede an der Johns Hopkins University sagte über Staaten wie China und Nordkorea: „Erst versuchen sie, dich zu blockieren, dann versuchen sie, dich zu infiltrieren, und in der dritten Phase hast du gewonnen. Ich glaube wirklich, so läuft das. Die Macht hat sich verschoben.“
Nach Schmidts von Reuters zitierter Darstellung werden solche Staaten den Internetzugriff nicht ewig einschränken können. Technischer Fortschritt etwa beim Einsatz von Verschlüsselung werde sie langfristig entmutigen. „Ich glaube, es gibt eine echte Chance, dass wir Zensur – und die Möglichkeit von Zensur – innerhalb eines Jahrzehnts eliminieren können.“
Schmidt hatte Nordkorea (und China) erst im Januar besucht. Sein Versuch, es zu freierem Informationsfluss zu ermutigen, sei aber gescheitert, sagte er jetzt. Schmidt und seiner Tochter wurde damals geraten, keine Smartphones mitzunehmen, da sie konfisziert und mit Malware präpariert würden. Auch berichtete die Tochter, Sophie Schmidt, es gebe drei Internet-Abstufungen im Land: ein überwachtes, eins für die Universitäten und ein landesweites Intranet. Ein durchschnittlicher Koreaner habe aber keinen Zugriff. Und trotz verfügbarer UMTS-Netze sei Datenzugriff über Mobilfunk nicht existent.
Nach Abschluss der Reise erklärte Schmidt im Januar: „Da die Welt immer stärker vernetzt ist, wird ihre Entscheidung für eine komplette Abschottung ihren Blick auf die Welt stark beeinflussen. Ohne Zugang zum Internet wird es schwerer für sie, wirtschaftlich aufzuholen. Wir haben diese Alternative deutlich beschrieben.“
Eine erneute Einladung nach Nordkorea hat der Google-Chairman bis heute nicht erhalten. Allerdings ist in den letzten Monaten durch die Enthüllungen Edward Snowdens auch klar geworden, dass man nicht bis Nordkorea reisen muss, um Zensur und Überwachung vorzufinden. Wie sich gezeigt hat, steht Google sogar besonders im Fokus des US-Auslandsgeheimdiensts NSA. Unter anderem wurde der unverschlüsselte Verkehr zwischen seinen Rechenzentren abgefangen.
Google reagierte auf allen Ebenen – von der Spitze bis zu den Programmierern – entrüstet. Es konterte mit verstärkter Verschlüsselung in vielen Bereichen. Dass Verschlüsselung die Antwort sein muss, führte Schmidt auch in seiner jüngsten Rede aus. „Mir ist ziemlich klar, dass Überwachung durch Regierungen und die Art der Überwachung in irgendeiner Weise weiter existieren werden, weil sich die Bürger dort äußern, und die Regierung will wissen, was sie vorhaben“, sagte er – womit er sich weit von allen offiziellen Erklärungen für staatliche Überwachungsmaßnahmen entfernte.
Von Verbrechens- und Terrorismusbekämpung etwa sagte Schmidt kein Wort. Vielmehr scheint er Überwachung des eigenen Volks durch Regierungen für reines Machtstreben zu halten. Es handle sich um ein „Katz-und-Maus-Spiel“, ergänzte er noch: „In diesem Rennen werden die Zensoren verlieren und das Volk die Macht zurückbekommen.“
[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]
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