Der Geheimdienst Communications Security Establishment Canada (CSEC) hat das kostenlose WLAN-Angebot eines „großen kanadischen Flughafens“ genutzt, um Reisende zu identifizieren und noch Tage nach Verlassen des Terminals zu überwachen. Das geht aus von Edward Snowden zugänglich gemachten Unterlagen hervor, die CBC News ausgewertet hat.
Die Daten wurden verwendet, um die Besucher „eine Woche oder mehr“ zu verfolgen, indem anschließend jedes weitere Log-in bei erfassten Hotspots registriert wurde. Erfasste Zugänge stehen unter anderem an weiteren Flughäfen, in Bibliotheken, Restaurants und Bahnhöfen – nicht nur in Kanada, sondern auch in den USA.
Wie der Geheimdienst an die Daten kommt, ist unklar. CBC News schreibt aber, es gebe Hinweise, dass eine „spezielle Quelle“ freiwillig Zugang zu den Funknetzen gegeben habe. Die beiden größten kanadischen Flughäfen Toronto und Vancouver bestritten auf Nachfrage durch CBS News, jemals Passagierdaten an das CSEC herausgegeben zu haben.
Das CSEC hat zu dem Fall eine schriftliche Erklärung abgegeben. Demzufolge ist es sein Auftrag, „ausländische Botschaften abzufangen, um Kanada und die Kanadier zu schützen.“ Dazu sei es beispielsweise ermächtigt, Metadaten zu sammeln. „Keine Kommunikation von Kanadiern wurde (oder wird) anvisiert, gesammelt oder genutzt.“
Die Erkenntnisse stammen aus einer 27-seitigen Powerpoint-Präsentation des CSEC vom Mai 2012. Darin ist von einer „bahnbrechenden“ neuen Software die Rede, die man zusammen dem US-Auslandsgeheimdienst NSA entwickle. Die gewonnenen Daten sollten offenbar auch den anderen „Five Eyes„-Nationen zur Verfügung stehen: USA und Großbritannien, Australien und Neuseeland.
Erst am Montag war bekannt geworden, dass die NSA und der britische Geheimdienst GCHQ auch aus Apps Erkenntnisse gewinnen und Personenprofile ergänzen. Dazu zählen – vermutlich ohne Wissen der Autoren – Angry Birds und Google Maps, aber auch Facebook, Flickr und Twitter. US-Präsident Obama hat nur mit einer kleinen Geheimdienstreform auf die Enthüllungen reagiert. Dass er gerade einen Cyberwar-Spezialisten der Marine als neuen NSA-Direktor nominiert hat, lässt ebenfalls nicht auf einen Willen zur Erneuerung schließen.
[mit Material von Carrie Mihalcik, News.com]
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