Wozniak zur Beats-Übernahme: Apple kehrt zu seinen coolen Wurzeln zurück

Der stets meinungsfreudige Apple-Mitgründer Steve Wozniak begrüßt die Übernahme von Beats durch den iPhone-Hersteller, macht sich aber auch um die vielleicht nur vorübergehende Popularität von Beats Gedanken. „Es hört sich gut für Apple an, zu einigen coolen Wurzeln zurückzukehren“, schrieb er in einer E-Mail an News.com.

Studiokopfhörer von Beats (Bild: CNET)

„Ich mache mir Sorgen, dass die Beats-Hardware als Modeerscheinung verblasst“, schrieb er weiter. „Aber wenn ich Kopfhörer für den Alltag kaufen wollte, würde ich mich vermutlich für Beats entscheiden. Aus meiner Sicht schlagen sie andere Marken wie etwa Skull Candy.“

Die Apple-Führung erklärte inzwischen die Beweggründe für den Kauf gegenüber Journalisten und in einem Memo an die Mitarbeiter. CEO Tim Cook lobte die Beats-Gründer Jimmy Iovine und Dr. Dre dafür, dass sie als Erste einen Musikabodienst „richtig hinbekamen“. Seiner Einschätzung nach bekommt Apple durch Beats außerdem einen Vorsprung hinsichtlich zukünftiger neuer Produkte. „Es geht nicht um das, was Apple und Beats heute machen“, sagte Cook. „Es geht darum, was die Zusammenführung der beiden in Zukunft hervorbringen kann.“

Cook kündigte außerdem an, dass der erfahrene Musikmanager Iovine und Dr. Dre – der Rapper und Hip-Hop-Produzent heißt im bürgerlichen Leben André Romell Young – zu Apple wechseln und dort führende Positionen einnehmen werden. Die Hardwaresparte Beats Electronics wird Apples Marketingchef Phil Schiller unterstehen, während der Streamingdienst Beats Music in die Services-Sparte von Eddy Cue integriert werden soll. Beats Music soll jedoch weder das Download-Angebot von iTunes noch das werbefinanzierte iTunes Radio ersetzen, sondern bei Apple als zusätzlicher eigenständiger Musikabodienst weitergeführt werden.

Der iPhone-Hersteller dürfte in Beats Music eine Rückversicherung gegen schwindendes Interesse an käuflichen Musik-Downloads sehen. Es will aber offensichtlich nicht iTunes als noch immer sprudelnde Einnahmequelle gefährden, sondern beides zugleich anbieten und einen fließenden Übergang ermöglichen, während die Download-Umsätze zurückgehen und Streaming an Fahrt gewinnt.

Neu für Apple ist auch, dass es nach der Übernahme eines Dienstes den Zugang über konkurrierende Plattformen nicht umgehend schließt – es verspricht vielmehr ausdrücklich, dass Beats Music weiterhin auch auf Geräten mit dem Mobilbetriebssystemen Android sowie Windows Phone zugänglich bleibt. „Es ist jetzt auf Android, und wir wollen es weiterhin so halten“, sagte Apples Senior Vice President Eddy Cue, der für Internet Software und Services verantwortlich ist. Das steht ganz im Gegensatz zu anderen wichtigen Apple-Diensten wie iMessage oder Apple TV, die nur mit Apples eigener Hardware zu nutzen sind.

„Das Musikstreaming ist vermutlich ein größerer Deal für die Zukunft“, meinte Steve Wozniak weiter und stimmt hier mit einigen Analysten überein . „Ich rate da nur, ich bin kein Analyst, und ich bin nicht so nah dran an diesem Markt. Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht ein wenig altmodisch, aber ich liebe einfach nur iTunes. Mich beunruhigt allerdings auch ein wenig, ob mit diesem Einstieg ins Musikstreaming zu tun haben könnte, dass Apples Name auf einem kürzlich von vielen wichtigen Akteuren im Silicon Valley unterzeichneten Offenen Brief fehlte, mit dem sie eine uneingeschränkte Netzneutralität forderten. Plant Apple vielleicht eine ‚Überholspur‘ für diesen Dienst?“

Musikstreaming erfordert zwar nicht unbedingt eine besonders schnelle Übertragung, sehr wohl aber Videostreaming. Apple-Beobachter einschließlich dem offiziellen Steve-Jobs-Biografen Walter Isaacson spekulierten bereits darüber, dass es bei der Beats-Übernahme vor allem um Video und weniger um Kopfhörer oder Musik gehen könnte. Isaacson interviewte für sein Buch auch Jimmy Iovine und vermutet, dass der gut mit Steve Jobs befreundete Musikmanager Apple dabei helfen soll, in das Geschäft mit Medieninhalten zu kommen und damit den lange erwarteten Apple-Fernseher iTV zu ermöglichen.

[mit Material von Shara Tibken, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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