Die Europäische Kommission prüft die Steuerzahlungen, die Apple über seine Tochter in Irland abwickelt. Das berichtet die Agentur Reuters unter Berufung auf den staatlichen irischen Fernsehsender RTE. Demnach untersucht Brüssel die Vorwürfe, wonach der iPhone-Hersteller Schlupflöcher in internationalen Steuergesetzen nutzen soll, um insgesamt weniger Abgaben leisten zu müssen. Apple hat bisher stets beteuert, es befolge alle Steuergesetze.
Schon 2013 hatte die EU erklärt, sie kontrolliere die Regelungen für Unternehmenssteuern in den 28 Mitgliedstaaten. Zudem forderte sie formell Informationen von der irischen Regierung an. Reuters zufolge wollte der EU-Sprecher Antoine Colombani den Bericht des irischen Fernsehens nicht kommentieren.
Das irische Finanzministerium hat offenbar erst durch die Medien von der Untersuchung erfahren. Es sagte Reuters, es habe noch keine offizielle Benachrichtigung erhalten. Für US-Politiker sollten die Ermittlungen der EU jedoch keine Überraschung sein. Sie hatten schon im vergangenen Jahr festgestellt, dass das Unternehmen aus Cupertino seine Steuerlast um mehrere Milliarden Dollar reduziert, indem es seine irischen Tochtergesellschaften als in den USA nicht steuerpflichtig deklariert.
Der demokratische Senator Carl Levin hatte Apple vorgeworfen, es „missbrauche“ ein Schlupfloch im US-Steuerrecht. Das Unternehmen sei auf der Suche nach dem „heiligen Gral der Steuervermeidung“. Apple-CEO Tim Cook musste im Mai 2013 sogar vor einem Senatsausschuss aussagen.
Cook gab damals an, Apple generiere 61 Prozent seines Umsatz außerhalb der Vereinigten Staaten. 2012 habe es in den USA rund 6 Milliarden Dollar Steuern bezahlt – oder rund 16 Millionen Dollar pro Tag. Apple zufolge soll das einem Vierzigstel aller Unternehmenssteuern entsprechen, die die USA 2012 eingenommen haben.
Rückendeckung erhielt Apple kurz darauf von der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission. Sie bestätigt Apples Steuerstrategie und leitete keine Maßnahmen gegen das Unternehmen ein.
Auch andere multinationale Konzerne verbuchen ihre Gewinne über eine in Irland registrierte Tochter, um Steuern zu sparen. Dieses Verfahren ist vollkommen legal. Im Oktober 2013 kündigte Irland aber an, eines der von Apple genutzten Schlupflöcher zu schließen. Auch andere europäische Länder wie Italien und Großbritannien prüfen die Steuerpraktiken von Apple sowie Google und Amazon.
[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]
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6 Kommentare zu EU untersucht Apples irisches Steuersparmodell
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Apple ist nicht der einzige hier. Alle großen Unternehmen, besonders die US-IT Riesen, nutzen die bekannten Konstruktionen. Die Politik hat es in der Hand das zu ändern.
Werden sie aber dank der Lobbyisten (und späterer, eigener Karriere als Berater & Co.) nicht tun.
Der Dumme ist der kleine Mann – und wird es auch bleiben. Bis der große Knall kommt.
1. Sollten solche Steuerschlupflöcher zumindest innerhalb EU gestopft werden.
2. Es wird für Großkonzerne leider immer irgendwo in der Welt eine Möglichkeit geben „steuerschonend“ Gewinne zu parken.
3. Mein Hoffnung sind mündige Konsumenten die unter fairen Bedingungen und umweltfreundlich erzeugte Produkte nur bei Unternehmen kaufen, die auch steuerlich ihren Betrag zur Gesselschaft leisten.
4. Als treuer Applefan hoffe ich das Apple auch diese Kurve kratzt, bei Umweltstandards sind sie ja schon auf gutem Weg.
Warum untersucht die Europäische Kommission nicht mal die Gesetzgebung der entsprechenden Länder?
Ach so, hatte ich doch glatt vergessen, dies sind die Länder, die ja auch die Europäische Kommission bilden.
Also hat alles seine Richtigkeit.;)
Ein paar Euro werden für Irland doch sicherlich auch abfallen.
Daher wird es diese Art „Steuersparmodell“ in irgendeinem Land, auch in Zukunft weiter geben.
Unternehmen und Menschen mit viel Geld haben Möglichkeiten Steuern zu hinterziehen und/oder solche Schlupflöcher auszunutzen. Und geschmierte Politiker lassen das zu und „bestrafen“ dann Unternehmen mit so lächerlichen Beträgen oder schicken solche Herren wie Hoeneß für eine witzige Zeit ins Gefängnis. Was ein Schauspiel…
Ich kann es nicht verdenken wenn die Gesetzeslage dieses Verfahren hergibt.
Somit hat Apple wenigstens genug Kohle um endlich seine Garantie/Gewährleistung und die Kulanz bei Defekten hochpreisigen Geräten kurz nach Ende der 2 Jahre zu erhöhen….haha, ich lach mich tot; ich träume schon wieder.
Verreckt an der Kohle.
Das möchte ich als Privatmann auch mal dürfen:
meine Steuern über eine Briefkastenfirma in Irland auf praktisch Null zu setzen…