Final von Red Hat Enterprise Linux 7 erschienen

Red Hat hat nach halbjähriger Betaphase die finale Version von Red Hat Enterprise Linux 7 (RHEL 7) freigegeben. Das „Enterprise Operating System“ kann auf vier Plattformen eingesetzt werden: Bare-Metal-Servern, Virtuellen Maschinen (VM), OpenStack-basierter Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS). Zusammen lässt sich so eine leistungsfähige Datacenter- und Cloud-Umgebung für Unternehmen aufbauen. Laut Red Hat arbeitet RHEL 7 je nach Workload 11 bis 25 Prozent schneller als der Vorgänger RHEL 6.

„Wo die Welten der physischen, virtuellen und Cloud-Systeme zusammenwachsen, bietet Red Hat eine leistungsfähige Open-Hybrid-Plattform, mit der ISVs und Applikationen eine konsistente Runtime-Umgebung für Bare-Metal-Systeme, virtuelle Maschinen, Public und Private Clouds erhalten“, kommentiert Paul Cormier, President Products and Technologies bei Red Hat. „Dies ist essenziell, wenn Applikationen von On-Premise-Umgebungen in die Cloud migriert werden.“

Manche Beobachter hatten schon zum diesjährigen Red Hat Summit im April mit der Veröffentlichung der Final gerechnet. Fairerweise muss man aber sagen, dass Red Hat die neue RHEL-Version schon bei der Vorstellung der Beta im Dezember als das bisher ambitionierteste Release beschrieben hatte. Es soll unter anderem Installation sowie Deployment optimieren und automatisieren, die Verwaltung vereinfachen und gleichzeitig die Zuverlässigkeit steigern.

Als Schlüsselfunktionen nennt Red Hat erweiterte Windows-Interoperabilität (inklusive Integration von Active Directory Domains), Verbesserungen am Dateisystem (mit XFS als Standard), optimiertes Subsystem-Management mittels OpenLMI, Migration Virtueller Maschinen (VM) von RHEL-6-Hosts auf RHEL-7-Hosts in Echtzeit ohne Downtime oder VM-Modifikationen und Linux-Container-Support (inklusive Docker).

Wie schon vor einem Jahr angekündigt, ersetzt MariaDB die inzwischen zu Oracle gehörende Datenbank MySQL. Damit folgt RHEL der Community-Distribution Fedora und OpenSUSE, die den Wechsel schon früher vollzogen haben. MariaDB und MySQL sind hochgradig kompatibel, von Binärdateien für Bibliotheken und nutzbaren Befehlen bis zu Programmierschnittstellen (APIs).

RHEL 7 unterstützt wie schon RHEL 6.5 Container-Lösungen wie Docker, um den Betrieb von Anwendungen zu vereinfachen. Systemressourcen lassen sich unter den jeweiligen Containern aufteilen, sodass jede Anwendung nur die benötigten Ressourcen erhält und zudem von anderen abgeschottet ist, was die Sicherheit erhöht. Das ist eine leichtgewichtige Alternative zu herkömmlichen Virtualisierungslösungen wie Linux‘ eigene Kernel-basierte Virtuelle Maschine (KVM). Mit Docker 1.0 lassen sich Anwendungen zudem unabhängig voneinander und vom zugrunde liegenden Betriebssystem betreiben. Das bedeutet, dass Nutzer die Docker-Apps von einem Container auf einem Bare-Metal-System je nach Bedarf in eine Virtuelle Maschine oder in die Cloud umziehen können.

Die Dateisysteme Ext4 und Btrfs wurden erweitert. Neu ist Support für XFS als Standarddateisystem, das eine Skalierung bis auf 500 TByte erlaubt. Ext4 unterstützt nun eine eigenständige Dateisystemgröße von 16 bis 50 TByte sowie Blockgrößen von 1 MByte, was unter anderem die Fragmentierung reduziert. Btrfs liegt als Technology Preview vor und enthält integriertes Basic Volume Management, Snapshot-Support und Unterstützung für Prüfsummen, um die Integrität von Daten und Metadaten sicherzustellen.

Netzwerkintensive Anwendungen profitieren vom Support für 40-Gigabit-Ethernet. RHEL 7 unterstützt auch sehr große Storage-Konfigurationen, inklusive Enterprise-Storage-Arrays und natürlich Red Hats eigenen Storage Server. Die Verwaltung heterogener Storage-Umgebungen wurde vereinfacht.

Samba 4.1 ermöglicht Systemadministratoren beim parallelen Betrieb von RHEL 7 und Microsoft Windows Server, Nutzer und Ressourcen mit Windows Active Directory Domains zu integrieren. Alternativ lässt sich auch RHEL Identity Management parallel zu Active Directory verwenden.

Die Konfiguration und Verwaltung vereinfachen sollen einheitliche Management-Tools für Netzwerk, Storage, Dateisystem, Performance, Identitäten und Sicherheit. RHEL 7 setzt dazu auf die relativ neue Systemverwaltungslösung OpenLMI, mit der sich die Verwaltung mehrerer Systeme mithilfe von Scripting und Programmierschnittstellen (API) automatisieren lässt. Anders als DevOps-Programme wie Chef und Puppet, die auf Cloud Deployment abzielen, dient OpenLMI dem Einrichten und Verwalten von Subsystemen oder Bare-Metal- sowie Virtual-Production-Server. Außerdem verwendet RedHat wie andere Linux-Distributionen (SuSE, Debian und Ubuntu) neuerdings systemd als Init-System zum Management von Prozessen, Services, Sicherheitskonfigurationen und anderen Ressourcen. Performance Co-Pilot, eine Sammlung von Frameworks und Services, erlaubt das Aufzeichnen und Überwachen der Systemleistung durch Administratoren oder Subsysteme wie systemd in Echtzeit.

Einen Überblick über alle wesentlichen Neuerungen bieten die Release Notes. Detaillierte Informationen über die Änderungen zwischen Red Hat Enterprise Linux 6 und 7 finden sich im Handbuch zur Migrationsplanung. Bekannte Probleme sind in den Technischen Hinweisen aufgeführt. Viele neue Funktionen stellt Red Hat auch in kurzen Videos in seinem Youtube-Kanal vor.

[mit Material von Steven J. Vaughan-Nichols, ZDNet.com]

ZDNet.de Redaktion

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