Die Nokia-Tochter Here hat einen Kauf von Medio Systems angekündigt, das es als Pionier im Bereich Predictive Analytics bezeichnet. Der Preis wurde nicht genannt. Here wird die übernommene Technik auch den anderen beiden verbleibenden Nokia-Geschäftszweigen Networks (NSN) und Technologies (Forschung und Lizenzgeschäft) zur Verfügung stellen.
Das vor knapp zehn Jahren gegründete Medio Systems sitzt in Seattle im US-Bundesstaat Washington. Seine 70 Mitarbeiter sollen künftig für Here „kontextabhängige ortsbasierte Dienste entwickeln, anhand derer Menschen und Unternehmen Entscheidungen auf der Basis personalisierter und vorhersageorientierter Informationen treffen können“, wie es in der Pressemeldung heißt.
Als Beispiele nennt Here von der Tageszeit abhängige Restaurantempfehlungen, aufgrund der Fahrgewohnheiten personalisierte Routenempfehlungen und eine „Möglichkeit für Unternehmen, ihren Kunden individuelle und personalisierte Angebote zu machen.“
Here-CEO Michael Halbherr skizziert die strategische Dimension des Zukaufs: „Wir stehen heute an der Schwelle zu dem, was ich ‚kognitive Kartografie‘ nenne. In Zukunft werden digitale Karten erkennen, in welchem Umfeld sie genutzt werden, und die Absichten ihrer Nutzer vorausahnen, um ihnen interaktive und intelligente Erlebnisse zu ermöglichen. Unser Plan ist es, das Know-How und die Technologie von Medio, welche die Echtzeitanalyse von Millionen vernetzter Geräte und Milliarden von Interaktionen ermöglicht, weiter auszubauen. Dadurch stärken wir unsere Fähigkeiten zur Entwicklung von personalisierten Kartendiensten, die Menschen dabei helfen, erfolgreich durch den Tag zu kommen.“
Nokia Here hofft, die Übernahme im zweiten Quartal 2014 abschließen zu können.
Nach dem Verkauf der Gerätesparte will der Kartendienst offenbar auch sein Software-Angebot ausbauen: Kürzlich hatte Here in Stellenanzeigen Android- und iOS-Entwickler gesucht. Die erste iOS-App war vergangenes Jahr nach dem Start von iOS 7 zurückgezogen worden. Unter Windows Phone gibt es bisher vier Einzelprogramme.
Die angedeutete Personalisierung von ortsbasierten Diensten lässt an Google Now und andere virtuelle Assistenten – von Siri bis Cortana – denken. Cortana etwa nutzt laut Microsoft-Manager Joe Belfiore die Suchengine von Bing sowie dessen Sprachsteuerung. Sie ermittelt die Interessen des Nutzers ausgehend von seinen Suchanfragen und den von ihm aufgesuchten Orten. Auf dieser Basis werden Suchergebnisse auf ihn zugeschnitten. Cortana kann zudem Flugdaten nachschlagen und rechtzeitig ans Check-in oder andere Termine erinnern. Microsoft verspricht zunehmende Genauigkeit, je mehr Daten mit der Zeit vorliegen.
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