Risikokapital-Investor Tim Draper ist der alleinige Gewinner einer Auktion von Bitcoins, die bei der Schließung der Online-Drogenhandelsplattform Silk Road durch das FBI beschlagnahmt wurden. Obwohl insgesamt 63 Gebote von 45 Interessenten eingingen, räumte Draper alle zehn Tranchen als Meistbietender ab.
Zur Versteigerung brachte der US Marshals Service neun Tranchen mit jeweils 3000 Bitcoins sowie eine weitere Tranche von 2656,51 Bitcoins. Nicht auktioniert wurden die 144.000 Bitcoins, die auf der Hardware von Silk-Road-Betreiber Ross Ulbricht gefunden wurden, der noch seinem Prozess entgegensieht.
Der aktuelle Marktwert der Bitcoins betrug zum Zeitpunkt der Auktion rund 17 Millionen Dollar. Draper dürfte deutlich mehr dafür bezahlt haben, wollte die Höhe seiner Gebote aber nicht nennen. Er habe „mehr bezahlt als die anderen Auktionsteilnehmer“, erklärte er lediglich, was ohnehin offensichtlich war. Wert legte er zudem auf die Feststellung, dass er kein Händler, sondern ein Anleger sei, der langfristig auf die Kryptowährung setzt. „In fünf Jahren wird es sehr viel mehr oder sehr viel weniger wert sein“, sagte er. Er gab sich außerdem überzeugt, dass Bitcoin „das Finanzwesen revolutionieren“ wird.
Tim Draper ist Gründer der Firma, die heute als Wagniskapitalfirma Draper Fisher Jurvetson bekannt ist. Sie kann auf erfolgreiche Investitionen in Unternehmen wie Baidu, Hotmail, Skype und Tesla Motors verweisen. Die auktionierten Bitcoins will der Investor dem Start-up Vaurum zur Verfügung stellen, das sich als „Bitcoin-Börse für Finanzinstitute“ beschreibt – und an dem Draper selbst beteiligt ist. Vaurum betreibt Handelsplattformen in aufstrebenden Märkten und will die 30.000 Bitcoins als Liquiditätsquelle nutzen. In aufstrebenden Volkswirtschaften sei es noch immer schwierig, Bitcoins zu bekommen, dort aber würden sie am dringendsten gebraucht. Als Ziel gibt Vaurum aus, eine verlässliche Infrastruktur mit größerer Liquidität auszubauen.
„Bitcoin befreit die Menschen von der Schwierigkeit, in einer modernen Marktwirtschaft mit schwachen Währungen agieren zu müssen“, heißt es in einer Erklärung Drapers. „Mit Hilfe von Vaurum und diesen neu erworbenen Bitcoins wollen wir neue Services schaffen, die Liquidität und Vertrauen in Märkte bringen können, die durch schwache Währungen gelähmt wurden. Natürlich kann es keine absolute Sicherheit geben, wenn man die Währung seines eigenen Landes hält. Wir wollen die Menschen befähigen, Bitcoin zu halten und damit zu handeln, um sich gegen schwächer werdende Währungen abzusichern.“
Tim Draper gründete 2013 die Draper University of Heroes zur Ausbildung von Entrepreneuren. Er sprach sich wiederholt gegen staatliche Regulierung aus – und insbesondere gegen das US-Bundesgesetz Sarbanes-Oxley Act, das nach Bilanzskandalen von Firmen wie Worldcom und Enron erlassen wurde. Ins Gespräch brachte er sich Anfang dieses Jahres durch den von ihm offenbar ernst gemeinten Vorschlag, Kalifornien in sechs Teile aufzuspalten und das Silicon Valley zu einem eigenen US-Bundesstaat zu machen.
[mit Material von Tom Jowitt, TechWeekEurope.co.uk]
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1 Kommentar zu Anleger ersteigert bei Silk Road beschlagnahmte Bitcoins
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Wenn der aktuelle Marktwert zum Zeitpunkt der Auktion rund 17 Millionen Dollar betrug, Draper aber deutlich mehr dafür bezahlt hat, wo ist denn dabei der (finanzielle?) Vorteil?
Da gibt es doch Handelsplätze, wieso hat er die Bitcoins nicht da gekauft? Da hätte man die Käufe doch aufteilen können.
Wäre der Bitcoin-Kurs denn so schnell gestiegen, dass sich der Kauf ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr gelohnt hätte?
Keine Ahnung ob 17 Millionen Dollar für Käufe eine riesige Summe ist und dadurch eine Kurs-Rallye ausgelöst würde?