Lenovo arbeitet an einer Computerbrille ähnlich Google Glass und hat einen Prototypen gezeigt. Der chinesische Hersteller wollte damit Entwickler und andere Hardwarehersteller auf ein neues Partnerprogramm für vernetzte Geräte aufmerksam machen, die er nicht ausschließlich selbst herstellen will.
Weitere Einzelheiten zur Computerbrille sollen im Oktober enthüllt werden. Hinweise gab aber schon eine im letzten Monat veröffentlichte Patentanmeldung für ein elektronisches Gerät, das optisch stark an das Vorbild Google Glass erinnert. Lenovos Patentansprüche beziehen sich allerdings speziell auf Tonaufnahmen, die durch Knochenleitung ans Ohr gebracht werden („Electronic Device and Sound Capturing Method“). Obwohl eher als Tonaufnahmegerät beschrieben, ist wie bei Google Glass ein Videodisplay in der Brille integriert – und ebenfalls vorgesehen ist drahtlose Kommunikation.
Beim Prototypen fällt als weitere Besonderheit auf, dass der Akku nicht im Brillenbügel eingebaut ist. Er schwingt sich vielmehr als externes Zubehör um den Nacken, was offenbar für längere Laufzeit sorgen soll. Im Brillengestell selbst platziert Lenovo eine 5-Megapixel-Kamera sowie 12 GByte Speicher. Vorgesehen ist die Steuerung durch Sprachbefehle und Gesten.
Das von Lenovo in diesem Zusammenhang beworbene Partnerprogramm NBD steht im Chinesischen für „Neue Werkbank“. Es zielt auf einen breiteren Markt vernetzter Geräte jenseits von PCs und Smartphones, die das „Internet der Dinge“ ausmachen. Lenovo setzt dabei auf Partnerschaften und will auch in Technikfirmen investieren, die in diesem Umfeld tätig sind. „Es gibt jetzt zu viele verschiedene Gerätetypen, die man für das Internet der Dinge entwickeln kann“, erklärte Senior Vice President Chen Xudong seine Strategie gegenüber PC World. „Es gibt keine Firma, die das alles allein stemmen kann.“
Zu den vorgestellten Beispielen für die NBD-Plattform gehört ein drahtloser Router, der zusammen mit anderen chinesischen Firmen entwickelt wurde und über ein Mobilgerät fernzusteuern ist. Der deutsche Hersteller Luftmed trägt mit New Air X330 einen per Smartphone bedienbaren Luftreiniger bei. Lenovo geht außerdem eine Partnerschaft mit dem US-Hersteller Vuzix ein, der den Google-Glass-Rivalen M100 entwickelt hat, um diese Datenbrille in den chinesischen Markt einzuführen.
Seit Kurzem ist auch die App MyGlass im deutschen Play Store verfügbar. Sie verbindet Googles Computerbrille mit einem Android-Smartphone und dient der Konfiguration sowie der Verwaltung des Geräts. Das führte zu Spekulationen über einen eventuell bevorstehenden Verkaufsstart von Google Glass in Deutschland, für den es aber keine weiteren Hinweise gibt. Google bietet seine Datenbrille bislang nur in den USA und Großbritannien an.
[mit Material von Tom Jowitt, TechWeekEurope.co.uk]
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