Project Wing: Google testet Paketversand mittels Drohnen

Das bisher geheime Entwicklungsprogramm läuft bereits seit zwei Jahren innerhalb von Googles Forschungsarm Google X. Die Flugautomaten sollen Produkte innerhalb weniger Minuten quer durch die Stadt liefern können. Nach Tests mit Prototypen in Australien hält Google die Experimentierphase für abgeschlossen und will an die praktische Umsetzung gehen.

Wie Amazon entwickelt Google Drohnen und denkt dabei an den Versand von Paketen bis 1,5 Kilogramm. Das bisher geheime Entwicklungsprogramm läuft bereits seit zwei Jahren als „Project Wing“ innerhalb von Googles Forschungsarm Google X, in dem auch die Computerbrille Google Glass entstand. Die Drohnen sollen eines Tages in der Lage sein, Produkte innerhalb weniger Minuten quer durch eine Stadt zu liefern. Amazon will mit seinem angekündigten Drohnen-Lieferdienst Amazon Prime Air Sendungen bis zu 2,5 Kilogramm innerhalb von 30 Minuten zustellen.

„Das langfristige Ziel ist es, nahezu jeder Person nahezu alles innerhalb von ein bis zwei Minuten bringen zu können“, sagt Google-X-Chef Astro Teller gegenüber der Berliner Zeitung. „Wir denken, dass Geschwindigkeit entscheidend ist, um das Konsumverhalten von Menschen grundlegend zu verändern.“ Die experimentelle Phase sei bereits abgeschlossen und sichergestellt, dass der Aufbau eines solchen Systems möglich ist. Teller berichtete von einem Prototypen, mit dem im australischen Bundesstaat Queensland zwei Farmen mit Wasser, Hundefutter und Impfstoffen für Rinder beliefert wurden. Zum Einsatz kommen könnten die Zustell-Drohnen ebenso in Großstädten mit hoher Verkehrsdichte wie in schwer zugänglichen Gebieten.

Google hat Protypen von zu Lieferzwecken gedachten Drohnen in Australien getestet (Screenshot: ZDNet.de)Google hat Protypen von zu Lieferzwecken gedachten Drohnen in Australien getestet (Screenshot: ZDNet.de)

Ausführliche Einzelheiten dazu brachte The Atlantic in Erfahrung. Die Testflüge wurden in Australien durchgeführt, weil dort keine einschneidenden gesetzlichen Regelungen entgegenstehen – „fortschrittlich“ nennt Google die australischen Regeln. Die Drohnen fliegen in 40 bis 60 Metern Höhe zu ihrem jeweiligen Ziel und können auf Navigationsdaten aus Googles Kartendiensten sowie Standortdaten von Android-Smartphones zurückgreifen.

Der aktuelle Prototyp ist rund 80 Zentimeter hoch, hat eine Flügelspannweite von rund 1,5 Metern und verfügt über vier elektrisch angetriebene Propeller. Das Gesamtgewicht einschließlich des Transportguts beträgt etwa 10 Kilogramm, wobei die Drohne schon auf 8,5 Kilogramm kommt. Auf dem Boden steht das Fluggerät senkrecht auf dem Heck mit nach oben gerichteten Propellern – und geht nach dem Start in eine horizontale Flugbahn über.

Das Flugverhalten der Drohnen zeigt ein von Google veröffentlichtes Video. Die Pakete werden nicht abgeworfen, sondern an Seilen herabgelassen. Das Zustellgut an Fallschirmen herabschweben zu lassen, erwies sich als zu ungenau. Gegen eine Landung der Fluggeräte entschieden sich die Entwickler – es erwies sich als potenziell gefährlich, weil Empfänger dazu neigen, trotz der schnell drehenden Rotoren nach den Paketen zu greifen. Die Drohnen in der späteren praktischen Verwendung könnten sich je nach Einsatzzweck erheblich von den heutigen Prototypen unterscheiden, die wie kleine Flugzeuge wirken.

„Es ist noch Jahre von einem Produkt entfernt“, räumt Projektleiter Nicholas Roy ein. Der Robotikexperte vom Massachussetts Institute of Technology (MIT) ließ sich für das Projekt zwei Jahre lang beurlauben und gibt die Leitung jetzt wie vereinbart wieder ab. Sein Nachfolger Dave Vos ist ein Veteran der Drohnentechnik und bekommt jetzt die Aufgabe, Wing in einen praktisch nutzbaren Dienst zu verwandeln.

Mehrere Dutzend Mitarbeiter sind inzwischen mit der weiteren Entwicklung der Flugautomaten beschäftigt. Das Ziel bleibt ehrgeizig, wie ein Google-Sprecher ausführt: „Selbstfliegende Fahrzeuge können völlig neue Herangehensweisen eröffnen, um Dinge durch die Gegend zu bewegen. Das schließt schnellere, billigere, weniger verschwenderische und umweltfreundlichere Alternativen zu den Methoden von heute ein.“

[mit Material von Rachel King, ZDNet.com]

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6 Kommentare zu Project Wing: Google testet Paketversand mittels Drohnen

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  • Am 7. Oktober 2014 um 10:34 von Tobi

    Guten Tag,

    warum sind alle so negativ auf neue Themen. Da machen sich Firmen Gedanken über die friedliche Nutzung von Drohnen und alle meckern „ist doch sowieson nur für das Militär…“
    Im Militär sind solche Drohnen schon längst entwickelt und werden schon eingesetzt.

    Meiner Meinung nach haben zivile Drohnen enormes Potential. Gerade wie in diesem Beispiel ist es für Australien glaube ich ein Fortschritt schneller Lieferung von zum Beispiel Medikamenten die sonst auf Grund der großen unbesiedelten Flächen nur durch lange Fahrten zur nächsten Apotheke möglich sind.

    Ich finde weitere sinvolle mögliche Einsatzmöglichkeiten sind zum Beispiel:

    -Feuerwehr, THW, Polizei,
    -Feldernte (Wildschutz),
    -Archäologie (Übersichtsbilder der Ausgrabungsstätten),
    -(Überprüfung von) Hochspannungsleitungen & Dämme,
    -Warenlieferung http://www.dhl.de/paketkopte,
    -Biologie (kleine Drohnen um näher an Forschungsobjekt zu kommen) und
    -Fotographie, Filmindustrie.

    Um nur einige mögliche Gebiete zu nennen.

    Mit freundlichen Grüßen Tobi

  • Am 31. August 2014 um 13:46 von sehr geil

    wird superspanned eine beladene drohne abzufangen und zu entladen bevor sie beim besitze ankommt! mit Ihren kameras werden diese drohnen zu fliegenden NSA abhörgeräten!

    • Am 31. August 2014 um 16:32 von Judas Ischias

      Dann kommt bei deinem nächsten Versuch, obwohl Du gar nicht auf der Kundenliste stehst, wieder etwas abzuladen, beim nächsten Mal eine Drohne, die hat dann kein neues Handy an Bord, sondern eine kleine Bombe. ;)

  • Am 31. August 2014 um 0:38 von Yup

    Ja, bestens geeignet, um in größerer Zahl im Krisenfall (=Zweit-Programmierung) flächendeckend Gebiete zu überwachen – ob ekn Päckchen abgeliefert wird, oder einem wie auch immer definierter ‚Gegner‘ eine kleine Bombe abgeliefert wird, ist vom Ablauf her identisch. Und ‚Lieferung‘ innerhalb von zwei Minuten ist dann eine ziemliche Bedrohung.

    Wie auch die Glass, die aufgekauften Robot-Unternehmen – Google hat eindeutige Tendenzen, sich in ein rosa angemaltes Militärunternehmen zu verwandeln. Mit den technischen Möglichkeiten ihrer

  • Am 30. August 2014 um 0:29 von Judas Ischias

    Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, das ist eine „tolle“ Sache für das Militär, oder vom Militär. ;)
    Macht höchstens Sinn in Gegenden die schlecht zu erreichen sind, z. B. für dringende Medizin.

    • Am 31. August 2014 um 0:42 von Oh - gibt es schon

      Du meinst wie das hier? Harop?

      http://de.m.wikipedia.org/wiki/IAI_Harop

      Gut möglich, dass Google sich davon inspirieren lässt. Wäre der nächste mögliche Kauf.

      Ein israelisches Unternehmen ist da bereits weiter.

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