Der niederländische Sicherheitsanbieter AVG Technologies übernimmt ein US-amerikanisches Unternehmen namens Location Labs, das eine Mobilgeräte-Verwaltung (Mobile Device Management, MDM) und standortbasierte Dienste anbietet. Von besonderem Interesse für AVG sind seine Mobilfunk-Provider-Partner.
AVG wird bis zu 220 Millionen Dollar ausgeben: 140 Millionen Dollar jetzt und weitere 80 Millionen erfolgsabhängig im Lauf der nächsten zwei Jahre. Zur Finanzierung hat es einen Kredit von Morgan Stanley und HSBC eingeräumt bekommen, der einen Rahmen von insgesamt 300 Millionen Dollar hat. Die verbleibenden 80 Millionen werden voraussichtlich ebenfalls noch für Übernahmen ausgegeben werden.
Das 2002 gegründete Location Labs aus Kalifornien gilt als MDM-Pionier. Crunchbase zufolge ist es seit 2007 profitabel und beschäftigt 220 Angestellte weltweit. Den Großteil seiner Umsätze generiert es über große Provider wie AT&T, T-Mobile, Telefónica und Verizon Wireless, die seine Software auf Smartphones vorinstallieren.
„Location Labs hat richtiggehend den Code für Umsätze mit Mobile geknackt, und zwar durch sein höchst erfolgreiches Geschäftsmodell mit Branchenpartnern. In diesem Bereich beschleunigt die Übernahme AVGs Mobilstrategie bedeutend“, erklärte AVG-CEO Gary Kovacs. „Nach Branchenschätzungen wird schon Ende diesen Jahres die Zahl mobil angebundener Geräte die Weltbevölkerung übersteigen. Die kombinierte Anwenderbasis beider Firmen gibt uns die unerhörte Chance, ungefähr eine Viertelmilliarde Geräte mit Online-Sicherheit zu versorgen.“
Die Übernahme könnte im vierten Quartal 2014 abgeschlossen werden, falls alle nötigen Bedingungen einschließlich Zustimmung der Aktionäre erfüllt sind. Location Labs soll dann weiter unabhängig unter der Leitung seines Gründers Tasso Roumeliotis arbeiten und weiter seine Kunden bedienen. Roumeliotis kommentiert: „Wenn wir AVGs erprobte Mobilprodukte unseren eigenen Produkten und Diensten hinzufügen, können wir unseren Partnern und auch zusätzlichen Märkten auf der Welt mehr Innovation und Support bieten.“
Locations Labs wirbt mit dem Hinweis, seine Produkte seien „für Menschen“ gemacht. Darunter findet sich mit Phone Controls eine MDM-Plattform für Familien, die es Eltern ermöglicht, den Aufenthaltsort ihrer Kinder zu überprüfen, ihre Aktivitäten zu prüfen und auch den Mobilzugriff während der Schulzeit einzuschränken.
AVG kann zwar 182 Millionen aktive User vorweisen, die Mehrzahl dürfte aber die etablierten Desktop-Produkte einsetzen. Die Übernahme würde seine Mobilangebote wie AVG Antivirus für Android ergänzen – immerhin die erste Sicherheitsanwendung, die in Google Play mehr als 100 Millionen Mal heruntergeladen wurde.
Dem Trend zu Mobilgeräten begegnete AVG kürzlich mit dem Start von Zen – einer Sicherheitslösung, die Desktops-PCs und Android-Geräte gleichermaßen abdeckt. Sollte die Übernahme klappen, rechnet AVG mit 60 bis 70 Millionen Dollar Jahresumsatz im Mobilbereich 2015 – und 2016 schon 100 Millionen.
Die Entwicklung in Richung Mobile dürfte auch der Grund gewesen sein, dass AVG einen CEO mit Erfahrung in diesem Bereich eingestellt hat. Gary Kovacs hatte zuvor drei Jahre lang Mozilla geleitet. Während dieser Zeit kam der Browser Firefox auf Mobilgeräte und das Smartphone-Betriebssystem Firefox OS entstand. 2013 trat er aus unbekannten Gründen zurück.
[mit Material von Max Smolaks, TechWeekEurope.co.uk]
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