Ein Kickstarter-Projekt bietet einen „Tor-Router für alle“ an. Die Anonabox soll es auch technisch weniger versierten Nutzern ermöglichen, den Anonymisierungsdienst Tor zu nutzen und ihre Privatsphäre zu schützen. Während der Router im Alltag für anonymen Internetzugang und Verschlüsselung sorgt, kann er andernorts bei der Umgehung von Zensur helfen.
Schon jetzt hat die Kickstarter-Kampagne die erhebliche Nachfrage nach einem solchen Angebot bewiesen. Das bescheidene Ziel war eigentlich, auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter Unterstützer zu finden, die sich zur Zahlung von insgesamt 7500 Dollar verpflichten. Innerhalb weniger Tage kamen jedoch bereits Zusagen für über 500.000 Dollar zusammen – und die Kampagne läuft noch bis zum 12. November 2014. Die ersten Unterstützer sollen den Router voraussichtlich ab Januar 2015 zum Preis von 45 Dollar erhalten. 51 Dollar kostet es Interessenten, die jetzt noch einsteigen – zuzüglich 15 Dollar für den internationalen Versand.
Die oft schwierige Konfiguration von Software für die Tor-Nutzung entfällt. Zum Betrieb muss die Anonabox lediglich mit dem vorhandenen Router verbunden werden. Mit Strom wird sie durch ein USB-Kabel versorgt. Nach dem Hochfahren der Anonabox können sich beliebige Geräte über den integrierten Ethernet-Anschluss oder per WLAN mit dem Internet verbinden.
Das Projekt geht von einer befreundeten Gruppe von Entwicklern und IT-Beratern aus, die 2010 „bei Bier und Tacos“ auf die Idee kam. Wie sie berichten, wurden sie unter anderem durch den Arabischen Frühling inspiriert. Da während der Massenproteste Twitter und Facebook eine große Rolle spielten, schnitten autoritäre Regierungen Aktivisten wie Journalisten vom Zugang ab. Die IT-Spezialisten überlegten daher, wie eine „Anti-Zensur-Box“ aussehen müsste.
Seither wurden vier Generationen von Tor-Router-Protytypen entwickelt. Sie waren zunächst klobig und kamen von den Materialkosten her auf 200 bis 400 Dollar, bewiesen aber das Konzept. Das jetzt angebotene Modell kommt mit einer kompakten Grundfläche von 61 mal 41 Millimetern sowie einer Bauhöhe von 12,7 Millimetern aus. Als Prozessor ist MT7620n mit einer Taktrate von 580 MHz an Bord, den Hersteller Mediatek als „Router-on-a-Chip“ bezeichnet. Als Betriebssystem dient das Linux-basierte OpenWRT.
Die Anonabox-Entwickler versprechen höhere Sicherheit im Vergleich zu anderen Geräten durch offengelegte Hardware und komplett quelloffene Software, die für jeden überprüfbar sei. Aus diesem Grund sei der Tor-Router garantiert frei von den dokumentierten Hintertüren und Sicherheitslücken, wie sie bei anderen kommerziell erhältlichen Routern häufig vorkommen.
„Jetzt sind all Ihre Programme, was immer Sie auf Ihrem Computer laufen haben, über das Tor-Netzwerk geroutet“, erklärte der beteiligte Entwickler August Germar gegenüber Wired. Als besonderen Vorteil hob er die geringe Größe der Box hervor, durch die sie sich leicht mitführen und auch andernorts einsetzen lasse – etwa in einem Büro oder Internetcafé. Im Vergleich zu anderen Tor-Router-Projekten wie Onion Pi biete die Anonabox die beste Ausgewogenheit von Preis, einfacher Nutzung, Größe und Sicherheit.
Eine unabhängige Überprüfung der versprochenen Sicherheit steht noch aus. Offenbar nur auf ein Versehen ist die fehlende Angabe des WLAN-Sicherheitsstandards WPA2 in den technischen Spezifikationen zurückzuführen. Andrew Lewman, Executive Director des Tor-Projects, will sich noch nicht abschließend zur Anonabox äußern, verfolgt die Entwicklung aber mit Interesse: „Wie es jetzt aussieht, erscheint es mir vielversprechend.“
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1 Kommentar zu Anonabox: Tor-Router verspricht höheren Schutz der Privatsphäre
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Bin sehr gespannt auf diesen Quatsch. Seit 2010 habe ich einen sogenannten Onion Pi. Der pi kommt von Haus aus mit 700MHZ und läuft bei mir mit 900MHZ. Ich habe 512MB RAM und wenn mehrere Geräte (ab 5) sich mit dem Router verbinden kommt die Leistung des Pi’s an seine Grenzen. Ich kann mir noch nicht vortellen, dass Ihr 580MHZ getakteter Prozessor das machen wird. Was auch interessant wäre, ist zu wissen ob die TOR Software einen Exitnode erstellt, als Relay fungiert oder nur als Bridge.
Könnte nicht bei allen ISP’s funktionieren. Wer heute noch findet, einen Onion Pi zu bauen sein kompliziert, der kann wohl nicht einmal nach Zahlen malen oder nach Kochbuch kochen.