Amazon hat im dritten Quartal (bis 30. September) einen Rekordverlust von 437 Millionen Dollar oder 0,95 Dollar je Aktie verbucht. Das geht aus der gestern nach Börsenschluss veröffentlichten Bilanz hervor. Der Umsatz erhöhte sich gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 20 Prozent auf 20,58 Milliarden Dollar.
Damit liefert der Online-Händler wie im Vorquartal ein schlechteres Ergebnis ab, als von Analysten erwartet. Die Wall Street war von einem Verlust von 0,76 Dollar je Aktie und Einnahmen von mindestens 20,84 Milliarden Dollar ausgegangen.
In der Folge ging der Kurs der Amazon-Aktie nach Handelsschluss zunächst um 7 Prozent zurück. Vor dem heutigen Handelsbeginn in New York lag das an der Nasdaq gehandelte Papier gegen 12 Uhr mit über 10 Prozent im Minus bei rund 280 Dollar – dem niedrigsten Wert innerhalb der letzten 52 Wochen. Den gestrigen Handelstag hatte die Aktie mit einem minimalen Plus bei 313,18 Dollar beendet.
Außer mit dem schwachen Ergebnis hat der Einbruch des Aktienkurses wahrscheinlich auch mit dem verhaltenen Ausblick für das für Amazon wichtige Weihnachtsquartal zu tun. Der Online-Händler erwartet eine Umsatzspanne von 27,3 bis 30,3 Milliarden Dollar, was einem Zuwachs von 7 bis 18 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2013 entspräche. Die Wall Street rechnet mit Einnahmen von 30,91 Milliarden Dollar und einem Aktiengewinn von 0,69 Dollar. Für den zu erwartenden operativen Gewinn nennt Amazon eine weite Spanne von minus 570 Millionen bis plus 430 Millionen Dollar. Analysten hatten auf einen Profit gehofft.
„In Vorbereitung auf die anstehende Weihnachtssaison konzentrieren wir uns darauf, die Kundenerfahrung einfacher und stressfreier als jemals zuvor zu gestalten“, erklärte Amazon-CEO Jeff Bezos. Dazu werde man „neben ohnehin schon günstigen Preisen“ besondere Aktionen mit Vorzugszugang für Prime-Kunden, Geschenkelisten und neue Funktionen wie #AmazonWishList anbieten.
Der hohe Verlust im dritten Quartal ist vor allem auf Investitionen in neue Produkte und Services zurückzuführen. Diese sind zunächst riskant und zahlen sich meist nicht sofort aus. So musste Amazon beispielsweise im vergangenen Quartal 170 Millionen Dollar auf sein Fire Phone abschreiben, dass sich offenbar nicht so gut verkauft wie erwartet. Zum Ende des dritten Quartals verfügte Amazon noch über Lagerbestände im Wert von rund 83 Millionen Dollar, wie CFO Tom Szkutak in einer Telefonkonferenz mit Investoren einräumte.
Seine Kundenbasis konnte Amazon im vergangenen Quartal erneut vergrößern. Die Zahl der aktiven Kundenkonten stieg gegenüber dem Vorquartal von 250 auf 260 Millionen. Auch die Zahl der Prime-Accounts erhöhte sich dank Prime Instant Video weiter, wie Szkutak betonte, ohne jedoch konkrete Werte zu nennen. Anaylsten gehen davon aus, dass Amazon rund 25 Millionen Prime-Kunden hat.
Die Ergebnisse von Amazon Web Services weist das Unternehmen nicht einzeln aus, sondern zusammen mit verschiedenen Advertising-Produkten unter der Kategorie „andere“. Hier verzeichnete es einen Umsatz von 1,34 Milliarden Dollar, nach 1,168 Milliarden Dollar im Vorquartal und 960 Millionen Dollar im dritten Quartal 2013. Nach erneuten Preissenkungen im zweiten Quartal legte die AWS-Nutzung im Jahresvergleich um knapp 90 Prozent zu. In diesem Jahr hat Amazon mehr als 350 Neuerungen für AWS eingeführt, zuletzt den AWS Directory Service und die zweite europäische AWS-Region Frankfurt.
[mit Material von Rachel King, ZDNet.com, und Donna Tam, News.com]
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