Computer Conservation Award geht an kalifornisches Museum und FU Berlin

Sie teilen sich den nach Tony Sale benannten Preis. In Kalifornien wurden zwei durch Lochstreifen programmierbare IBM 1401 aus den Fünfzigern wieder funktionsfähig gemacht. An der FU Berlin entstand eine 3D-Simulation der Arithmetikeinheit von Konrad Zuses Z1.

Die Computer Conservation Society hat in diesem Jahr ihren Preis für die Restaurierung alter Computermodelle aufgeteilt: Der Tony Sale Award geht anteilig an ein Projekt zur Wiederherstellung von zwei transistorbasierten IBM 1401 und an die Freie Universität Berlin für ein Rekonstruktion des mechanischen Computers Z1 von Konrad Zuse.

Den Preis nahmen Professor Paul Rojas von der FU Berlin und Robert B. Garner vom Computer History Museum in Mountain View entgegen. Auch das US-Projekt hat seine Wurzeln übrigens in Deutschland, wo der erste IBM-Rechner 2004 angekauft wurde. Allerdings waren seine Germanium-Transistoren und Kristalldioden überwiegend korrodiert.

Gewinner des Tony Sale Award 2014: Robert B. Garner (links) und Raul Rojas von der FU Berlin (Bild: CCS)Gewinner des Tony Sale Award 2014: Robert B. Garner (links) und Raul Rojas von der FU Berlin (Bild: CCS)

Die Wiederherstellung schien zum Scheitern verurteilt, bis das kalifornische Museum 2007 ein zweites Exemplar fand: Es war in Darien, Connecticut, im Keller eines Wohnhauses aufgetaucht. Zwar galt der in den Fünfzigerjahren hergestellte IBM 1401 nie als Heimcomputer, die Besitzer setzten ihn aber bis 1995 für ein Familienunternehmen ein.

Die meisten seiner Karten waren noch funktionsfähig. Mit Hilfe pensionierter IBM-Angestellter, vor allem aus den Bereichen Wartung und Programmierung, gelang es, diese Maschine binnen eines halben Jahres wieder funktionsfähig zu machen.

Die Systeme laufen jetzt wieder einmal in der Woche, wenn das Museum sie vorführt. Sie verfügen über Magnetbandlaufwerke, Lochstreifenleser, Lochkartenlocher und Drucker. Diese Vorführungen bezeichnet Teamleiter Robert Garner als den regelmäßig wiederkehrenden Höhepunkt für die Freiwilligen, die den „Compusaurier“ in insgesamt mehr als 20.000 Arbeitsstunden wiederhergestellt hätten.

Der Anschaffungspreis für das zimmerfüllende Rechensystem habe auf heutige Verhältnisse übertragen nur etwa 3 Millionen Dollar betragen, erklärt Garner auch. Kein Wunder also, dass der IBM 1401 seinerzeit mit 15.000 verkauften Exemplaren ein Bestseller wurde. Mitte der Sechzigerjahre habe er etwa die Hälfte aller Rechner weltweit ausgemacht.

Vom Z1 erstellte Erfinder Konrad Zuse hingegen nur ein einziges Exemplar. Er begann in den Dreißigerjahren in der Wohnung seiner Eltern mit dem Bau. Das mechanische System war während des Zweiten Weltkriegs im Einsatz, überlebte diesen jedoch nicht. Die Rekonstruktion hatte Zuse selbst während der Achtzigerjahre begonnen. Für eine regelmäßige Inbetriebnahme ist sie allerdings zu unzuverlässig. Eine Studentengruppe um Professor Rojas erstellte daher eine dreidimensionale Simulation der Arithmetik-Einheit, auf die online zugegriffen werden kann.

Der 2012 ins Leben gerufene Tony Sale Award erinnert an Tony Sale (1931 bis 2011), unter dessen Leitung der erste elektronische Computer namens Colossus rekonstruiert wurde. Auch als Mitgründer des britischen Computermuseums in Bletchley Park und der Computer Conservation Society selbst hat sich Sale verdient gemacht. Sponsor des Preises ist Google UK.

[mit Material von Jack Schofield, ZDNet.com]

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