Blackberry-CEO: China hat keine Priorität

Ihm zufolge ist dieser Markt für ein auf Datensicherheit fokussiertes Unternehmen wie Blackberry ein besonders gefährliches Pflaster. Es müsste schließlich entsprechend den Landesgesetzen Behörden Datenzugriff gewähren. Chen: "Ich möchte mich nicht in eine geopolitische Gleichung hineinziehen lassen."

Blackberry-CEO John Chen hat in einem Interview eine Expansion nach China vorerst verworfen. Während er bei früherer Gelegenheit formulierte, der Markt dort sei „zu groß, um ihn zu ignorieren“, betonte Chen jetzt, China sei für ein auf Datensicherheit fokussiertes Unternehmen wie Blackberry ein besonders gefährliches Pflaster.

Blackberry-CEO John Chen bei einer Pressekonferenz auf dem <br> Mobile World Congress in Barcelona (Bild: Brian Bennett / CNET)Blackberry-CEO John Chen bei einer Pressekonferenz auf dem
Mobile World Congress in Barcelona (Bild: Brian Bennett / CNET)

Reuters zitiert ihn: „Man braucht zu lang, um da auf eine Größenordnung zu kommen, die vernünftig wäre. Selbst wenn ich die nötige Zeit und Geld habe, lohnen sich einige andere Märkte wahrscheinlich mehr, in denen wir schon vertreten sind, etwa Indien, China, Südasien und Südostasien.“

Eine Expansion nach China würde Chen zufolge zugleich bedeuten, dass man sich mit der Regierung auf ein Verfahren im Umgang mit Nutzerdaten einigen müsste. Blackberry müsste also eine Stufe an Sicherheit bieten, die sowohl westlichen als auch chinesischen Behörden „angenehm“ ist, erklärte Chen der Agentur. „Ich möchte mich nicht in eine geopolitische Gleichung hineinziehen lassen.“

China ist bekannt für seine Versuche, durch Zensur und Internetregulierung gesellschaftliche Unruhen zu unterdrücken. National gilt in vielen Bereichen eine Registrierungspflicht, beispielsweise sogar für Mikroblogs. Ausländische Firmen müssen sich an solche Spielregeln halten und nach chinesischem Recht Zugriff auf Nutzerdaten geben, wenn sie von diesem Riesenmarkt profitieren wollen.

Blackberry hat hingegen wiederholt argumentiert, es könne von internationalen Regierungen angefragte Nutzerdaten gar nicht herausgeben, da es sie selbst nur in verschlüsselter Form vorliegen habe. Um in China gesetzeskonform zu agieren, müsste Blackberry also möglicherweise die eigenen Produkte schwächen, wie Chen im Interview andeutet. In Indien hatte das Unternehmen 2011 – als es noch Research in Motion hieß – einen Netzwerk-Zugriff für Behörden einrichten müssen, um „die gesetzlichen Anforderungen für Zugriffe auf Messaging-Dienste für Verbraucher zu erfüllen“. E-Mails blieben verschlüsselt.

Der CEO und mutmaßliche Retter von Blackberry, John Chen, liefert der Nachrichtenagentur Reuters derzeit im Wochenrhythmus prägnante Aussagen. Vor einer Woche verbreitete er auf diesem Weg das Statement „Blackberry hat überlebt„. Er sagte: „Ich bin ziemlich zuversichtlich. Wir haben die Lieferkette im Griff, auch das Inventar, die Barreserven, und unsere Ausgaben sind jetzt in einer Höhe, mit der wir gut zurechtkommen.“ Der nächste Schritt sei nun Rückkehr zur Profitabilität.

Der frühere Sybase-CEO Chen war im November 2013 zum Nachfolger von Thorsten Heins bestimmt worden. Seine Karriere hatte bei Unisys begonnen, später war er unter anderem – wie Heins – für Siemens tätig. Chen sitzt auch in den Aufsichtsräten der Bank Wells Fargo und der Walt Disney Company.

[mit Material von by Don Reisinger, News.com]

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