Snapchat macht seine Ankündigung vom 11. November wahr: Es hat damit begonnen, Fremdanbieter-Apps den Zugriff auf sein Netzwerk zu verbieten. Nutzer erhalten einen Warnhinweis mit der Aufforderung, ihr Konto-Passwort zu ändern und zu Snapchats eigener App zu wechseln. „Wenn Sie solche Apps weiter nutzen, müssen wir vielleicht Ihr Konto sperren.“
Der vollständige Hinweis findet sich auf einer neuen Support-Seite von Snapchat zum Thema Drittanbieter-Apps. Demnach lassen sich einmal gesperrte Konten durch einen Passwortwechsel wieder entsperren.
Anfang letzten Jahres war eine Datenbank mit Usernamen und Telefonnummern von 4,6 Millionen Snapchat-Nutzern im Internet veröffentlicht worden. Im Oktober ereignete sich dann ein weiterer Sicherheitsvorfall, der wortspielerisch den Namen „The Snappening“ erhielt: Er führte zur Veröffentlichung von mindestens 100.000 über Snapchat versandten Fotos und Videos. Als Leck wurde eine Drittanbieter-Anwendung für den Dienst identifiziert, die nach der Installation bösartiger Software Bilder stahl. Für einen Dienst, der mit Schutz der Privatsphäre aufgrund der Flüchtigkeit der Bilder wirbt, ein besonders peinlicher Vorfall: Eigentlich sollten alle verschickten Texte und Medien nach dem Betrachten umgehend und endgültig gelöscht werden.
Irreführung in Sachen Privatsphäre hatte auch die US-Kommunikationsbehörde Federal Trade Commission (FTC) Snapchat vorgeworfen. Ihr zufolge sammelt der Dienst in einem Maße Anwenderdaten, das gegen die eigenen Richtlinien verstößt. Kürzlich kam es zu einer Einigung: Snapchat verpflichtete sich, seine Richtlinien zu revidieren, und willigte in 20 Jahre Überwachung seiner Aktivitäten durch einen unabhängigen Prüfer ein, um einer Verurteilung zu entgehen.
Snapchat wurde durch sein flüchtiges Instant Messaging insbesondere bei Teenagern beliebt. Es erlaubt den Versand von Fotos und Videos an Freunde, die nur bis zu zehn Sekunden lang sichtbar bleiben und sich dann selbst zerstören. Das Messaging-Programm eignet sich daher in der Theorie besonders für den Versand unterhaltsamer Aufnahmen, deren dauerhafte Speicherung und Weitergabe unerwünscht ist. Das können etwa weniger schmeichelhafte oder anzügliche Fotos sein, was Snapchat den Ruf einer „Sexting“-Anwendung einbrachte.
Das 2011 gegründete Unternehmen gehört inzwischen zu den wichtigsten Anbietern im Bereich Social Networking. ComScore stufte Snapchat im August als drittbeliebteste Social-Media-App in den USA ein, hinter Facebook und dem Bilderdienst Instagram. Facebook soll im vergangenen Jahr 3 Milliarden Dollar für Snapchat geboten haben. Im August wurde das Unternehmen sogar mit 10 Milliarden Dollar bewertet.
[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]
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