Leiter der Google X Labs: Wearables müssen billiger werden

Seiner Rechnung nach wird Google Glass erst zu einem Verkaufspreis unter 400 Dollar massenmarktkompatibel. Bei Privatsphäre-Diskussionen geht es ihm zufolge oft gar nicht wirklich um Glass - die Brille ist nur ein Paradebeispiel geworden. "Aber das sind gesunde Spannungen - ich finde das gut."

Der Leiter des Forschungslabors Google X, Astro Teller, hält den Preis für die entscheidende Hürde, die Wearables wie Armbanduhren und Augmented-Reality-Brillen zu nehmen haben. In einem Interview mit News.com sagte er: „Jedesmal, wenn man den Preis halbiert, verzehnfacht sich die Zahl der potenziellen Käufer ungefähr.“ Das bedeute, dass es „zwei weitere Runden mit Preishalbierungen“ brauche, bis solche Produkte allgemein interessant seien.

Google-X-Laborchef Astro Teller (Bild: News.com)Google-X-Laborchef Astro Teller (Bild: News.com)

Für den heute zum Preis von 1500 Dollar verkauften Brillencomputer Google Glass bedeutet das umgerechnet einen massenmarktkompatiblen Preis um 375 Dollar – auch wenn das Unternehmen offiziell keine Ankündigungen zu Preiszielen oder zu erwartenden Preissenkungen macht. Die Herstellung von Google Glass (ohne Software und Design) kostet laut der Marktforschungsfirma IHS nur knapp über 150 Dollar.

Teller, der Google Glass selbst täglich trägt, ist sich auch der Privatsphäre-Implikationen bewusst. Da sei immer der Gedanke: „Wenn ich jetzt ein Bild von Ihnen machen würde … Ich mache keins, aber ich könnte es … Glass ist ein wenig das Paradebeispiel für solche Fragen geworden. Es gibt keine einfache Antwort. Aber es geht nicht wirklich um Glass.“

Das Konzept werde sich in der Gesellschaft erst langsam durchsetzen, vermutet Teller. „Es könnte eine etwas holprige Fahrt werden. Aber das sind gesunde Spannungen – ich finde das gut.“

Der Laborchef weist auch darauf hin, dass Glass vor allem eines ist – eine intelligente Brille. Der Grundgedanke sei zunehmend: „Wie smart können wir eine Brille machen?“ Das habe sich erst in den letzten Jahren abgezeichnet. Das Konzept unterschiedlicher Wearables könne nicht identisch sein. Es werde künftig unterschiedliche Wearables für unterschiedliche Körperteile geben.

Glass schien zuletzt ein wenig in die Krise geraten: Reuters meldete vergangene Woche nachlassendes Interesse von Entwicklern, und der erste Auftritt von Google-Gründer Sergey Brin ohne Glass seit ungefähr zwei Jahren galt Beobachtern gleich als Indiz für nachlassende Unterstützung des Projekts durch Googles Chefetage. Plötzlich schien nicht mehr so sicher, dass Google ein großes Stück des Kuchens abbekommt, wenn im Jahr 2018 etwa 111,9 Millionen Wearables verkauft werden, wie IDC prognostiziert.

Die Frage nach dem richtigen Preis treibt auch andere Hersteller um. Apple, dessen iWatch 2015 auf den Markt kommen wird, verlangt mindestens 350 Dollar. Schmuckversionen wie die mit 18 Karat Gold dürften noch deutlich teurer sein. Auch Samsung und Sony verkaufen ihre Smartwatches aktuell für Beträge von mehreren hundert Dollar, während man eine schicke – aber nicht smarte – Armbanduhr von Timex in den USA schon ab 40 Dollar bekommt.

[mit Material von Richard Nieva, News.com]

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