Sony überdenkt Haltung zu kostenlosen Streaming-Diensten

CFO Kevin Kelleher sagt: "Die zentrale Frage ist, sorgen die kostenlosen, werbebasierten Dienste dafür, dass Abo-Dienste langsamer und schwächer wachsen?" Sonys eigenes Streaming-Angebot Music Unlimited ist nur abobasiert erhältlich. Es will seine Entertainment-Umsätze binnen drei Jahren um ein Drittel steigern.

Anlässlich der Querelen zwischen Spotify und der Countrypop-Sängerin Taylor Swift erwägt Sony, sich von anzeigenfinanzierten Streaming-Angeboten zurückzuziehen. Chief Financial Officer Kevin Kelleher äußerte Investoren gegenüber: „Die zentrale Frage ist, sorgen die kostenlosen, werbebasierten Dienste dafür, dass Abo-Dienste langsamer und schwächer wachsen?“ Dies berichtet das Wall Street Journal.

Taylor Swift 2010 neben dem damaligen Sony-CEO Howard Stringer (Bild: News.com)Taylor Swift 2010 neben dem damaligen Sony-CEO Howard Stringer (Bild: News.com)

Kelleher kommentierte auch, Sony denke darüber nach, „wie viel Gegenwert“ der Künstler und seine Plattenfirma erhielten, wenn sie ihre Songs für werbefinanzierte Streamingdienste freigäben. Dies war einer der Kritikpunkte von Taylor Swift, die sich über zu geringe Einnahmen aus Streaming-Angeboten beschwerte.

Sony nimmt in der Diskussion allerdings eine besondere Position ein, da sowohl ein großes Plattenlabel als auch ein Streaming-Angebot zum Konzern gehören. Sony Music Unlimited ist – über einen Gratis-Testmonat hinaus – allerdings immer kostenpflichtig. Für den Grunddienst, der auf PlayStation und per Streaming auf dem PC verfügbar ist, zahlt man 5 Euro monatlich. Wer auch auf dem Smartphone und offline Musik hören möchte, benötigt das Premium-Abo, das mit 10 Euro ebenso viel kostet wie Google Play Music All-Inclusive oder Spotify Premium. Angeboten werden 30 Millionen Titel – von Sony Music ebenso wie von anderen Labels.

Würde sich Sony aus Gratisdiensten zurückziehen, würde es damit sicherlich Firmen wie Spotify schaden – aber möglicherweise auch der Sony Music Group, denn Spotify kann die meisten zahlenden Abonnenten aller Streamingdienste vorweisen. Wann der Vertrag zwischen beiden zur Verlängerung ansteht, ist nicht öffentlich bekannt.

Auf der Investorenkonferenz machte Sony aber auch klar, dass es massiv auf die Unterhaltungsbranche setzt. Der Umsatz der Entertainment-Sparte solle in den nächsten drei Jahren um ein Drittel wachsen, auf 15 Milliarden Dollar zum Ende des Fiskaljahrs im März 2018, hieß es. Dazu investiert Sony beispielsweise massiv ins Filmgeschäft, das allein um 2 Milliarden Dollar zulegen soll. Sony Music muss hingegen seine rund 5 Milliarden Dollar Jahresumsatz lediglich halten.

Taylor Swifts Album 1989 verkaufte sich – trotz oder wegen des Rückzugs von Spotify – in den USA besser als irgendeine Platte seit 2002. Die Sängerin erklärte, sie sei nicht bereit, ihr Lebenswerk einem Experiment zur Verfügung zu stellen, das Komponisten, Produzenten, Musiker und andere Beteiligte nicht fair bezahle. Anschließend wurde um die korrekten Zahlen gestritten: Swifts Plattenlabel Big Machine sagte, die Sängerin habe in den letzten zwölf Monaten weniger als 500.000 Dollar fürs Streaming ihrer Songs erhalten – nicht genug für die aktuell meistgefragte Künstlerin. Spotify hingegen rechnete die Zahlungen des laufenden Monats hoch und kam fürs nächste Jahr auf etwa 6 Millionen Dollar.

[mit Material von Don Reisinger, News.com]

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