Der Journalist und frühere inoffizielle Anonymous-Sprecher Barrett Brown ist zu 63 Monaten Gefängnis verurteilt worden, auf die seine bisherige Haftzeit von 31 Monaten angerechnet werden. Ihm wurde außerdem eine Entschädigungszahlung von 890.000 Dollar auferlegt. Nach seiner Entlassung steht er zudem weitere zwei Jahre unter Aufsicht und muss hinnehmen, dass sein sein Notebook regelmäßig untersucht wird.
Die Anklage gegen ihn stand im Zusammenhang mit dem Stratfor-Hack, für den der Hacker Jeremy Hammond bereits zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Brown gehen jedoch die Fähigkeiten eines Hackers völlig ab, und er war tatsächlich journalistisch für bekannte Publikationen wie Vanity Fair, Huffington Post und Guardian tätig. Er gründete außerdem Project M, das der Crowdsourcing-Analyse von Dokumenten für investigativen Journalismus dienen sollte. Noch vor den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden beschäftigte er sich kritisch mit Überwachungsthemen und insbesondere der Zusammenarbeit von staatlichen Behörden mit privaten Unternehmen wie Stratfor, das wahlweise als Thinktank oder „Schatten-CIA“ beschrieben wird.
Der Anonymous-Sprecher wurde 2012 aus einem Chat heraus verhaftet. Einer der wesentlichen Anklagepunkte gegen ihn lautete, sich allein durch die Veröffentlichung eines Links zu entwendeten Dokumenten auch der Veröffentlichung gestohlener Kreditkartendaten schuldig gemacht zu haben. Tatsächlich hatte Brown jedoch nur einen Link aus einem IRC-Channel in einen anderen kopiert. Die Bürgerrechtsorganisation EFF sah in der Anklage einen Angriff auf das Recht von Journalisten, auf bereits öffentliche und möglicherweise sensible Informationen zu verlinken.
Die Ankläger zogen diese und ähnliche Vorwürfe zurück, vermutlich spielten sie aber bei der Strafzumessung letztlich doch eine Rolle. Verurteilt wurde Barrett Brown jetzt für andere Anklagepunkte, für die er seine Schuld eingeräumt hatte: Behinderung von Ermittlungen der Justiz durch das Verstecken seines Laptops, Mithilfe beim unautorisierten Zugriff auf einen Computer sowie öffentliche Drohungen über das Internet. In einem Video hatte Brown, der zu dieser Zeit Drogen konsumierte, dem FBI-Agenten Robert Smith gedroht, dessen „Leben zu ruinieren“. Zuvor soll der Polizist Browns Mutter mit strafrechtlichen Konsequenzen gedroht haben, weil sie angeblich den Laptop ihres Sohnes versteckte.
Obwohl Barrett Brown sein Verhalten vor Gericht bedauerte, erhielt er eine verhältnismäßig hohe Strafe. In einem Interview mit Krautreporter war er vor der Urteilsverkündung noch zuversichtlich, seine Zeit bereits abgesessen zu haben. Auch nach dem harschen Urteil verlor er zumindest nicht seinen sarkastischen Humor. „Gute Nachrichten!“ ließ er in einer Stellungnahme wissen. „Die US-Regierung hat heute entschieden, dass ich so gute Arbeit in der investigativen Untersuchung des cyber-industriellen Komplexes geleistet habe, dass sie mich entsendet, um den Gefängnis-Industrie-Komplex zu recherchieren.“ Der zeitweilige Anonymous-Sprecher bedankte sich ausdrücklich für kostenlose Unterkunft, Essen sowie Kleidung – und veröffentlichte aus der Haft heraus Kolumnen über das Leben im Gefängnis.
[mit Material von Steven Musil, News.com]
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