Die US-Bundesrichterin Beth Labson Freeman hat eine Kartellklage gegen Google zurückgewiesen. Der Internetkonzern soll Verbrauchern geschadet haben, weil er Hersteller von Android-Geräten zwingt, seine eigenen Apps vorzuinstallieren. Die Verträge zwischen Google und den Geräteanbietern sollen unter anderem zu höheren Preisen für Smartphones geführt haben.
Googles Anforderungen an Hersteller wie Samsung sollen aber auch Drittanbietern den Zugang zu Smartphones und Tablets mit Googles Mobilbetriebssystem erschwert haben. Als Beispiel wird laut Computerworld in der Klage Microsofts Suchmaschine Bing genannt, was den Wettbewerb im Suchmarkt und auch Innovationen eingeschränkt habe.
Nach Ansicht der Richterin ist es den Klägern allerdings nicht gelungen, einen Zusammenhang zwischen den Software-Vorgaben und den Preisen für Mobiltelefone herzustellen. Auch gebe es „keine Beweise dafür, dass das Verhalten der Beklagten Verbraucher davon abgehalten hat, frei unter anderen Suchprodukten zu wählen, oder Mitbewerber von neuen Entwicklungen abgehalten hat.“
Die Kläger, die auch den Status einer Sammelklage anstreben, haben dem Bericht zufolge nun drei Wochen Zeit, ihre Kartellklage zu überarbeiten. Sollte es ihnen in der Zeit nicht gelingen, die Richterin zu überzeugen, wäre das Verfahren voraussichtlich gescheitert.
Die EU rollt derzeit ihre Kartelluntersuchung gegen Google neu auf. Das hatte die neue Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager im Dezember angekündigt. „Ich bin darauf gestoßen, dass die Informationen in diesem Fall einer Aktualisierung bedürfen“, sagte sie kurz vor Weihnachten. Dabei geht es in erster Linie um Googles dominierende Stellung im Suchmarkt, die es ausnutzen soll, um eigene vertikale Suchdienste etwa für Reisen und Shopping besser als rivalisierende Angebote zu platzieren.
Ob Vestager auch wegen Android gegen Google ermitteln wird, ist unklar. Im Juli hatte Reuters berichtet, die Europäische Kommission bereite ein neues Ermittlungsverfahren vor, bei dem es um die Geschäftspraktiken des Unternehmens in Bezug auf sein Mobilbetriebssystem gehe. Eine Untersuchung soll demnach zeigen, ob es den Marktanteil von Android von über 70 Prozent in Europa nutzt, um die Verbreitung seiner Dienste wie Maps zu erhöhen oder die Vorinstallation konkurrierender Dienste wie Suchmaschinen und App Stores zu verhindern.
Russland prüft zudem, ob Google dort ebenfalls gegen Anti-Monopol-Gesetze verstößt. Die russische Suchmaschine Yandex sieht sich durch die Integration von Googles eigenen Diensten in Android benachteiligt und fordert eine Entbündelung. Als Beweis führt Yandex an, dass es im russischen Suchmarkt einen Anteil von 60 Prozent halte, bei der mobilen Suche durch die erzwungene Bündelung aber nur 44 Prozent erreiche.
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7 Kommentare zu US-Gericht weist Kartellklage gegen Google wegen Android-Apps zurück
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Ich weiß gar nicht, was das Geschrei soll, es wird doch immer erzählt, dass Android ein System für Frickler ist.
Da wird man doch wohl in der Lage sein sich einen anderen Browser zu suchen und zu installieren.
Da gibt es ja diese bekannte Firma, die solche Dinge einfach gar nicht ermöglicht.
Bei Google hat man wenigstens die Wahl.
Sehr schön wäre es allerdings, wenn man auch die Apps von Google, welche man nicht möchte, einfach deinstallieren könnte.
Das würde ich mal als einen riesigen Fortschritt ansehen.
Und noch dieses Negativbeispiel Yandex. Warum meint jede Firma, die nicht so erfolgreich ist wie Google, Klage einreichen zu müssen?
Dass man die eigenen Sachen besser machen muss um so erfolgreich wie Google zu sein, kommt diesen Firmen wohl nicht in den Sinn.
Immer dieses Geheule.
Einfach nur lächerlich.
Bei Google hat man praktisch nur die Wahl zusätzliche Browser zu installieren, und die hat man bei iOS auch.
Aber: den Google Browser komplett zu deaktivieren, geht nur mit viel Mühe, und wie man beim Google/Android WebView Debakel und den 1 Mrd geschrotteten Androiden sieht, auch nur lückenhaft. Das Teil ist dann eben durch Apps fest verdrahtet, und wird weiter genutzt.
Nahezu alle käuflichen Androiden bringen die Google Apps mit, und bestimmt über 90% der Anwender könnten die GApps nicht loswerden, weil sie nicht wissen, wie das geht.
Ergo: GApps sind fest mit Android verankert, obwohl es theoretisch auch Android ohne GApps geben kann. Daher ist die Klage zumindest nicht aus der Luft gegriffen.
Wegen so einem Vorgehen wurde damals Microsoft zu harten Strafen verurteilt.
Soweit mir bekannt ist, lässt sich in iOS kein Standard-Browser vom Nutzer definieren, weil eben Apple dies verhindert.
Und einen anderen Browser als Safari zu benutzen, ist umständlich.
Bei Google wähle ich mir ganz einfach einen Browser meiner Wahl aus und stelle in mir als Standard ein. Ist wirklich kein Problem und ohne Frickelei verbunden.
Und den Google Browser plus anderer GApps, welche ich nicht benötige, hab ich deaktiviert. Auch ohne Probleme.
Kann man nämlich ganz unkompliziert in den Einstellungen machen. ;)
Ob diese GApps dann auch wirklich nicht mehr nach Hause telefonieren, das weiß dann ganz sicher nur Google.
Ist eben so wie die Aussagen von Apple, dass diese nicht an den Daten der Nutzer interessiert sind.
Wer weiß denn schon was die Wahrheit ist und ob nicht irgendwann durch Zufall ein paar schmutzige Dinge rauskommen.
Du kennst Dich aus: „Und einen anderen Browser als Safari zu benutzen, ist umständlich.“
Man tippt mit dem Finger auf die App, und schon benutzt man ihn. Umständlich … ? ;-)
Trotzdem werden dann Links aus anderen Apps weiterhin mit Safari geöffnet. Bei Android kann man den Browser als Standard festlegen und muss dann nie wieder den vorinstallierten Browser benutzen.
Ich glaube JI meinte, das bis jetzt kein Browser mit einer eigenen renderengine im applestore erlaubt war.
Gut erkannt. 100 Punkte. ;)
Und der Namenlose ist mal wieder am weichzeichnen.