Google investiert 150 Millionen Euro in europäische Verlage

Es gründet eine Arbeitsgruppe für die Entwicklung neuer Nachrichten-Produkte. Google räumt zudem Fehler im Umgang mit den europäischen Medien ein. In Deutschland hat Google Die Zeit und die Frankfurter Allgemeine Zeitung als Partner gewonnen.

Google hat eine Partnerschaft mit acht europäischen Zeitungsverlagen angekündigt. Wie die britische Zeitung The Guardian berichtet, bilden die Herausgeber und Google im Rahmen der Digital News Initiative (DNI) eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Zur Entwicklung neuer Produkte stellt der Internetkonzern zudem in den kommenden drei Jahren einen Betrag von 150 Millionen Euro zur Verfügung. Sie sollen den Verlagen helfen, ihren Umsatz und die Besucherzahlen zu steigern.

Google-Logo (Bild: Google)Zu Googles Partnern zählen neben dem Guardian auch Spaniens größte Tageszeitung El Pais, die französische Finanzzeitung Les Echos, La Stampa aus Italien, NRC Media aus den Niederlanden und die Financial Times. Hierzulande beteiligen sich Die Zeit und die Frankfurter Allgemeine Zeitung an der Arbeitsgruppe.

Der Zeit zufolge wollen sich die Verlagshäuser mit Google auch darüber austauschen, wie ihre Bedürfnisse stärker in den Google-Produkten berücksichtigt werden können. Dabei gehe es um Werbeanzeigen, bezahlten Journalismus im Netz und die Nachrichtensuche Google News.

„Wir haben erkannt, dass Technologiefirmen und Nachrichtenorganisationen ein Teil desselben Informationsökosystems sind und wir wollen unseren Teil zu einem nachhaltigen Modell für Nachrichten beitragen“, zitiert The Guardian aus einer Rede, die Carlo D’Asaro Biondo, Leiter des Bereichs strategische Partnerschaften bei Google Europa, heute in London halten soll. Googles Ziel sei es immer gewesen, ein Freund und Partner der Nachrichtenbranche zu sein. „Wir akzeptieren aber auch, dass wir nebenbei einige Fehler gemacht haben.“

Laut The Guardian ist Googles Ankündigung allerdings keine unmittelbare Reaktion auf das Mitte des Monats von der EU eingeleitete Kartellverfahren. Von Google-Kennern will die Zeitung erfahren haben, dass die Verhandlungen mit den beteiligten Verlagen bereits im Sommer 2014 begannen.

Darüber hinaus hofft Google, noch weitere Partner für seine Initiative gewinnen zu können. „Das Internet bietet sehr gute Möglichkeiten für die Verbreitung von gutem Journalismus. Es gibt aber auch berechtigte Fragen dazu, wie Qualitätsjournalismus im digitalen Zeitalter gestärkt werden kann. Durch die Digital News Initiative wird Google Hand in Hand mit den Verlegern arbeiten und ihnen helfen, nachhaltigere Modelle für Nachrichten zu entwickeln. Das ist nur der Anfang und wir laden Sie ein, sich uns anzuschließen.“

Laut Tony Danker, International Director für News and Media bei The Guardian, hat die von Google Europa entwickelte Partnerschaft nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie auch von der Mutter im kalifornischen Mountain View angenommen wird. Dieser Einschätzung schließt sich auch der US-Journalist Jeff Jarvis, der Google in der Angelegenheit beraten hat. Google müsse Nachrichten als einen wichtigen Bestandteil der Informationen ansehen, die Google helfe zu organisieren. Google müsse Nachrichten nicht als eigenständige Marke, sondern wo möglich als festen Bestandteil seiner eigenen Dienste und Geschäfte behandeln, von der Suche bis hin zu Mobile. „Bei Google gilt, wenn es kein Produkt ist, ist es nicht wichtig. Also, Google: Geht es um ein Produkt?“, schreibt er in seinem Blog.

„Google könnte mit dem Schritt der Befreiungsschlag in Europa gelingen, den das Unternehmen aus dem kalifornischen Mountain View seit Jahren sucht. Ob jetzt aber direkt eine Freundschaft zwischen den verhärteten Seiten aufkommt, erscheint auf dem ersten Blick fraglich“, kommentiert der Mediendienst Kress. Dass Google den europäischen Verlagen die Hand reiche sei auch zwei deutschen Medien zu verdanken, die keine Partnerschaft mit Google eingegangen seien. „Ohne den Druck, den Axel Springer und Hubert Burda Media auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen ausgeübt haben, hätte Google die Kritik aus Europa mit Sicherheit nicht so schnell angenommen und aus Sorge ums Geschäft ein solches Eingeständnis gemacht.“

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Themenseiten: Google, Kartell, Leistungsschutzrecht, Politik, Suchmaschine

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