Der Enterprise-Mobility-Management-Anbieter (EMM) MobileIron hat eine Studie zur Arbeitsweise der sogenannten „Generation Mobile“ veröffentlicht. Der Untersuchung zufolge wird der Kern dieser kurz „Gen M“ genannten Personengruppe von Männern im Alter zwischen 18 und 34 Jahren sowie von Menschen mit Kindern unter 18 Jahren, welche im selben Haushalt leben, gebildet. Diese im Rahmen der Umfrage identifizierte Gruppe unterscheidet sich vom Rest der Bevölkerung laut MobileIron dadurch, dass sich berufliche und private Aktivitäten aufgrund des umfassenden Einsatzes von Mobilgeräten im Alltag zunehmend vermischen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass diese Vermischung von Arbeits- und Privatleben bei der Mehrzahl der Mitarbeiter aus der „Generation Mobile“ moralisches Unbehagen erzeugt. Konkret sagten 58 Prozent der befragten Arbeitnehmer, bei denen Smartphone und Tablet die zentralen Arbeitsgeräte darstellen, sie hätten durch deren Einsatz sowie der daraus resultierenden Verschmelzung privater und beruflicher Aktivitäten ein schlechtes Gewissen.
Moralisches Unbehagen bei der Generation Mobile
Das Marktforschungsunternehmen Harris Poll hat die Studie im Auftrag von MobileIron durchgeführt. Für die Untersuchung wurden zwischen Dezember 2014 und Januar 2015 weltweit mehr als 3500 Voll- und Teilzeitkräfte aus sechs Ländern befragt. Die „MobileIron Gen M Survey“ konzentrierte sich dabei auf Fachkräfte aus Frankreich, Deutschland, Japan, Spanien, Großbritannien und den USA.
In diesen Ländern erledigen die Angehörigen der Gen M durchschnittlich mehr als ein Viertel ihrer Arbeit (26 Prozent) auf Smartphones oder Tablets. Bei Nicht-Gen-M-Fachkräften trifft das auf lediglich 17 Prozent zu. Mobilgeräte spielen laut Studie zudem die Hauptrolle beim sogenannten „Shadow Tasking“ („Schatten-Arbeiten“). Damit ist gemeint, dass die Gen M während der Arbeitszeit persönliche Angelegenheiten mobil erledigt, im Gegenzug aber auch berufliche Aufgaben in der eigentlich arbeitsfreien Zeit abhandelt.
Die Grafik zeigt, wo die Generation Mobile in den sechs untersuchten Ländern am häufigsten Shadow Tasking betreibt (Grafik: MobileIron).Demzufolge führen 82 Prozent der Gen-M-Angestellten während der Arbeitszeit mindestens eine private Tätigkeit auf Mobilgeräten durch, bei Nicht-Gen-M-Fachkräften liegt der Anteil bei 72 Prozent. Umgekehrt erledigen 64 Prozent der Gen-M-Mitarbeiter während ihrer arbeitsfreien Zeit zumindest eine arbeitsbezogene Tätigkeit auf einem Smartphone oder Tablet, bei den Nicht-Gen-M-Fachkräften sind dies nur 54 Prozent.
Die permanent bestehenden Zugriffsmöglichkeiten auf berufliche und private Inhalte hat für die Gen M laut MobileIron jedoch ihren Preis – und zwar in Form von moralischem Unbehagen. Auf die Frage, wie sie normalerweise auf die Vermischung von Arbeits- und Privataktivitäten reagieren, erklärten 61 Prozent der Gen-M-Arbeitskräfte, sie hätten ein schlechtes Gewissen, wenn sie arbeitsbezogene Mitteilungen während der Freizeit erhielten. Demgegenüber seien nur 47 Prozent der nicht in die Gruppe der Gen M gehörenden Mitarbeiter diesbezüglich von Gewissensbissen geplagt.
Andersherum betrachtet werden 58 Prozent der Gen-M-Angestellten nach eigenen Angaben von ihrem schlechten Gewissen gequält, wenn sie persönliche Mitteilungen während der Arbeitszeit erhalten. Bei den Nicht-Gen-M-Fachkräften machen sich nur 46 Prozent negative Gedanken in diese Richtung. Die Umfrage hat außerdem ergeben, dass Gen-M-Arbeitskräfte aus Deutschland das Shadow Tasking trotz ihrer Gewissensbisse als Möglichkeit schätzen, ihre arbeitsbezogenen und privaten Tätigkeiten während des Tages zu erledigen.
Vermischung privater und beruflicher Aktivitäten in Deutschland
So geht aus der MobileIron-Studie hervor, dass mehr als jede zweite deutsche Gen-M-Fachkraft (51 Prozent) mindestens einen privaten Telefonanruf pro Tag während der regulären Arbeitszeit tätigt. Der Anteil der deutschen Mitarbeiter aus dieser Personengruppe, der täglich zumindest eine private Kurznachricht während der Arbeitszeit verschickt, liegt mit 52 Prozent nur unwesentlich höher. 60 Prozent der deutschen Gen-M-Fachkräfte prüfen oder senden mit ihren Mobilgeräten während der Arbeitszeit zudem mindestens ein Mal am Tag persönliche E-Mails.
Die Vermischung privater und beruflicher Aktivitäten zeigt sich etwa dadurch, dass Mitarbeiter privat berufliche Telefonate führen und – umgekehrt – an der Arbeit privat telefonieren. Die hier gezeigte Statistik bezieht sich auf alle sechs untersuchten Länder (Grafik: MobileIron).Die Möglichkeit, Arbeits- und Privattätigkeiten zu vermischen, ist für deutsche Gen-M-Mitarbeiter laut Studie sogar derart wichtig, dass sie ihre Anstellung kündigen würden, wenn der Arbeitgeber private Aktivitäten am Arbeitsplatz verbieten würde. 59 Prozent der deutschen Gen-M-Fachkräfte würden demnach ihren Arbeitsplatz wechseln, wenn der Arbeitgeber Telearbeit untersagt oder deren Möglichkeit einschränkt, persönliche Aufgaben direkt am Arbeitsplatz zu erledigen.
Shadow Tasking ist der Untersuchung zufolge jedoch nicht nur hierzulande, sondern weltweit ein Phänomen. Die Studie kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass französische Arbeitskräfte besonders häufig beim Autofahren arbeitsbezogene Aufgaben mit ihrem Mobilgerät erledigen. Sie liegen in dieser Kategorie mit 29 Prozent an der Spitze. Ihre Kollegen aus den USA arbeiten – weit weniger gefährlich – am liebsten auf der Toilette beziehungsweise im Badezimmer mit ihrem Smartphone oder Tablet. Immerhin ein Viertel der im Rahmen der Studie befragten US-amerikanischen Gen-M-Angestellten praktiziert diese Arbeitsweise.
„Mobile IT ändert grundlegend die Art, wie wir arbeiten und leben“, sagt Bob Tinker, CEO von MobileIron, in einer Pressemitteilung. „Die Gen M Studie spiegelt unserer Meinung nach die gerade entstehende Kultur einer umfassenden Vernetztheit innerhalb des modernen Geschäftslebens wider. Zukunftsorientierte Unternehmen beschäftigen sich mit dieser Veränderung und es ist ihnen bewusst, dass Mobile IT sowohl eine Aufgabe für die Personalentwicklung als auch eine Technologieinitiative ist“, führt Tinker weiter aus. Damit Unternehmen in der Lage seien, die besten und intelligentesten Mitarbeiter anzuwerben und an sich zu binden, müssten sie Unternehmens-Richtlinien neu definieren, sodass sie den Vorstellungen der Mitarbeiter in puncto Arbeitswelt und Privatleben besser entsprechen könnten.
Wearables erobern bald den Arbeitsplatz
Die Studie hat außerdem untersucht, wie sich der Wearables-Trend auf das Arbeitsleben auswirkt. Demzufolge besitzen bereits 42 Prozent der Gen-M-Arbeitskräfte ein tragbares Gerät wie die Apple Watch oder planen zumindest, sich ein solches kaufen. Ganze 95 Prozent wollen die erworbenen Wearables auch für arbeitsbezogene Aufgaben einsetzen.
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Beispielsweise sehen 58 Prozent der Befragten vor, sie zum Annehmen von Telefonanrufen zu verwenden. 56 Prozent möchten mit ihren Smartwatches E-Mails lesen, 45 Prozent wollen damit auch welche schreiben. Für den SMS-Empfang, etwa zwecks Erinnerung an Besprechungstermine, sehen 44 Prozent die Nutzung ihrer Wearables vor. Immerhin noch 40 Prozent möchten mit ihnen auf den Kalender zugreifen.
„Smartwatches wie die Apple Watch sind stark im Kommen. Diese Wearables erhöhen noch einmal unsere ständige Sende- und Empfangsbereitschaft und sehr wahrscheinlich auch noch einmal das moralische Unbehagen wegen der Vermischung unseres Privatlebens mit arbeitsbezogenen Aufgaben während des Arbeitstages“, kommentiert Tinker.
Wearables halten laut Studie bald auch verstärkt am Arbeitsplatz Einzug (Grafik: MobileIron).Neue Unternehmensrichtlinien für die Generation Mobile
MobileIron hat jedoch nicht nur die Ergebnisse der Studie ausgewertet, sondern gibt Unternehmen im Rahmen eines zum Download bereitstehenden Whitepapers auch Hinweise zur Unterstützung der Generation Mobile. Generell fordert der EMM-Anbieter dabei eine Neufassung der jeweiligen Arbeitsbestimmungen. So seien jene Unternehmen bei der Rekrutierung und langfristigen Bindung qualifizierter Mitarbeiter am erfolgreichsten, die den Arbeitsstil der Generation Mobile positiv begleiten und unterstützen, sodass bei den Gen-M-Mitarbeitern kein schlechtes Gewissen aufkommt.
Zur Entwicklung entsprechender Richtlinien hat MobileIron in seinem Whitepaper einige Direktiven für Firmen aufgestellt. Demzufolge sollten Unternehmen etwa geänderte Arbeitsweisen ihrer Mitarbeiter akzeptieren und sich offen für deren Entscheidungen zeigen, indem sie passende Arbeitsumgebungen schaffen und ihnen ein hohes Maß an Freiheit bei der Gestaltung ihrer Arbeitsabläufe erlauben.
Nur dann könnten diese die maximale Arbeitsleistung erbringen. Es sei zudem unerheblich, wann und wo arbeitsbezogene Aufgaben erledigt werden, solange für jeden Mitarbeiter klare Leistungsvorgaben bestünden und Konsens über die zu erreichenden Ziele herrsche. Ferner sollten klare Grenzen für die sogenannte Top-Down-Kommunikation definiert werden. So sei es etwa nicht hinnehmbar, wenn der Firmenvorstand um 2 Uhr morgens E-Mails an seine Mitarbeiter schickt. Diese könnten sich dadurch unter Druck gesetzt und in ihrem Privatleben gestört fühlen.
Auch ein für die Mitarbeiter gedachter finanzieller Ausgleich bei der Nutzung von BYOD-Umgebungen – also von mobiler Hard- und Software – ist laut MobileIron denkbar. Unternehmen sollten zudem weitere Werkzeuge anbieten, mit deren Hilfe die Beschäftigten betriebliche und persönliche Aktivitäten während des Tages verbinden können. Dadurch ließen sich Mitarbeiter dazu ermutigen, genau die Tools zu nutzen, die sie für die Erledigung ihrer Arbeit als am geeignetsten betrachten.
Darüber hinaus schlägt MobileIron vor, die auf den Mobilgeräten liegenden Daten selektiv zu sichern. Das bedeutet, Unternehmen sollten ihre darauf gespeicherten geschäftlichen Informationen schützen, ohne die ebenfalls darauf lagernden persönlichen Daten zu beeinträchtigen. Dies sei unabhängig davon, wem das jeweilige Smartphone oder Tablet gehöre.
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