Das Kölner Unternehmen Eyeo, Anbieter der bekannten Browsererweiterung Adblock Plus, hat einen Mobilbrowser mit integriertem Werbeblocker entwickelt. Er wird in einer Betaphase zunächst für Android erscheinen. „Wir warten aktuell darauf, dass Google unsere App veröffentlicht, aber hoffen, dass dies in den kommenden Stunden geschieht“, schreibt das Team in einer Google+-Gruppe.
Um den Mobilbrowser zu testen, müssen Interessenten zunächst der Google+-Gruppe „Adblock Browser for Android Beta“ beitreten und sich als Tester anmelden. Anschließend können sie das Programm aus dem Play Store herunterladen, sobald es dort verfügbar ist.
Die Entwickler bezeichnen ihren Browser für Android als „umfassendere Blockierlösung für mobile Werbung“. Er soll Nutzern Aufwand ersparen, sie vor möglicherweise mit Malware verseuchten Anzeigen schützen und ihnen mehr Kontrollmöglichkeiten über ihre Browsingerfahrung geben. Ein weiterer Vorteil sei die Einsparung von Datenvolumen.
Der Adblock Browser für Android integriert die Adblock-Technologie zum Herausfiltern von Werbeanzeigen beim Browsen. Allerdings erlaubt die Software auch, Ausnahmen zu definieren, sodass der Nutzer nicht zu aufdringliche Werbung weiterhin anzeigen lassen kann, um etwa einem werbefinanzierten Dienst nicht die Geschäftsgrundlage zu entziehen.
„Als die Leute das mobile Internet für sich entdeckten, sind Werbetreibende auf sie eingestürmt und haben die Nutzungserfahrung mit Anzeigen zerstört, die oft rücksichtslos designt sind. Zudem wimmelt es in mobilen Anzeigennetzwerken von Sicherheitslücken. Adblock Browser für Android gibt die Kontrolle zurück in die Hände der Nutzer“, kommentiert Till Faida, Mitgründer von Adblock Plus. „Eine vollständige Android-Browser-App ist ein logischer nächster Schritt für uns. Zusätzlich zum Blockieren von Adware und unerträglicher Anzeigen können wir so schnellere Browsing-Geschwindigkeiten, eine effizientere Datennutzung und sogar eine längere Akkulaufzeit bieten. Es ist eine Win-win-Situation für alle Nutzer weltweit.“
Websites und Dienste, die sich durch Werbung finanzieren, dürften dies jedoch anders sehen. Auf dem Desktop kämpfen sie schon länger damit, dass immer mehr Anwender Werbeblocker einsetzen. 2013 hatten daher unter anderem Spiegel Online, Süddeutsche.de, FAZ.net, Zeit.de, Golem.de und RP Online ihre Leser gebeten, auf Plug-ins zum Ausblenden von Werbung auf ihren Seiten zu verzichten. Nur so sei die Sicherung eines kostenfreien Qualitätsangebots möglich. Die Verlage kritisierten, dass Nutzer ihnen mit solchen Programmen die wichtigste Einnahmequelle verweigern. AdBlock Plus argumentierte, die 2011 eingeführte Acceptable-Ads-Initiative sei ein Versuch, einen Kompromiss zwischen Internetnutzern und Verlegern zu finden.
Dass Adblocker an sich legal sind, hat Ende April das Landgericht Hamburg bestätigt. Es wies eine Unterlassungsklage der Herausgeber von Zeit Online und Handelsblatt ab, die dem Adblock-Plus-Entwickler Eyeo wettbewerbswidriges Verhalten vorgeworfen hatten. Allerdings sind noch drei weitere Klagen der Mediengruppen ProSiebenSat1, RTL Interactive und Axel Springer anhängig.
Eyeo bietet Adblock Plus kostenlos an. Geld verdient das Unternehmen mit einer White List mit Anzeigen, die es seine Filter passieren lässt. Sie müssen bestimmte Kriterien erfüllen und dürfen beispielsweise weder Animationen noch Ton enthalten. Laut Eyeo kann sich zwar „niemand in die White List einkaufen“, die Bedingungen der kostenpflichtigen „Support Services“ macht das Unternehmen allerdings nicht öffentlich.
[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]
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