So gewinnen und halten Sie die besten Linux-Talente

Software ist weiterhin auf dem Vormarsch und Open Source ist dabei, die Software-Entwicklung zu dominieren. Unternehmen, die sich aktiv in Open-Source-Projekte und die Community einbringen, werden eher die Mitarbeiter finden, mit denen sie ihre Position verteidigen können, meint Amanda McPherson von der Linux Foundation im Gastbeitrag für ZDNet.

Die Aufgabe, fähige Mitarbeiter für Linux und Open Source anzuheuern, ist oftmals nicht allein durch die Suche mit Hilfe eines Personalvermittlers erledigt. Entwickler und Systemadministratoren für Linux und Open Source gehören zu den gefragtesten Technologieexperten. Seit vielen Jahren weisen unsere Untersuchungen darauf hin, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, genügend qualifizierte Bewerber für ihre Linux-bezogenen technischen Positionen zu finden. Laut dem aktuellen Linux Jobs Report, der jährlich von der Linux Foundation und Dice.com herausgebracht wird, sagen zum Beispiel 88 Prozent der Personalleiter, dass es „sehr schwierig“ oder „recht schwierig“ sei, geeignete Kandidaten zu finden.

Amanda McPherson, Autorin dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist VP of Developer Programs bei der Linux Foundation (Bild: Linux Foundation).Amanda McPherson, Autorin dieses Gastbeitrags für ZDNet, ist VP of Developer Programs bei der Linux Foundation (Bild: Linux Foundation).

Unternehmen wie IBM, Twitter, Facebook und viele mehr haben mittlerweile verstanden, dass sie andere Wege gehen müssen. Vor kurzem veröffentlichte Facebook in seiner laufenden Verpflichtung zu Offenheit und Transparenz Hunderte von Open-Source-Projekten. Es ging dabei nicht nur um die Förderung und Beschleunigung von Technologieentwicklung, sondern auch um die Demonstration seiner Kompetenz in der Open-Source-Entwicklung gegenüber Systemadministratoren und Linux- beziehungsweise Open-Source-Entwicklern weltweit.

Die zunehmende Aktivität des Unternehmens innerhalb der Open-Source-Community, die verstärkte Freigabe seiner eigenen internen Tools und die Teilnahme an der Upstream-Entwicklung auf dem Linux-Kernel machte es Facebook einfacher, Entwickler zu gewinnen und an sich zu binden. Dies führte auch zu einer höheren Code-Qualität und schnelleren Innovationsprozessen.

In einer Rede anlässlich des jüngsten Linux Foundation Collaboration Summit in Santa Rosa sagte James Pearce, Head of Open Source bei Facebook, dass Mitarbeiter insbesondere die von Facebook durchgeführte Open-Source-Arbeit als einen Grund für den Eintritt in die Firma nannten. Er fügte hinzu, dass einer der größten Vorteile darin läge, dass „wenn Menschen in das Unternehmen eintreten und sie eine ihnen bereits vertraute Technologie – nämlich Open Source – nutzen, sie sehr viel schneller erfolgreich eingesetzt werden können.“

Zu lernen, sich in die Linux-Community einzubringen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Anwerbung von Talenten. Wir sehen dies als eines der wesentlichen Motive für Unternehmen, der Linux Foundation beizutreten. Sobald dieser Prozess angelaufen ist, sollten diese die folgenden Tipps bei der Rekrutierung von Spitzentalenten für Linux und Open Source beherzigen.

Unterstützen Sie die Open-Source-Community

Der wohl beste Weg, um gute Entwickler zu sich zu holen, ist die Anwerbung durch andere Entwickler. Open Source bedeutet eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit, sodass Entwickler Kontakt zu Mitbewerbern haben werden. Wenn Sie bereits einen Teamleiter oder einen Mitarbeiter beschäftigen, der für seine freundliche Art und technischen Fähigkeiten geschätzt wird, wird es leichter sein, weitere Top-Talente für Ihr Unternehmen zu gewinnen.

Werden Sie Mitglied der Stiftung oder des Projekts, an dem Sie arbeiten. Das kann die Linux Foundation sein, die OpenStack Foundation, Cloud Foundry oder eine andere Organisation. Ein Teil unserer Arbeit als Stiftung liegt darin, Unternehmen in die Open-Source-Community einzuführen.

Auch die Prӓsenz auf den richtigen Veranstaltungen ist wichtig, um Open-Source-Entwickler oder Systemadministratoren anzusprechen. Community-Events wie die SCALE bieten eine ebenso gute Gelegenheit wie Veranstaltungen der Linux Foundation, etwa die LinuxCon, ContainerCon, ApacheCon, MesosCon und viele mehr. Sind Sie dort zu finden, wo sich Entwickler und Open-Source-Experten treffen und austauschen, erhöht dies die Chancen, geeignete Talente für sich zu gewinnen.

Werden Sie konkret

Erwӓhnen Sie in Ihren Stellenbeschreibungen die richtigen Zertifikate. Nichts schreckt mehr ab, als jemand, der mit inhaltsleeren Worthülsen nach Bewerbern sucht. Beziehen Sie sich auf anerkannte und hochwertige Linux-Zertifizierungen, wie die von Red Hat oder den „Linux Foundation Certified Engineer“ und „Linux Foundation Certified SysAdmins“, mit denen Sie zeigen, dass Ihnen Praxis- und Linux-Erfahrung wichtig sind. Bewerber werden ihre Qualifikationen gern vorweisen und die Nennung der richtigen Zertifikate in der Stellenbeschreibung zeigt, dass das suchende Unternehmen gleichfalls im Thema versiert ist.

Eine weitere Überlegung, um geeignete Mitarbeiter zu finden, ist es, Linux-Zertifizierungsprüfungen für Mitarbeiter oder Kandidaten von Seiten des Unternehmens anzubieten. Die Tests können von der Linux Foundation erworben werden und Unternehmen helfen, Spitzennachwuchs direkt zu erkennen. Diese Prüfungen basieren nicht auf auswendig gelerntem Wissen, sondern auf Performance und sind distributionsflexibel.

Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter gut

Stellen Sie Ihren Mitarbeitern ein gutes Arbeitsumfeld zu Verfügung. Innerhalb ihrer Zusammenarbeit mit Mitbewerbern können Entwickler leicht Erfahrungen austauschen und sich auf öffentliche Mailinglisten bewerben. Entwickler wollen komplizierte Aufgaben lösen und wissen, dass ihr Code genutzt wird. Systemadministratoren möchten die für ihre Arbeit benötigten Ressourcen erhalten. Ein jeder sucht Anerkennung und Respekt. Unternehmen mit einem positiven Arbeitsumfeld (und guter Bezahlung) haben bei dieser Personengruppe eindeutig einen Vorteil.

Wenn es darum geht, Anreize für Mitarbeiter zu schaffen, müssen Sie verstehen, wonach diese suchen. Nach Angaben des Linux Jobs Reports wollen sich dieses Jahr 40 Prozent der europäischen Fachkräfte verändern, wobei das stärkste Motiv die Vergütung ist. Von den Befragten sagen 71 Prozent, dass ein höheres Gehalt ihre Entscheidung beeinflusse. 61 Prozent geben auch an, dass ein besserer Ausgleich von Arbeit und Freizeit sie zum Stellenwechsel bewegt.

49 Prozent der Befragten schätzen die zusätzlichen Angebote von Aus- und Weiterbildung beziehungsweise Zertifizierung, die Unternehmen bieten. Zwar gibt es Grenzen einer realistischen Bezahlung von Seiten des Arbeitgebers, aber andere Faktoren – wie flexible Arbeitsregelungen – sind nicht notwendigerweise mit Kosten verbunden und das Angebot von Weiterbildung und Zertifizierung zahlt sich im Endeffekt für eine Organisation immer aus.

AUTOR

Amanda McPherson

... ist VP of Developer Programs bei der Linux Foundation. Amanda McPherson ist eines der Gründungsmitglieder der Stiftung und verantwortet unter anderem einige der in diesem Beitrag erwähnten Veranstaltungen und Developer-Programme. Sie beschäftigt sich seit acht Jahren in unterschiedlichen Positionen mit Open Source, zuletzt zum Beispiel als Marketingleiterin der Free Standards Group, der bei Linux für Zertifizierungen und Standardisierung zuständigen Körperschaft.

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2 Kommentare zu So gewinnen und halten Sie die besten Linux-Talente

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  • Am 1. November 2017 um 6:33 von Sascha Thattil (YUHIRO)

    Sehr guter Beitrag.

    Heutzutage kann die Findung eines passenden IT Experten 90 Tage (3 Monate) und mehr dauern.

    Gleichzeitig braucht es auch einiges an Zeit, um den neuen Mitarbeiter einzuarbeiten. Besonders bei Open Source Technologien, muss sich der Entwickler meistens noch einige Monate mit der Materie beschäftigen, bevor er/ sie los legen kann.

    Solche liebgewonnen Entwickler möchte man natürlich ungerne schnell wieder gehen lassen.

    Die Tipps aus diesem Beitrag sind interessant.

    Besonders wichtig finde ich auch, die Entwickler an neuen Technologien arbeiten zu lassen und Dinge wie „Politik im Büro“ zu vermeiden.

    Vielen Dank für den Beitrag.

    Viele Grüsse
    Sascha Thattil

  • Am 6. Juni 2015 um 12:52 von Kevin

    Jedenfalls solte mnan es nicht so machen, wie bei einem Stellenangebot, dass mir letztes Jahr von ein Headhunter angeboten hatte.
    Die suchten eine absoluten Linux-Fan der auch außerhalb der Arbeitszeit in Open-Source-Projekten unterwegs ist. Bei der Arbeit sollte man dann aber mit Microsofts Viszual-Studio dazu nutzen um für embedded-Linux-Geräte zu entwicklen. Sowas geht genausogut mit der OPen-Source-IDE Eclipse.
    Die Firma hatte also nicht verstanden wie die Linux-Fans ticken.

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