Der für die US-Geheimdienste zuständige Director of National Intelligence, James Clapper, hat China als „Hauptverdächtigen“ für einen Hackerangriff bezeichnet. Das berichtet das Wall Street Journal. Bei dem am 4. Juni gemeldeten Hack wurden Akten einschließlich Sozialversicherungsnummern von bis zu 18 Millionen US-Bürgern eingesehen.
Der Cyberangriff galt dem Office of Personnel Management (OPM), das Akten zu aktuellen wie ehemaligen Mitarbeitern führt – und auch potenzieller Kandidaten. Einem Bericht der New York Times zufolge hatte der Generalinspekteur des OPM schon im November auf Sicherheitslücken in den Computern der Behörde hingewiesen. Die Sicherheitssysteme bezeichnete er demnach als einen „Traum für chinesische Hacker“.
Bisher war die US-Regierung allerdings mehr als vorsichtig mit konkreten Anschuldigungen gegen China – ganz im Gegensatz zu Nordkorea etwa, das für den Hack von Sony Pictures verantwortlich gemacht wurde und dem man ganz offiziell „eine angemessene Reaktion“ androhte. Noch letzte Woche vereinbarten hingegen die USA und China in Washington, gemeinsam einen normativen Verhaltenscode für Regierungen im Cyberspace zu schaffen. US-Außenminister John Kerry berichtete von einer „ehrlichen Diskussion, ohne Anklage und Schuldzuweisungen“.
Auch jetzt räumt Clapper ein, der Umgang mit dem Angriff sei „aufgrund von Sorgen über nicht beabsichtigte Folgen und sonstige verwandte politische Fragen“ nicht ganz einfach. Seit einem Erlass durch den Präsidenten vom April können die USA theoretisch Sanktionen gegen Personen oder Einrichtungen verhängen, die durch Cyberangriffe „die nationale Sicherheit, Außenpolitik, wirtschaftliche Gesundheit oder finanzielle Stabilität der USA“ bedrohen.
Quellen des Wall Street Journal zufolge erwägt die US-Regierung, im aktuellen Fall solche Sanktionen erstmals zu verhängen. Ein Sprecher erklärte, man werde die Reaktion auf den Zwischenfall nicht öffentlich machen, „aber die neuen Sanktionen sind selbstverständlich eine Möglichkeit.“
Vor einer Woche hatte schon die Agentur Reuters gemeldet, bei den Tätern handle es sich wahrscheinlich nicht um die militärischen Hacker aus China handelt, die für andere Einbrüche in US-Systeme verantwortlich gemacht werden. Vielmehr vermuteten die Ermittler, dass die Hacker von chinesischen Geheimdiensten beauftragt wurden. Dafür spreche offenbar nicht nur ihre Vorgehensweise, sondern auch die Tatsache, dass die beim OPM entwendeten Daten zur Gegenspionage geeignet sind.
[mit Material von Lance Whitney, News.com]
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