US-Forscher: Googles Algorithmus bevorzugt eigene Angebote

Sie führten A-B-Tests mit der Standardsuche und mit dem Datenschutz-Plug-in Focus on the User durch. Das Ergebnis: Google nimmt wissentlich Qualitätsverschlechterungen in Kauf, um eigene Angebote in den Mittelpunkt zu rücken.

Forscher sind bei einer Untersuchung zu dem Ergebnis gekommen, dass Googles Suchalgorithmen seine eigenen Webangebote bevorteilen. Dafür nehme Google bewusst eine Qualitätsverschlechterung im Kauf, heißt es in einem Forschungsbericht, zu dessen Autoren Ex-Google-Mitarbeiter Tim Wu von der Columbia Law School gehört.

Standard-Google-Resultat: Nur die grünen Bereiche sind echte Suchergebnisse (Bild: Tim Wu)Standard-Google-Resultat: Nur die grünen Bereiche sind echte Suchergebnisse (Bild: Tim Wu)

Den Bericht präsentierten Wu und Kollegen am Wochenende auf dem Antitrust Enforcement Symposium, einer Veranstaltung zu Kartellrechtsfragen der Universität Oxford. Bemerkenswert ist das auch, weil Wu früher selbst als Fellow für Google tätig war. Er gilt weiter als Google-Sympathisant, Befürworter der Netzneutralität und hat ein Buch „The Master Switch“ über Firmen im Informationszeitalter geschrieben.

Die Forscher haben A-B-Tests durchgeführt, um Googles Algorithmen zumindest teilweise nachvollziehen zu können: Abfragen wurden einmal mit Googles Standard-Suche durchgeführt, ein anderes Mal aber mit dem Plug-in „Focus on the User„, das verhindert, dass Daten aus Google+ berücksichtigt werden. Dabei fiel auf, dass die Standard-Google-Suche zu 45 Prozent häufiger interaktive Google-Angebote wie Maps einbindet. Die Forscher kommen zu dem Schluss, Google „reduziert das Allgemeinwohl“, um eigene Seiten in seinen Suchergebnissen oben präsentieren zu können.

Wu und sein Forscherkollege Michael Luca von der Universität Harvard arbeiteten an dem Projekt allerdings mit dem Yelp Data Science Team zusammen, was ihnen erste Kritik eingebracht hat: Schließlich gehört Yelp zu den 19 Beschwerdeführern gegen Google im EU-Kartellverfahren und ist keineswegs interessenlos.

EU-Kommissarin Margrethe Vestager hatte Mitte April eine offizielle Untersuchung zur Google-Suche eingeleitet. Auf einer bald danach bekannt gewordenen Liste der Beschwerdeführer findet sich neben Microsoft, Yelp, Expedia und Foundem auch der Verband Deutscher Zeitungsverleger. Letzterer hat laut Reuters die umfassendste Beschwerde gegen Google eingereicht. Die wichtigsten Beweise haben aber angeblich Googles US-Konkurrenten geliefert. Unabhängig davon läuft die Prüfung der Wettbewerbssitation von Android weiter.

(Montage: ZDNet.de)Googles Suche bevorzuge den eigenen Preisvergleichsdienst Google Shopping und verschaffe sich somit einen unfairen Vorteil, lautet die Anschuldigung. Die EU-Kommission kommt zu der vorläufigen Auffassung, dass dieses Verhalten gegen EU-Kartellrecht verstößt. Es behindere den Wettbewerb und schade Verbrauchern. Nach Ansicht der EU-Kommission reichen die bisherigen Selbstverpflichtungsangebote von Google nicht aus, um wettbewerbsrechtlichen Bedenken auszuräumen.

Die Wettbewerbshüter bemängeln vor allem fünf Punkte: Google platziere erstens den Preisvergleichsdienst auf den eigenen allgemeinen Suchergebnisseiten systematisch an besonders sichtbarer Stelle, unabhängig von der Relevanz. Dieses Verhalten begann 2008. Der Konzern wende zweitens das Sanktionssystem, das er auf der Grundlage bestimmter Parameter auf andere Preisvergleichsdienste anwendet, nicht auf die eigenen Preisvergleichsdienst an, was dazu führen kann, dass sie auf den allgemeinen Suchergebnisseiten von Google auf einem niedrigeren Rang erscheinen. Drittens war Froogle, der erste Preisvergleichsdienst von Google, nicht in den Genuss einer Vorzugsbehandlung gekommen und entwickelte sich schlecht.

Infolge der systematischen Bevorzugung durch Google verzeichneten viertens die beiden Nachfolgedienste, „Google Produktsuche“ und „Google Shopping“, höhere Zuwachsraten, zum Nachteil konkurrierender Preisvergleichsdienste. Und fünftens habe das Verhalten von Google negative Auswirkungen auf Verbraucher und Innovation. Konkurrenten hätten nur einen geringen Anreiz für Innovationen, da sie wüssten, dass der eigene Dienst unabhängig von seiner Qualität weniger sichtbar sein werde als der von Google.

[mit Material von Larry Dignan, ZDNet.com]

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Themenseiten: Google, Kartell, Suchmaschine

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4 Kommentare zu US-Forscher: Googles Algorithmus bevorzugt eigene Angebote

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  • Am 30. Juni 2015 um 10:06 von Q.E.D.

    Das normale Verhalten eines (Quasi-) Monopolisten.

    • Am 30. Juni 2015 um 10:37 von hicks

      frag doch mal siri nach einem musikstreaming-dienst :D

      • Am 30. Juni 2015 um 12:33 von PeerH

        Frag mal die Google Suchmaschine nach einem Musik Streamingdienst? ;-)

        Auch für Dich: Apple hat in keinem einzigen Bereich ein Quasi-Monopol oder gar ein Monopol. Google u.a. bei Suchmaschinen und mobilen Betriebssystemen – Android.

        Wenn Du das doof findest, musst Du Alternativen nutzen oder kaufen. ;-)

        • Am 30. Juni 2015 um 18:21 von hicks

          hier gehts nicht um ein quasi-monopol, sondern um den algorithmus. keiner wird gezwungen, die gogle-suche zu verwenden. ich zb nutze sie selten. logisch, dass man nicht eigene angebote auf seite 100 listet. aber ICH habe mich NICHT beschwert.
          —–
          bevor du mal wieder einen fail-kommi hinterlässt, hättest du mal vorher „musik streaming“ in die google-suche eingegeben. ich lache mich mal wieder scheckig über dich. schreibe uns doch bitte, was du als erstes findest LOL

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