Eine Milliarde Menschen kann Internet.org nutzen

Ein Jahr nach dem Start der Android-App wirbt Facebook um weitere Entwickler und Provider. Eine Auswahl findet nicht statt, um Vorwürfe zu entkräften. Alle Diensteanbieter und Netzbetreiber können mitmachen, wenn sie in Facebooks Regeln einwilligen.

Internet.org informiert in einem Blogbeitrag anlässlich des ersten Geburtstags seiner App, dass diese inzwischen 17 Länder mit einer Gesamtbevölkerung von rund eine Milliarde Menschen abdeckt. Die Zahl der tatsächlichen Nutzer der Smartphone-Anwendung nannte Internet.org nicht.

Android-App für Internet.org (Bild: Facebook)Android-App für Internet.org (Bild: Facebook)Die von Facebook-CEO Mark Zuckerberg ins Leben gerufene Organisation macht über die App ein Paket an werbefreien Internet-Basisdiensten verfügbar, ohne dass sie auf das Datenvolumen der Nutzer angerechnet würden. Das erste Land mit einer solchen App war vor einem Jahr Sambia gewesen. Bald folgten Ghana, Kenia, Kolumbien und Tansania. Allerdings wurden besonders in Brasilien und Indien auch Vorwürfe laut, Internet.org bevorzuge einige wenige Dienste auf Kosten anderer und stelle somit einen Verstoß gegen das Gebot der Netzneutralität dar. Facebook verfolge zwar die richtigen Ziele, wenn es jedermann Internetzugang verfügbar machen wolle, aber mit den falschen Mitteln.

Die Organisation rechtfertigte sich nicht nur, ein wenig Zugang sei besser als gar keiner, sie öffnete sich auch für Entwickler, um den Eindruck zu vermeiden, sie selbst definiere, was eine Internet-Grzundversorgung eigentlich sei. Jüngste Fortschritte des Bemühens stellt der heutige Blogbeitrag vor. Entwickler können sich jetzt auf Internet.org informieren, wie sie ihre Dienste zu einem Teil der Initiative machen. Unter anderem müssen sie auf Werbung verzichten und den Datenverbrauch entsprechend konkreten Vorgaben minimieren.

Internet.org umwirbt neben Entwicklern auch weitere Mobilfunkanbieter, die es unter internet.org/operators über die Möglichkeit einer Partnerschaft informiert. Es stellt ihnen außerdem ein Portal zur Verfügung, auf dem sie empfehlenswerte Vorgehensweisen und technische Werkzeuge finden. Eine Auswahl findet demnach nicht statt: Jeder Provider, der in die Bedingungen einwilligt und insbesondere das Internet.org-Dienstepaket kostenlos zu übertragen bereit ist, kann beitreten.

Bisher kann Internet.org mehr als ein Dutzend Providerpartner vorweisen. Es schildert die auf den ersten Blick unvorteilhafte Partnerschaft als äußerst rentabel: Mehr als die Hälfte der Anwender steige innerhalb der ersten 30 Tage auf einen teureren Vertrag um. „Internet.org ist nicht nur ein erfolgreiches Werkzeug, um die Menschen ins Netz zu bringen, sondern es zeigt ihnen auch erfolgreich die Vorteile des Internets und sorgt dafür, dass sie es schneller annehmen.“

Facebook-Log-in (Bild: Facebook)Neben Facebook selbst, das als Gründer der Initiative eine herausgestellte Position einnimmt („Internet.org by Facebook“), gehören Ericsson, Mediatek, Nokia, Opera, Qualcomm und Samsung zu den Mitgliedern – also lauter ITK-Firmen, die an einer größeren Verbreitung des mobilen Internets interessiert sind. Durch Internet.org sollen vier Milliarden bisher nicht vernetzte Menschen einbezogen werden.

Die Ausrichtung auf die App, die gewöhnliche Mobilfunknetze erschwinglicher macht, hat die ursprünglichen Planungen von Internet.org zu Drohnen- oder Satelliten-Internet für entlegene Regionen etwas in den Hintergrund gerückt. Anfang Juni hieß es etwa, dass Facebook sein Vorhaben aufgegeben habe, einen eigenen Satelliten in eine geostationäre Umlaufbahn zu befördern. Der Preis von rund 500 Millionen Dollar sei einfach zu hoch gewesen.

Facebook-CEO Mark Zuckerberg rechtfertigte diese Umorientierung auf dem Mobile World Congress 2015: „90 Prozent der Menschen leben heute schon in Reichweite des Netzes“, erklärte er dort. Über Drohnen und Satelliten rede die Öffentlichkeit zwar gerne, „das ist aber nur ein Randbereich dessen, was wirklich passiert.“

[mit Material von Don Reisinger, News.com]

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