Google umgeht die strikte Regulierung von Drohnenflügen in den USA, indem es eine für die NASA erteilte Ausnahmegenehmigung nutzt. Das berichtet der Guardian und beruft sich auf von ihm eingesehene Dokumente. Aus ihnen gehen außerdem technische Details über Googles experimentelle Drohnen hervor, die unter dem Codenamen Project Wing entwickelt werden. Sie wiegen demnach weniger als 25 Kilogramm und können eine Flughöhe von 120 Metern erreichen. Mehrere Elektromotoren sorgen für den Antrieb des unbemannten Luftfahrzeugs.
Den Dokumenten zufolge umging Google seit über einem Jahr die Regularien der US-Flugaufsicht FAA, indem es ohne Wissen der Öffentlichkeit eine Zusammenarbeit mit der Weltraumbehörde NASA einging und deren Ausnahmegenehmigung nutzte. Die NASA verfügt über ein Certificate of Waiver or Authorization (COA), das für Regierungsbehörden wie Polizei und Feuerwehr, militärische Organisationen sowie Universitäten gilt. Nach den FAA-Vorschriften gilt eine solche Genehmigung jedoch nur, wenn eine Behörde die Drohne besitzt oder ausschließlich selbst betreibt.
Ein kommerzieller Betrieb mit der COA-Ausnahmegenehmigung ist ausdrücklich untersagt. Wenn Unternehmen Drohnen betreiben oder testen wollen, müssen sie eine als „333“ bezeichnete Sonderfreigabe beantragen. Amazon erhielt im März 2015 eine vorläufige Genehmigung für Drohnentests. Amazon Logistics, die Logistik-Sparte des Online-Händlers, darf seither unbemannte Flugobjekte für Forschungs- und Entwicklungszwecke betreiben. Zuvor hatte sich Amazon lautstark über zu strenge Regeln für Drohnentests beschwert und Politikern nahegelegt, Druck auf die Flugaufsicht zu machen, die vorrangig für die Sicherheit des Flugverkehrs zuständig ist.
Google hat eine solche Sonderfreigabe bei der Federal Aviation Administration inzwischen ebenfalls beantragt, kann aber aufgrund des langen Rückstaus von Anträgen nicht mit einer baldigen Genehmigung rechnen. Drohnentests über die NASA-Partnerschaft durchzuführen, war vielleicht zunächst schlicht der einfachere Weg. Schon vor Jahren fielen enge Verbindungen zwischen der staatlichen Behörde und dem Privatunternehmen auf. Im November 2014 mietete die Google-Tochter Planetary Ventures von der NASA das historische Moffett Federal Airfield – einen von seiner Firmenzentrale in Mountain View weniger als zehn Kilometer entfernten Flughafen mit einer Grundstücksfläche von rund 400 Hektar. Google – oder in Zukunft vielleicht ein anderes Unternehmen der angekündigten Holding Alphabet –
will sich dort mit Robotik sowie Luft- und Raumfahrt beschäftigen.
Als Google vor einem Jahr die Öffentlichkeit über sein Project Wing informierte, berichtete es von einem Testprogramm seines Forschungsarms Google X, mit dem der Versand von Paketen bis zu 1,5 Kilogramm erprobt werden sollte. Erwähnt wurden dabei nur Drohnentests im australischen Bundesland Queensland, weil dort keine einschneidenden gesetzlichen Regelungen entgegenstanden – „fortschrittlich“ nannte Google die australischen Regeln.
Googles jüngste Drohnentests sollten zeigen, ob sich Mobilfunksignale für eine Flugverkehrskontrolle tieffliegender Drohnen eignen. Das Unternehmen musste daher in der letzten Woche auch Dokumente bei der US-Telekombehörde FCC einreichen, die der Guardian einsehen konnte. Die Flugexperimente sollten demnach auf einem abgelegenen privaten Gelände nahe Merced in Kalifornien durchgeführt werden.
„Googles vorgeschlagener Betrieb unbemannter Fluggeräte wird die Sicherheit nicht beeinträchtigen“, zitiert die Zeitung aus einem Antrag des Internetkonzerns. „Es wird vielmehr eine gleichwertiges oder höheres Maß an Sicherheit bieten wie durch andere Transportmethoden mit Lastwagen, Autos, Motorrädern oder größeren bemannten Flugzeugen.“
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