AOL hat eine Übernahme von Millennial Media zum Preis von 1,75 Dollar je Aktie oder 238 Millionen Dollar nach Abzug ausstehender Schulden angekündigt. Davon verspricht sich die Verizon-Tochter bessere Grundlagen für Werbung in Mobil-Apps. Insbesondere in den Ländern Singapur, Japan, Großbritannien, Frankreich und Deutschland werde man damit künftig stärker aufgestellt sein, heißt es.
Primär scheint die Übernahme auf größere Reichweite abzuzielen. AOL vermerkt, es könne somit Anzeigen in über 65.000 werbefinanzierten Apps verkaufen und bekomme Zugang zu rund einer Milliarde eindeutiger Nutzer weltweit. Außerdem könne man erstklassige technische, Vertriebs- und Produktmitarbeiter integrieren.
Die eigentliche Plattform von Millennial Media soll in „One by AOL“ einfließen, also AOLs Allzweck-Werbeplattform. TechCrunch berichtet dazu, Millennial Media sei zwar eine der ersten App-Monetarisierungsplattformen gewesen, habe aber laut Kritikern nicht mit neueren Entwicklungen in diesem Bereich Schritt gehalten. Während das Unternehmen bei seinem Börsengang 2012 noch mit einen Wert von 2 Milliarden Dollar ansetzte, liegt sein Börsenwert heute unter 300 Millionen Dollar. Die Übernahme dürfte sich besonders in die Strategie von Verizon einfügen, das AOL für 4,4 Milliarden Dollar aufgekauft hat – offenbar mit dem Zweck, seine ohnehin große Zahl an Mobilnutzern auszubauen und zu monetarisieren.
„AOL ist in einer guten Position, denn die Konsumenten verbringen immer mehr Zeit mit mobilen Geräten. Werbetreibende, Agenturen und Verlagshäuser sind also auf programmatische Monetarisierungstools angewiesen“, sagt Bob Lord, President von AOL, in der Pressemitteilung. „Wir investieren weiterhin in unsere Plattformen und Technologien, und die Übernahme von Millennial Media beschleunigt die Ausdehnung unseres wettbewerbsfähigen Mobilangebots durch One by AOL und erweitert unser aktuelles Angebot für Publisher mit einer lückenlosen Monetarisierungsplattform für App-Entwickler.“
AOL zitiert eine Statistik zum US-Markt von eMarketer: Demnach 69 Prozent der Ausgaben für mobile Werbung über programmatische Werbung erzielt, nämlich mehr als 14 Milliarden Dollar. Programmatisch bedeutet dabei automatisiert, auf Grund von in Echtzeit durchgeführten Big-Data-Analysen. Die Ausgaben für programmatische Videowerbung sollen in den Staaten bis 2016 vier Milliarden Dollar erreichen. Auch gehe Cowen & Company davon aus, dass Werbung für mobile Display und Video von rund 3,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 bis 2018 auf 9,2 Milliarden US-Dollar ansteigen wird, das heißt mit einer jährlichen Gesamtwachstumsrate von 35 Prozent.
Millennial Media wurde 2006 gegründet und hat seinen Geschäftssitz in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland. Weitere US-Niederlassungen unterhält es in Atlanta, Boston, New York und San Francisco, internationale Büros aber in Hamburg, London, Paris, Singapur und Tokio. Die Fusion könnte im Herbst 2015 abgeschlossen werden, falls alle zuständigen Aufsichtsbehörden zustimmen.
AOL hatte Ende 2014 eine Werbe- und Suchpartnerschaft mit Microsoft geschlossen. Es nutzt seit 1. Januar 2015 die Bing-Suche und verkauft Microsofts Display-, Mobile- und Videowerbung in neun Ländern – darunter Deutschland. Microsoft-Apps sind ebenso enthalten wie MSN, Outlook, Skype und Xbox.
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