NSA-Whistleblower: Keine Software ist „sicher vor Überwachung“

Der ehemalige NSA-Beamte William Binney bezieht seine Aussage auch auf freie und Open-Source-Software. Ihm zufolge stehen der NSA dank eines Jahresbudgets von 10 Milliarden Dollar enorme Ressourcen zur Verfügung. Die Flut der von der NSA gesammelten Daten verhindere aber eine effektive Auswertung.

Der ehemalige NSA-Beamte William Binney hat die US-Regierung in einer Reddit-Fragestunde als „größte Bedrohung für US-Bürger“ bezeichnet. Binney, der 30 Jahre lang für die National Security Agency (NSA) gearbeitet hat, sagte zudem in Bezug auf freie und Open-Source-Software wie Linux: „Ich glaube nicht, dass irgendeine Software sicher ist vor Überwachung“.

NSA-Zentrale in Fort Meade, Maryland, USA (Bild: nsa.gov)Anbieter von Open-Source-Software wie der Cryptocat-Entwickler Nadim Kobeissi vertreten die Ansicht, dass Open-Source-Code das Einfügen von Hintertüren nahezu unmöglich macht. Ladar Levinson, Gründer des früher auch von Edward Snowden benutzten E-Mail-Diensts Lavabit, sagte dazu Anfang des Jahres: „Das wirkliche Problem ist, dass man nicht weiß, wem man vertrauen kann und wem nicht. Ich persönliche setze auf offene Plattformen, Systeme und Tools, bei denen ich nachschauen kann – oder, wenn nicht ich selbst, dann einer meiner Kollegen.“

Binney empfahl indes scherzhaft „Rauchsignale“ als mögliche Gegenmaßnahme zur massenhaften Überwachung der US-Regierung. „Mit dem NSA-Budget von mehr als 10 Milliarden Dollar pro Jahr haben sie mehr Ressourcen für den Zugriff auf Deine Daten als Du dir je für deinen Schutz erhoffen kannst“, sagte Binney.

Schutz bietet Binney zufolge eigentlich nur die riesige Masse der Daten, die die NSA sammelt und verarbeitet. Ihre Einstellung, „alles zu sammeln“, überfordere die NSA, so Binney im April in einem Interview mit ZDNet.com. Die Auswertung der Daten sei nicht länger effektiv, was er als „Bulk Data Failure“ bezeichnete.

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Binney verließ die NSA im Oktober 2001, also rund einen Monat nach den Terroranschlägen vom 11. September und wenige Tage nach der Einführung des Abhörgesetzes Patriot Act. Binney war nach eigenen Angaben zuletzt an der Entwicklung eines Abhörprogramms beteiligt, das drei Wochen vor den Anschlägen zugunsten eines neuen, deutlich teureren und umfassenderen Programms eingestellt wurde. Edward Snowden bezeichnete den NSA-Kritiker Binney als einen Grund dafür, dass er Geheimunterlagen der NSA entwendet und an Journalisten übergeben hat.

Als einzige Möglichkeit, die Aktivitäten der National Security Agency einzuschränken, sieht Binney Gesetzesänderungen an. „Wenn man da sitzt und nichts macht, dann ist man erledigt“, ergänzte Binney.

In der vergangenen Woche hatte die NSA erklärt, sie lege 91 Prozent der von ihr entdeckten „gravierenden“ Schwachstellen gegenüber den Herstellern von Hardware und Software offen. Einen kleinen, nicht näher benannten Anteil hält der Auslandsgeheimdienst nach eigenen Angaben jedoch aus Gründen der „nationalen Sicherheit“ geheim. Mehreren Quellen von Reuters zufolge soll die NSA viele Schwachstellen zuerst für eigene Zwecke wie Cyberangriffe nutzen und erst danach die jeweiligen Anbieter informieren.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]

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Themenseiten: National Security Agency, Privacy, Software, Überwachung

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2 Kommentare zu NSA-Whistleblower: Keine Software ist „sicher vor Überwachung“

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  • Am 15. November 2015 um 3:09 von Tom

    Schoenen Gruss von der Stasi…
    die haben auch soviel gesammelt das keiner mehr alles auswerten konnte.

    Wie lange ist das nu schon wieder her… und die NSA hat immer noch nix draus gelernt.
    Geschichte wiederholt sich eben doch und Lernresistenz ueberdauert alles.

  • Am 13. November 2015 um 10:16 von Gast

    Für jeden PC den man schon hat braucht man einen Zweit-PC (günstiger Gebrauchter); dann fitte Programme, die automatisch weitere Fake-Nutzer für mich anlegen, und dann Fake-Datenverkehr den ganzen Tag über erzeugen (Mails schreiben; Seiten aufrufen, …); dabei dürfen die Programme einen anzugebenden Prozentsatz meiner DSL-Bandbreite benutzen;
    Dies würde die Datenflut weiter erhöhen, und das sinnvolle Nutzen dieser erschweren.

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