Jolla startete vor ziemlich genau zwei Jahren den Verkauf seines ersten Smartphones. Wie Antti Saarnio, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender von Jolla, jetzt bekannt gegeben hat, hat das finnische Mobil-Start-up Jolla einen Großteil der Belegschaft entlassen und Gläubigerschutz beantragt.
Saarnio nennt als Grund dafür den Rückzug des Lead-Investors. Damit fehlten dem Unternehmen bereits fest eingeplante 10 Millionen Euro. Saarnio hofft nun, die angelaufene Finanzierungsrunde doch noch erfolgreich abschließen und dann den Betrieb wieder aufnehmen und ausbauen zu können.
„Jolla kämpft jetzt um sein Überleben. Schlüssel in diesem Kampf ist, dass wir die Finanzierung für den Dezember schaffen. Wenn uns das gelingt, kann auch das Tablet-Projekt erfolgreich werden“, so Saarnio auf der Firmenwebsite.
Die Schwierigkeiten bei diesem Projekt scheinen auch der Anlass für den Ausstieg des Investors zu sein. Die Markteinführung hatte sich vor allem wegen Hardwareproblemen verschoben, zudem floss ein Großteil der für das Tablet ausgegeben Gelder in die Weiterentwicklung des Mobilbetriebssystems Sailfish OS. Denn, so Saarnio „obwohl das Tablet-Projekt für Jolla nicht profitabel war, war es ein Schlüsselprojekt, um Sailfish OS auf ein höheres Niveau zu heben.“
Abschließend denkt Saarnio darüber nach, dass man mit dem Projekt eines alternativen Mobilbetriebssystems vielleicht etwas zu früh dran ist und man sich wohl noch etwas gedulden müsse, bis die Welt verstanden habe, wie wichtig es ist, eine Alternative zu Android zu haben. Allerdings stehe man kurz davor. Es habe bereits viele recht weit fortgeschrittene Gespräche mit Partnern gegeben, die Sailfish OS in ihren Projekten einsetzen wollten.
Sofern die aktuelle Finanzkrise überwunden wird, könne diesbezüglich schon „bald“ etwas Konkretes angekündigt werden. Mehrere gerade erst entlassene Mitarbeiter haben bereits ihr Interesse bekundet, zu dem Unternehmen zurückzukehren. Außerdem denkt man offenbar darüber nach, wie Sympathisanten zur Unterstützung der Entwicklung beitragen können. Auch diesbezüglich stellt Saarnio Ankündigungen in Aussicht.
Für Jolla wird es mit der Zeit aber nicht einfacher, denn mit dem Anspruch, eine Alternative auf dem Betriebssystemmarkt zu bieten, steht es längst nicht mehr allein da. Erst kürzlich hat Telefónica als erster europäischer Provider ein Smartphone mit Cyanogen OS angekündigt. Das Modell BQ Aquaris X5 wird in Spanien bereits verkauft, in Deutschland und Großbritannien wird es demnächst erhältlich sein. Der Preis dürfte knapp über 200 Euro liegen. Außerdem machen auch Mozilla mit Firefox OS und Canonical mit Ubuntu auf Smartphones allmählich Fortschritte – obwohl sie grundsätzlich mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wie Jolla. Allerdings kann bei Mozilla und Ubuntu zumindest die Finanzierung als gesichert angesehen werden.
[Mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]
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