Auf dem 32. Chaos Communication Congress (32C3) in Hamburg hat Hacker Felix Domke eine Analyse vorgelegt, wie der Autohersteller VW mutmaßlich seine Abgaswerte manipulierte. Per Reverse Engineering konnte er die Algorithmen der Fahrzeugsoftware eines eigenen Pkw nachvollziehen und seine Erkenntnisse auch in der Praxis auf einer Rolle reproduzieren.
Die Demonstration findet sich in einem 65-minütigen Video vom 32C3 ab der 40. Minute. Die von Zulieferer Bosch programmierte Software „Engine Electronic Control Unit“ oder kurz „Engine ECU“ kennt demnach bestimmte Bedingungen, unter denen sie einen Modus zur Reduktion von Stickoxid im Katalysator mittels der Harnstofflösung AdBlue/DEF aktiviert beziehungsweise deaktiviert. Diese Bedingungen legt VW fest.
Der Algorithmus dafür heißt im von Domke entschlüsselten Programmcode Akustikfunktion. Einen Zusammenhang mit dem Geräuschpegel des Fahrzeugs konnte Domke aber nicht erkennen. Die Parameter deuten vielmehr darauf hin, dass sie für Abgastests bestimmt war – beispielsweise Kaltstart bei einer Vorwärmtemperatur des Motors von 20 Grad.
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In der Praxis trat der „Normalmodus“ genannte Stickoxid-Sparmodus laut Domke nur etwa während 2 bis 3 Prozent der Fahrzeit in Aktion. Den Rest der Zeit wurde weniger oder gar kein AdBlue zugeleitet und entsprechend mehr Stickoxid ausgestoßen. Entsprechend lag der Verbrauch an AdBlue (0,6 l/1000 km) deutlich unter dem erwarteten Wert von 2,5 l/1000 km.
Dass das Fahrzeug sich meistens im „Alternativmodus“ befindet, ist nicht überraschend. Er greift laut dem Algorithmus bei einer Motortemperatur ab minus 3276,8 Kelvin (minus 3003 Grad Celsius), also immer – außer wenn bestimmte Kriterien auf einen möglicherweise laufenden Abgastest hinweisen. Der für den Katalysator vorgesehene Code macht fast ein Sechstel der Bosch-Steuersoftware für den Motor aus.
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4 Kommentare zu 32C3: Hacker vollzieht VW-Manipulation per Reverse Engineering nach
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Mittlerweile habe ich recherchiert, wieso diese °Akustikfunktion“ bei Bosch implementiert worden ist:
Als da zum ersten Mal diskutiert wurde, Abgaswerte könnten ja auch getürkt werden, meinte einer der Mitarbeiter:
„So ein Betrug schreit doch zum Himmel!“
Aha, sagte ein anderer: Das ist dann ja wohl ein Fall für eine Akustikfunktion.
Seht ihr, alles ist so einfach!
Da haben die Bosch Software-Entwickler in ihrem Programm-Code alle möglichen Eventualitäten berücksichtigt, wenn sie sogar auf Temperaturen von minus 3276,8 Kelvin (minus 3003 Grad Celsius) reagierten. Hier hätten vielleicht neben dem Informatik-Studium ein oder zwei Semester Physik geholfen, um zu verstehen, dass das Blödsinn ist. Oder hat der Autor hier vielleicht etwas falsch verstanden – dann würde auch hier die ein bis zwei Semester helfen!
Einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Vielleicht hat sich der Autor des Artikels – das bin ich – nicht klar genug ausgedrückt. Die Bosch-Software sieht Domke zufolge vor, ab einer bestimmten Motortemperatur in einen „Alternativmodus“ zu schalten. VW hat diesen Wert geradezu absurd niedrig gesetzt, wenn die Recherche stimmt. Aber schauen Sie sich doch ruhig mal das Video an, wo Domke die Pointe zelebriert.
Der Vortrag und die Recherche sind nicht uninteressant und teilweise sehr gut erklärt. Allerdings verstehe ich nicht, warum Herr Domke im Zusammenhang mit der Softwaremanipulation von der Verwendung von Adblue zur Reduzierung des NOx Ausstoßes spricht. Bis auf einige wenige Motoren (z.B. im Sharan) bei denen die betroffene Manipulationssoftware auf das Steuergerät programmiert wurde, wird überhaupt kein Adblue eingesetzt! Herr Domke hat also bei seiner Forschung auf’s falsche Pferd gesetzt. Es wäre wichtig zu wissen, was die Manipulationssoftware dann eigentlich bei den EA189 Motoren überhaupt verändert bzw. maipuliert.