Apple arbeitet offenbar an einem Migrationswerkzeug, das Nutzern einen Umstieg von iOS auf Android erleichtern soll. Laut einem Bericht des britischen Telegraph beugt es sich damit dem Druck europäischer Mobilfunkanbieter. Apple soll ihnen nachgegeben haben, um möglichen Ärger mit der EU-Wettbewerbsaufsicht zu vermeiden.
Der Telegraph beruft sich auf einen Brancheninsider, laut dem die Provider sich darüber besorgt zeigen, dass nur eine sehr kleine Kundengruppe von einem iPhone zu einem anderen Gerät wechselt. Sie führen dies teilweise auf den komplizierten Datenumzug zurück.
Mit dem aktuell in der Entwicklung befindlichen Tool soll der Vorgang vereinfacht werden. So sollen Nutzer künftig Daten wie Kontakte, Musik und Fotos ohne großen Aufwand von iOS zu Android umziehen können.
Ein entsprechendes Werkzeug für den umgekehrten Weg von Googles Mobilbetriebssystem zu iOS hatte Apple schon im Juni 2015 angekündigt und Mitte September schließlich unter dem Namen „Move to iOS“ in Google Play verfügbar gemacht. Damit lassen sich Kontakte, Fotos und andere Daten automatisch via WLAN migrieren. Das funktioniert jedoch nur bei der Ersteinrichtung des iOS-Geräts. Andernfalls muss der Nutzer das iPhone beziehungsweise iPad zunächst löschen oder die Android-Daten manuell übertragen.
Zu den Daten, die „Move to iOS“ automatisch an ein iOS-Gerät übergibt, macht Apple keine Angaben. Laut einem Test von Ars Technica kann die App unter anderem Kontakte, Bilder, Videos, Lesezeichen, E-Mail-Konten und Kalender kopieren. Lesezeichen lassen sich nur von Chrome für Android auf Chrome für iOS übertragen, und das auch nur, wenn unter Android die neueste Chrome-Version installiert ist. Apps müssen generell neu installiert werden – auch solche, die für beide Plattformen vorliegen.
Apple wollte den Bericht des Telegraph nicht kommentieren. Sollte es tatsächlich eine „Move to Android“-App veröffentlichen, käme dies einer Kehrtwende in seiner Denkweise gleich. Denn Apple-Gründer Steve Jobs hatte seinerzeit noch gefordert, „Kunden tiefer in unser Ökosystem einzusperren“, wie aus einer im Rahmen des Prozesses gegen den Erzrivalen Samsung bekannt gewordenen E-Mail hervorgeht.
Update vom 12. Januar: Gegenüber Recode hat Apple den Telegraph-Bericht inzwischen dementiert. „Da ist nichts Wahres dran“, sagte ein Apple-Sprecher. „Wir konzentrieren uns ausschließlich darauf, Nutzer von Android aufs iPhone zu bringen, und das läuft großartig.“
Die EU-Kommission hatte schon 2013 Fragebögen an Mobilfunkanbieter verschickt, um zu erfahren, ob Apple seine beherrschende Marktposition ausnutzt, um bei Verhandlungen für die Provider nachteilige Bedingungen durchzudrücken. Da sie laut Telegraph jedoch keine konkreten Antworten erhielt, kam es nie zu einer offiziellen Untersuchung.
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