Sieben Firmen testen selbstlenkende Autos auf Kaliforniens Straßen

Google-Fahrzeuge legten 424.331 Meilen zurück - von insgesamt 523.958 Meilen. Die Elektronik versagte dabei in 272 Fällen, außerdem schritt der Fahrer 69-mal aus Sicherheitsgründen ein. Andere Firmen melden deutlich mehr Interventíonen pro Meile - mit Ausnahme von Tesla.

Der US-Staat Kalifornien hat Zahlen zu Testfahrten mit selbstlenkenden Autos auf seinen Straßen veröffentlicht. Die weitaus meisten Kilometer und auch die detailliertesten Angaben machte Google (PDF). Insgesamt haben aber elf Firmen die nötige Genehmigung. Sieben von ihnen führten im Zeitraum September 2014 bis Dezember 2015 tatsächlich Fahrten durch.

Selbstlenkendes Auto (Bild: Google)Die vom California Department of Motor Vehicles (DMV) von jeder Testlizenzinhaber eingeholte Statistik enthält Angaben, wie oft der bei Testfahrten stets anwesende menschliche Fahrer eingreifen musste. Sie unterscheidet dabei sogar zwischen einem Ausfall der Elektronik und einer Intervention aus Sicherheitsgründen.

In den 16 durch den Bericht abgedeckten Monaten legten autonome Fahrzeuge in Kalifornien insgesamt 523.958 Meilen (fast 850.000 Kilometer) zurück. Auf Google entfielen 424.331 Meilen oder mehr als 680.000 Kilometer. Dabei übergab die Elektronik in 272 Fällen die Kontrolle an den Fahrer. Umgekehrt sah sich der Mensch 69-mal veranlasst, die Kontrolle von der Elektronik zu übernehmen.

Die aktuellen kalifornischen Testbedingungen schreiben vor, dass zu jedem Zeitpunkt ein Mensch am Steuer sitzen muss. Dessen durchschnittliche Reaktionszeit betrug Googles Bericht zufolge 0,84 Sekunden.

Tesla meldet mit einem einseitigen Report keinerlei Eingriffe des menschlichen Fahrers. Es nennt aber auch keine Kilometerzahl. Die anderen Tester registrierten teils deutlich mehr Eingriffe pro Streckeneinheit als Google. So kam Nissan auf 1485 Testmeilen und 106 Übernahmen durch den Fahrer, überwiegend durch Ausfälle der Elektronik bedingt. Mercedes-Benz meldet 1738 von zwei Autos zurückgelegte Meilen, auf denen die Fahrer 1031-mal einschritten – überwiegend allerdings, um „die Technik zu evaluieren“ oder weil sie sich unwohl fühlten. Es führt jeden dieser Zwischenfälle mit Wetter- und Straßenbedingungen minutiös auf.

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Auch Bosch testet in Kalifornien seit Dezember 2014 einen Autopilot. Seine Fahrzeuge legen pro Monat selten mehr als 100 Meilen zurück. Die Testreihe wird vom TÜV Süd unabhängig überwacht. Die Zahl der menschlichen Eingriffe pro Monat und Kilometer war bis September 2015 tendenziell rückläufig, ist seither aber wieder deutlich gestiegen – offenbar durch Inbetriebnahme eines zweiten Fahrzeugs.

Interessante Details liefert auch der Report von Delphi Automotive, das sein autonomes System in zwei Audi-Fahrzeugen testet. Diese legten bisher 7157 beziehungsweise 9505 Meilen zurück. Delphi unterscheidet nach Gründen für Ausfälle des autonomen Systems. Der häufigste sind schlechte Fahrbahnmarkierungen, aufgrund derer 110-mal der Fahrer einschreiten musste. 102-mal gelang es der Elektronik nicht, eine Ampelanlage wahrzunehmen. Und immerhin noch 50-mal griff der Fahrer ein, um in einem Stau einen von der Automatik nicht vorgesehenen Spurwechsel vorzunehmen. Dagegen registrierte Delphi nur 21 Zwischenfälle, in denen unerwartetes Verhalten eines anderen Fahrers eine Reaktion erforderlich machte.

Den siebten und letzten Bericht hat Volkswagen Nordamerika eingereicht, das seine Testfahrzeuge Igor und Jack nennt. Igor legte 5531 Meilen autonom zurück, wobei das System 85-mal ausfiel. Jack machte 9414 Meilen und musste dabei 175-mal von Hand korrigiert werden.

Kalifornische Testlizenzen besitzen zusätzlich auch BMW, Cruise Automation, Ford und Honda, die bisher aber keine Fahrten meldeten.

Die kalifornische Verbraucherschutzorganisation Consumer Watchdog beurteilte die Berichte als positiven Schritt. Der menschliche Fahrer sei erkennbar weiter notwendig. Ihr Sprecher John Simpson forderte Google auf, einmal ein Video mit dem Eingreifen eines Fahrers zu publizieren. Schließlich nutze es öffentliche Straßen für private Tests.

[mit Material von Colin Barker, ZDNet.com]

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