Die Wikimedia Foundation, Herausgeber des Online-Lexikons Wikipedia, hat mit der Berufung von Arnnon Geshuri in den Vorstand der Stiftung einen Proteststurm ausgelöst. Wie Ars Technica berichtet, haben inzwischen mehr als 200 freiwillige Autoren in einer öffentlichen Abstimmung dem Kandidaten ihr Misstrauen ausgesprochen. Auslöser ist seine mögliche Verwicklung in den Skandal um das zwischen mehreren IT-Firmen vereinbarte Abwerbeverbot.
„Im besten Interesse der Wikimedia Foundation muss Arnnon Geshuri als Mitglied des Wikimedia Foundation Board abberufen werden“, heißt es in dem Aufruf, der inzwischen von 223 Autoren unterstützt wird. Gegenstimmen kamen bisher von 17 Unterstützern, darunter laut Ars Technica das Kuratoriumsmitglied Guy Kawasaki.
Geshuri, der derzeit bei Tesla beschäftigt ist, hat dem Bericht zufolge von 2004 bis 2009 in der Personalabteilung von Google gearbeitet. Dort war er mit einem Team von rund 900 Personalvermittlern mit der Sichtung von rund 2,5 Millionen Bewerbungen pro Jahr betraut. In dieser Zeit soll Google unter anderem mit Adobe, Apple und Intel ein Anti-Abwerbe-Abkommen vereinbart haben. An einer Sammelklage beteiligten sich mehr als 64.000 ehemalige und aktuelle Mitarbeiter, die zwischen 2005 und 2010 bei den insgesamt sieben betroffenen Firmen beschäftigt waren. Vor rund einem Jahr erhielten sie eine Entschädigung von 415 Millionen Dollar.
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Laut Gerichtsunterlagen sowie verschiedenen Medienberichten soll Geshuri eine zentrale Rolle bei Gesprächen zwischen dem ehemaligen Apple-CEO Steve Jobs und dem damaligen Google-Chef Eric Schmidt gespielt haben. Einer von Pando Daily veröffentlichten E-Mail zufolge hatte sich Geshuri bei Schmidt dafür entschuldigt, dass ein Mitglied seines Teams versucht hatte, einen Apple-Mitarbeiter abzuwerben. „In diesem speziellen Fall wird die Person, die den Apple-Mitarbeiter kontaktiert hat, in der nächsten Stunde entlassen“, heißt es demnach in der E-Mail.
Einige der protestierenden Autoren bezweifeln nun, dass Geshuri in der Lage ist, „das für seine Position erforderliche Bekenntnis zu den Grundsätzen der Stiftung“ einzuhalten. Der Manager besitze zwar zweifelsohne wichtige Qualifikationen, „ich kann mir allerdings nur schwer vorstellen, dass es keine weniger kontroverse Person mit ähnlichen Qualifikationen gibt“, begründet ein Kritiker seine ablehnende Haltung.
Das Misstrauensvotum ist allerdings rechtlich nicht bindend für die Wikimedia Foundation. Es sollte aber vom Kuratorium berücksichtigt werden, um die Wertvorstellungen der Stiftung einzuhalten.
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3 Kommentare zu Wikipedia-Autoren protestieren gegen neues Mitglied der Geschäftsleitung
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Es ist auch wichtig, diesen Protest in die aktuellen anderen Geschehnisse einzuordnen.
Erst kurz vorher wurde das von der Community gewählte Mitglied James Heilman aus dem Board entfernt, weil er die Intransparenz des Boards und des Managements der Wikimedia Foundation nicht mittragen wollte und angefangen hatte. die falschen Fragen zu stellen.
Es besteht ein Grundkonflikt, wenn es darum geht, ob neue technische Weiterentwicklungen dem menschlichen Editoren dienen sollen oder diese peu a peu ersetzen.
Management und board der Wikimedia Foundation setzen keine Strategien, die die Idee der freien Wissenvermittlung mit und um das enzyklopädische Kernprojekt Wikipedia voranbringen. Stattdessen herrscht in der Techbubble die Kalifornische Ideologie vor, dass Technik den Menschen weitergehend ersetzen sollte. Es geht der Foundation um eine konsumerfreundliche Frage/Antwort-Maschine während die hundertausend Editoren weltweit in vielen verschiedenen Sprachen und Kulturen in der Idee der Wissenvermittlung mehr sehen als reine Informationsverarbeitung.
Eine Enzyklopädie ist mehr als eine Datenbank.
Vorausgesetzt, alle genannten Fakten entsprechen den Tatsachen, ist es nicht verwunderlich, dass Geshuri als provokanter Machtmensch ohne große Skrupel gesehen wird. Nach den vielen diesbezüglichen Streitereien in der Vergangenheit um Führungspositionen, strittige Arbeitsweisen und skandalösen Ereignissen innerhalb der Wikimedia-Foundation sowie übergreifend Wikipedia-Foundation ist die Sensibilität der Autoren schon nachvollziehbar. In der Stiftung sollten wirklich nur geradlinige charakterlich saubere und umgängliche Menschen Führungsaufgaben bekommen. Damit tun sich alle Beteiligten selbst einen gefallen, weil das Image nicht noch weiter leidet.
mfg R.K.
„In der Stiftung sollten wirklich nur geradlinige charakterlich saubere und umgängliche Menschen Führungsaufgaben bekommen.“ Das heißt dann, das die Führungspositionen unbesetzt bleiben oder unter welchem Stein sollten solche Personen gefunden werden?!? Dazu passend auch der Kommentar von JB: „weil er die Intransparenz des Boards und des Managements der Wikimedia Foundation nicht mittragen wollte und angefangen hatte. die falschen Fragen zu stellen.“